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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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hatte.
    Und aus einem anderen Grunde noch musste Mythor sich beeilen. Die Bewohner Urguths würden sich vermutlich nicht mehr lange halten können. Er musste sich beeilen, um seine Absicht rechtzeitig auszuführen.
    *
    Mythor löste fünf der Boote vom Steg und band sie hintereinander fest. Dann zog er sie ein Stück weg von den anderen acht Schiffen. Mit einer einfachen Wurfschlinge befestigte er hier das erste der Boote wieder am Steg. Dann eilte er zur nächsten zerstörten Fischerhütte.
    Die Dächer der Hütten waren tief heruntergezogen. So boten sie guten Schutz gegen die schneidenden Winterstürme. Mythor konnte bequem den unteren Rand des Daches mit der Hand erreichen.
    Die Dächer waren mit Seetang dick gedeckt. Dichte Geflechte aus Schilf verbanden und verstärkten den Tang. Sie hielten das eigentliche Dach zusammen.
    Mit beiden Händen riss Mythor die Bedeckung der ausgeplünderten Hütten herunter. Bündelweise trug er den ausgetrockneten Tang und das Seeschilf zu den Booten. Gleichmäßig verteilte er die trockenen Meerespflanzen in den acht Schiffen.
    Ausgetrocknetes Schilf und verdorrter Seetang waren ein ausgezeichnetes Brennmaterial. Wenn es einmal Feuer fing, würde von der stolzen sasgischen Flotte nicht mehr allzu viel übrigbleiben.
    Wie besessen hatten die Sasgen bei ihrem Angriff in den frühen Morgenstunden die Hütten der Fischer zerstört und in Brand gesetzt. Einige der Knochenhütten in unmittelbarer Nähe des Landungsstegs flammten und schwelten noch immer. Genau dieses Feuer würde nun auch die Boote der Brandstifter vernichten.
    Mythor löste eine der größten Schädelplatten aus dem Steg, die er in der Eile finden konnte. Er benutzte Alton als Brechstange und sprengte die Platte aus der Halterung. Es musste ein gewaltiges Tier gewesen sein. Die Platte maß im Durchmesser fast eineinhalb Schritt. Sie war gewölbt wie eine übergroße Schale.
    Mit dem Schwert schlug Mythor gegen die brennenden Wände einer Hütte und zog die schwelenden und glimmenden Knochen auseinander. Dann schob er die Glut auf die Schädelplatte. So konnte er ausreichend Feuer tragen, um alle acht Boote der Sasgen in Brand zu setzen. Der hinterhältige Überfall der Sasgen würde nicht ungesühnt bleiben.
    Als Mythor die Schädelplatte mit der Knochenglut packte und sich aufrichtete, hörte er das Wimmern des Kindes. Leise und erstickt scholl es aus der brennenden Hütte. Es schien unglaublich, aber offensichtlich gab es in diesem vollkommen verwüsteten und zerstörten Teil Urguths noch Leben.
    Mythor sprang auf und trat die aus Knochen gezimmerte Tür der Hütte ein. Die Knochen hatten sich durch die Hitze des Feuers verzogen, und die Tür splitterte im Rahmen.
    Dichter gelber Qualm quoll Mythor entgegen. Er biss in den Augen, und sofort verschleierten Tränen den Blick. Trotzdem drang er durch den beißenden Rauch in das Innere. Nur undeutlich konnte er die einzelnen Gegenstände voneinander unterscheiden.
    Etwas Hartes lag in Mythors Weg. Sein Fuß stieß dagegen, er strauchelte. Vergeblich suchten seine Hände Halt. Er stürzte schwer. Seine linke Hand prallte gegen einen brennenden Beinknochen, und ein furchtbarer Schmerz durchzog den Arm.
    Nur ganz allmählich verzog sich der dichte Rauch durch die eingetretene Tür. Das Innere der Fischerhütte wurde schemenhaft erkennbar. Kleine bläuliche Flammen zuckten auf, liefen wie fliehende Insekten an den Wänden hoch und erleuchteten den Raum mit einem unwirklichen Licht.
    Das Innere der Hütte bestand nur aus einem einzigen Raum. Er war vollkommen verwüstet. Die Sasgen mussten gewütet haben wie Besessene. Sie hatten nicht nur geplündert und gemordet, sondern auch Spaß daran gehabt, sinnlos zu zerstören.
    Der gelbliche Qualm drang Mythor in die Lungen und brannte wie Feuer. Nur mit Mühe unterdrückte er einen Hustenreiz. Es war kaum vorstellbar, dass es in diesem Chaos aus Trümmern, Feuer und beißendem Rauch noch Leben geben sollte. Dennoch war jetzt ganz deutlich das erstickte Schluchzen zu hören.
    Das Wimmern kam aus der hintersten Ecke des Raumes, von dort, wo die Zerstörung am vollkommensten zu sein schien. Mythor zog sein Schwert und räumte mit der leuchtenden Schneide die kohlenden und brennenden Knochen zur Seite, die wirr überall herumlagen. Das, was früher einmal Stühle und Tische gewesen sein mochten, war jetzt nur noch ein bestialisch stinkender, qualmender Knochenhaufen.
    Als Mythor die Glut zur Seite räumte, flammte sie erneut auf. Die

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