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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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für sie. „Dem Himmel sei Dank, dass es fast fertig ist.“
    „In ein paar Tagen ist er schon unterwegs in die Berge Südamerikas.“ Eine beschwichtigende Handbewegung begleitete die Worte.
    Lara ging zur Staffelei am anderen Ende des Studios hinüber und zog das Tuch herunter. Sie betrachtete das Bild als Künstlerin, als Kunstliebhaberin und als Tochter des Mannes, der es geschaffen hatte.
    Die Landschaft war nicht friedlich, nein, sie sprühte vor Leben. Die Pinselstriche waren kantig, fast wild, sodass das schlichte Motiv von hektischer Bewegung erfüllt zu sein schien. Nein, das war kein Bild für stille Bewunderung. Es war zupackend und aufrüttelnd, signalisierte Schmerz und Triumph, abgrundtiefes Leid und überschäumende Freude. Unwillkürlich umspielte ein Lächeln Laras Lippen. Sie wusste, van Gogh selbst hätte es nicht besser gekonnt.
    „Papa.“ Als Lara den Kopf wandte, begegnete sie dem Blick ihres Vaters. Zwischen ihren herrschte vollkommenes Einvernehmen. „Du bist unvergleichlich.“
    Bis sieben Uhr hatte Lara sich mit dem Hausgast abgefunden und war sogar bereit, sich seiner Gesellschaft zu erfreuen. Es war eine ihrer grundsätzlichen Charaktereigenschaften, sich mit Dingen abzufinden, die sie nicht ändern konnte. Sie goss sich einen Wermut ein und stellte fest, dass sie sich darauf freute, Anatole Haines wieder zu begegnen und unter die schillernde Fassade zu sehen. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass er einige faszinierende Eigenschaften in sich barg.
    Sie ließ sich in einen Ohrensessel fallen, schlug die Beine übereinanderund widmete sich wieder dem pathetischen Palaver ihres Vaters.
    „Der Ton hasst mich, er widersetzt sich jedem meiner Handgriffe. Warum, Lara?“ Mit einer leidenschaftlich flehentlichen Gebärde streckte Fairchild die Hände aus. „Ich bin ein guter Mensch, ein liebender Vater, ein treuer Freund.“
    „Es liegt an deiner Einstellung, Papa.“ Schulterzuckend trank Lara einen Schluck von ihrem Drink. „Dein emotionales Bewusstsein stimmt nicht.“
    „Meinem emotionalen Bewusstsein fehlt nichts.“ Schnaubend hob Fairchild sein Glas. „Gar nichts fehlt ihm! Es liegt am Ton, nicht an mir.“
    „Du bist anmaßend“, bemerkte Lara lakonisch. Fairchild schnaufte wie eine Dampflok, die mühsam einen Berg erklomm.
    „Anmaßend? Was soll dieses Wort?“
    „Es ist ein Adjektiv und besteht aus drei Silben.“
    Anatole hörte das Geplänkel, als er sich dem Salon näherte. Nach dem geruhsamen Nachmittag fragte er sich, ob er einem neuerlichen Ausbruch an Verrücktheiten seiner Gastgeber gewachsen war. Fairchilds Stimme schwoll bedenklich an, und als Anatole auf der Schwelle stehen blieb, sah er, dass sich der Künstler erhoben hatte und schon wieder mit den Füßen scharrte.
    Anatole nahm sich fest vor, McIntyre dafür büßen zu lassen. Seine Rache sollte langsam und gründlich sein. Als Fairchild anklagend den Finger hob, folgte ihm Anatoles Blick. Einen Moment lang war er wider Willen vor Überraschung sprachlos.
    Zwischen der Frau im Lehnstuhl und dem rußverschmierten, rattenschwänzigen Schornsteinfeger lagen Welten. Anatole konnte kaum fassen, dass dies ein und dieselbe Person sein sollte. Lara trug ein dünnes Seidenkleid, das so dunkel war wie ihr Haar. Das Oberteil war ein wenig gerafft. Der Rock war an einer Seite geschlitzt und gab den Blick auf einen schlanken Oberschenkel frei. Während Lara dem Geschwätz ihres Vaters lauschte, betrachtete Anatole eingehend ihr Profil. Es war ein zart geschnittenes, klassisches Oval, mit hohen Wangenknochen. Sie hatte volle Lippen, die jetzt ein kleines Lächeln umspielte. Befreit von den Rußflecken, ließ ihre Haut einen honiggoldenen Teint erkennen. Obwohl Anatole die großen grauen Augennicht sehen konnte, wusste er, dass Lara amüsiert auf ihren Vater blickte. Mit einer Hand strich sie sich das schulterlange Haar aus dem Gesicht.
    Sie war mehr als nur eine attraktive Erscheinung. Anatole hatte Frauen gekannt, die schöner waren als Lara Fairchild. Er versuchte, das richtige Wort zu finden, aber es gelang ihm nicht.
    Als hätte sie seine Nähe gespürt, drehte sie den Kopf nach ihm um. Mit unverhohlener Neugier sah sie ihn an und hörte dabei weiterhin ihrem Vater zu. Ganz langsam vertiefte sich das Lächeln auf ihrem Gesicht. Anatole war hingerissen.
    Plötzlich erkannte er, wie erotisch sie war. So wie andere Frauen den Duft eines Parfums verströmten, verbreitete Lara Fairchild ein Fluidum von Sinnlichkeit, von

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