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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Erscheinung.
    Und dieser Mann beobachtete und musterte sie mit der gleichen konzentrierten Aufmerksamkeit wie sie ihn. Danni fühlte sich ein bisschen unsicher in ihrem verwaschenen T-Shirt mit dem Rettet die Kinder- Aufdruck und den pinkfarbenen Boxershorts - was jedoch völlig lächerlich war, da er ja nicht wirklich hier war.
    Doch das zu wissen änderte leider überhaupt nichts daran, dass ihr Magen sich vor Unsicherheit und Furcht zusammenkrampfte.
    Danni verschüttete sogar ihren Kaffee, als sie ihre Tasse abstellte - weil sie ihr sonst aus der Hand gefallen wäre. Der Mann, der das offenbar als Billigung seiner Anwesenheit auslegte, entspannte sich und begann sich zu bewegen. Manchmal war das so, erinnerte sich Danni. Mitunter schienen die Erscheinungen sie wie Reiseleiter auf einen gruseligen Ausflug mitzunehmen - während ihnen in anderen Visionen nicht einmal bewusst zu sein schien, dass sie Dannis Realität verschwinden ließen und sie zwangen, einen Blick in eine andere zu tun.
    In ihrer Kindheit waren diese Besuche - die Visionen - häufige und aufregende Erlebnisse gewesen. Das jähe Umschlagen der Luft hatte sich für sie damals wie Fliegen angefühlt. Aber sie hatte seitdem schon so lange keine Visionen mehr gehabt, dass sie sie fast vollständig vergessen hatte. Nein, berichtigte sie sich, vergessen hatte sie die Visionen nicht - sie hatte diese Erfahrungen bloß aus ihrem Gedächtnis gelöscht, weil nur Verrückte Dinge und Menschen wahrnahmen, die es gar nicht wirklich gab.
    Aber jetzt geschah es wieder. Warum? Warum ausgerechnet jetzt - nach all den Jahren?
    Der Mann trat einen Schritt zurück und machte ihr ein Zeichen, ihm zu folgen, während hinter seinen breiten Schultern die vertrauten Küchenwände schon verschwanden und, wie ein vor ihren Augen entstehendes Gemälde, eine raue, urwüchsige Landschaft an ihrer Stelle erschien.
    Das Bild hatte verschwommene Konturen und eine körnige Textur, und dennoch wirkte es nicht weniger lebendig und real als dieser Mann vor ihr.
    Zu real.
    Ein schier endloser, bunter Teppich von lebhaften Grüntönen, erdigen Braun- und dunklen Graunuancen erstreckte sich vor ihr, und stirnrunzelnd versuchte sie, diese Landschaft irgendwo einzuordnen. Kannte sie den Ort? Hatte sie ihn schon einmal gesehen? Von den hellen Kacheln auf ihrem Küchenboden trat der Mann auf durchnässtes Gras, in dem er Fußabdrücke hätte hinterlassen müssen, was aber natürlich nicht der Fall war. Seine Schritte waren ebenso unwirklich wie seine Gegenwart, und nur äußerst widerstrebend folgte Danni ihm.
    Es fühlte sich so an, als gingen sie ein Stück, obwohl Danni sehr wohl bewusst war, dass sie ihre Küche nie verlassen hatten. Trotzdem spürte sie die frostige Erde unter ihren Füßen, den eisigen Wind in ihrem Gesicht und den feuchten Dunst in ihren Haaren, deren Kälte durch ihre dünne Kleidung bis in ihre Knochen drang. Alles Empfindungen, die stark, real und sehr beklemmend waren.
    Durch ein Tal folgte sie dem Mann zu einem ihr unbekannten Ziel. Der Himmel über ihnen grollte und überzog sich mit düsteren grauen Schattierungen von Stahl und Schiefer, die sogar die üppigen smaragdgrünen Wiesen verdunkelten und die Luft mit eisiger Feuchtigkeit erfüllten. Der scharfe Wind brachte den Geruch von Meersalz mit, als er die Äste der Erlen schüttelte und mit dem langen Ledermantel und dem kurz geschnittenen Haar des Fremden spielte. Irgendwo in der Nähe konnte Danni das Rauschen und Aufbranden von Wellen hören.
    Wo bringst du mich hin?
    Als hätte sie die Frage laut gestellt, blieb der Fremde stehen und blickte sich nach ihr um. Etwas Sehnsüchtiges, Verlangendes lag in seinen Augen, als er sie schweigend ansah, und Dannis Herz schlug noch schneller von dem Echo, das es tief in ihrem Innersten erzeugte. Wer war dieser Mann? Und warum hatte sie das Gefühl, als müsste sie ihn kennen?
    Mittlerweile hatten sie den Rand eines über die See hinausragenden Abhangs erreicht, von dem ein gefährlich schmaler Fußweg in die Tiefe führte. Während Danni noch hoffte, dass der Mann einen anderen Weg einschlagen würde, begann er schon, den steilen Hang hinabzusteigen. Seine langen Beine bewältigten den Abstieg mühelos, aber Danni hatte alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten, und war sich beinahe sicher, dass sie ein tödlicher Sturz erwartete - was immer das auch in ihrer derzeitigen Situation bedeuten mochte. Denn würde es überhaupt real sein, wenn sie in einer Vision der Tod

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