Der Mammutfriedhof
die Fischer mit frischem Mut und verlieh ihren Körpern neue Kraft. Ihre Verzweiflung schwand dahin wie ein Nebelfetzen im Morgenwind. Mit neu gewonnener Zähigkeit kämpften sie gegen die Eindringlinge.
Sie verfolgten die fliehenden Sasgen und stimmten ein Siegesgeheul an. Mit zerbrechlichen Harpunen und knöchernen Keulen ausgerüstet, kämpften sie mit einer solchen Wildheit, als seien sie im Besitz der fürchterlichsten Waffen.
Inzwischen war es Mythor gelungen, die schweren Boote mit Hilfe der Strömung und des Windes weit vom Ufer wegzuziehen. Sie befanden sich bereits in einer gleichmäßigen Bewegung, aber sie waren noch nicht schnell genug. Ein leidlich guter Schwimmer würde sie ohne große Anstrengung erreichen können, zumal auch auf ihn die Strömung wirken würde.
Bei diesen Gedanken sah Mythor bereits die ersten Sasgen mit riesigen Sprüngen über die Stege der Stadt hasten. Wild schwangen sie ihre Waffen in der Luft und stießen Flüche und Drohungen aus.
Während er sich weiterhin mit aller Kraft und seinem ganzen Körper in die Riemen stemmte, wandte er den Kopf und sah sich um. Das, was er sah, verlieh ihm neue Hoffnung und spornte ihn zu neuer Kraftanstrengung an.
Mit geblähtem Segel kam ihm die Kurnis entgegen. Nottr stand am Ruder. Er lenkte mit einer Hand das Schiff und
schwang mit der anderen sein Krummschwert über dem Kopf.
An der Reling standen die beiden Frauen und der Steinmann.
Gleichzeitig hatten die ersten Sasgen die Stege erreicht, die am weitesten ins Meer der Spinnen hinausragten. Schreiend stürzten sie sich kopfüber ins Wasser. Sie versuchten hinter ihren Booten herzuschwimmen.
Mythor sah sofort, dass die meisten Plünderer keine Chance hatten. Sobald sie im Wasser waren, saugten sich ihre dichten Pelze voll, wurden schwer und hinderten sie am Schwimmen. Außerdem störten sie ihre Schwerter und Streitäxte, auf die sie nicht verzichten wollten. Sie zappelten hilflos im Wasser und klammerten sich an den Pfählen der Stege fest, noch ehe sie von der Strömung erfasst wurden.
Einer der Sasgen jedoch erweckte Mythors besondere Aufmerksamkeit. Es war ein Hüne von einem Mann. Er überragte seine Stammesbrüder um Kopfesgröße. Er stand breitbeinig am Rand des Steges und starrte mit funkelnden Augen den Booten nach. Seine rechte Faust umschloss den Griff eines Krummschwerts.
Der Hüne war der einzige Sasge, der sich nicht blindlings in das Meer stürzte. Er blieb auf dem Steg stehen und überlegte kurz. Dann öffnete er die Schnalle seines breiten Ledergürtels. Er zog seinen Pelz von den Schultern und ließ ihn achtlos zu Boden gleiten.
Der Mann schien sich seiner Möglichkeiten und seiner Kraft voll bewusst zu sein. Er bückte sich und löste in aller Ruhe die Verschnürungen seiner Stiefel. Dann zog er sie von den Füßen und richtete sich wieder auf.
Bis auf einen schmalen Hüftschutz war der Hüne jetzt nackt. Ruhig atmete er ein paarmal tief durch. Seine breite Brust hob und senkte sich regelmäßig. Währenddessen beobachtete er Mythor scharf aus zusammengekniffenen Augen. Schließlich trat er einen Schritt vor, umklammerte mit den Zehen den Rand des Steges und stieß sich kraftvoll ab.
Der knöcherne Steg schwankte unter dem gewaltigen Stoß.
Der Hüne flog langgestreckt mehrere Meter weit, ehe er in einem flachen Winkel ins Meer eintauchte. Es spritzte kaum Wasser auf, als sein massiger Körper die Oberfläche durchstieß. Als er wieder auftauchte, hatte er bereits alle anderen Sasgen überholt, ohne auch nur einen einzigen Schwimmzug gemacht zu haben. Er schob sich das Krummschwert zwischen die Lippen und hielt es mit den Zähnen fest.
Elegant glitt der mächtige Körper des Sasgen durch die Wellen. Er schwamm kraftvoll und zerteilte das Wasser mit ruhigen, aber weit ausholenden Bewegungen. Schon nach kurzer Zeit hatte er den letzten Steg der Pfahlstadt weit hinter sich gelassen. Er war nicht mehr weit von dem letzten der Boote entfernt, die Mythor wegzurudern versuchte.
Noch einmal drehte sich Mythor um und hielt Ausschau nach der Kurnis, um zu sehen, wie weit die Freunde noch entfernt waren. Nottr warf in diesem Augenblick das Ruder herum. Er musste einen leichten Bogen fahren, denn nur so konnte er parallel zu Mythors Fahrtrichtung an das Ruderboot anlegen. Sekundenlang flatterte das Segel der Kurnis in falschem Wind, bis es sich von neuem blähte und über dem Schiff spannte.
Weiterhin legte sich Mythor in die Ruder. Seine verletzte Hand war
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