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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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einmal hier gewesen. Doch bevor sie sich die verschwommene Erinnerung deutlicher machen konnte, war sie schon wieder verflogen.
    Entsetzen stand jetzt in den Augen ihrer Mutter und verriet sich in der Art, wie ihr Blick zwischen der körperlosen Stimme und dem Mann an ihrer Seite hin- und herglitt, der jetzt die Hände hochnahm und sie - in einem allgemein bekannten Zeichen der Ergebung - mit den Handflächen nach oben über seinen Kopf hielt.
    Doch der Wortwechsel zwischen der Frau und ihrem unsichtbaren Gegner wurde lauter, bis die feindseligen Worte überall von den Höhlenwänden widerhallten. Die in der Luft liegende Spannung verstärkte sich wie der Druck einer sich zusammenziehenden Drahtschlinge, die jeden Augenblick die Haut durchtrennen würde. Warum nur konnte Danni nicht verstehen, was gesprochen wurde?
    Plötzlich hallte ein lauter Knall von den Höhlenwänden wider, und Dannis Schreie vermischten sich mit denen ihrer Mutter und der Kinder. Ein Schuss, dachte sie. Das war ein Schuss. Und während ihr Verstand noch das Geräusch bestimmte, reagierte ihr Körper bereits auf den scharfen Schmerz, der sie durchfuhr. Es war, als hätte sich eine Kugel in ihr Herz gegraben. Sie blickte an sich herab und erwartete, Blut zu entdecken - das Leben selbst aus sich herausströmen zu sehen. Aber da war nichts, absolut nichts, was diesen jähen, scharfen Schmerz erklären würde. In Schock und Panik blickte sie sich um und sah die zusammengesunkene Gestalt bei dem Grüppchen angsterfüllter Menschen. Und erst da begriff sie, was der Mann bei ihrem Hereinkommen in seinen Armen gehalten hatte. Es war ein Leichnam, eine reglose menschliche Gestalt.
    Irgendwie gelang es Danni, sich zu dem Fremden umzudrehen, der sie hierher gebracht hatte. Er beobachtete sie mit solch ausdrucksloser Miene, dass seine Gegenwart weder tröstlich noch bedrohlich wirkte. Als sie ihn ansah, fühlte Danni sich jedoch wie gefesselt von seinem Blick und konnte weder wegsehen noch sich wieder dem vor ihr entfaltenden Drama zuwenden. Die Stimmen ihrer Mutter und der Kinder wurden schwächer und nahmen Dannis scharfen Schmerz mit sich. Sie verblassten - alles um Danni herum begann zu verblassen und sich aufzulösen.
    Sie wollte sich an ihrer Mutter festklammern wie das Kind, das sie einst gewesen war, doch sie konnte weder dem rätselhaften Blick des Fremden, der sie begleitete, entkommen noch ihre Beine dazu bringen, ihr zu gehorchen.
    Wieder verdüsterte eine aufwirbelnde Mischung aus Grau- und Brauntönen die Luft, die Danni an einen gigantischen Gott denken ließ, der auf einer ebenso gigantischen Glasscheibe Sandkunstwerke schuf. Das Licht wechselte von Halbdunkel zu grauem Nebel, und schon waren sie wieder draußen im Freien, wo der Wind das Gefühl der frischen Luft und bitteren Kälte noch verstärkte. Sie waren wie zu Anfang allein, sie und der Fremde. Von dem Schmerz der Schusswunde war nichts mehr zu spüren, doch nun war Dannis Herz voller Trauer über den Verlust der Mutter. Schon wieder. Schon wieder hatte sie Danni im Stich gelassen.
    Der Mann, der sich neben ihr in Bewegung setzte, ließ ihr jedoch keine Zeit zu trauern. Er hatte eine Mission. Über dem Gesehenen hatte Danni ganz vergessen, dass er seine eigenen Gründe hatte, hier zu sein.
    Sie waren wieder in dem Tal, und Danni folgte ihm, als er mit großen Schritten voranging, eine dunkle, hochgewachsene Gestalt in einer aus düsteren Farbnuancen porträtierten Welt. Ihre gemeinsamen Momente näherten sich ihrem Ende, das spürte Danni und nahm es auch in der knisternden Atmosphäre um sie herum wahr. Bald würde die Luft wieder umschlagen, und dann war die Vision beendet.
    Danni folgte dem Mann zu einem frisch aufgeworfenen Erdhügel inmitten des üppigen grünen Weidelandes. Still und schweigend stand sie dort neben dem Fremden und wartete, wobei sie schon wieder das Gefühl hatte, dass irgendetwas Hohes, Großes seinen Schatten auf sie warf. Aber sie war nicht imstande, sich umzudrehen, um zu sehen, was es war.
    Sie hatten neben einem flachen, offenbar gerade erst ausgehobenen und nicht gekennzeichneten Grab innegehalten. Der würzige Geruch der frisch umgegrabenen Erde vermischte sich mit dem nach Salz und Fisch, der von der See aufstieg. Danni konnte ihre Wellen gegen die Felsen unter ihnen schlagen hören.
    Ein Ausdruck untröstlichen Bedauerns zeichnete das Gesicht des Fremden, als er die offene Grube inmitten der Oase üppigen Grüns anstarrte. Von neuer Furcht ergriffen,

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