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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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flimmernde Hitze und der Rauch nahmen ihm fast den Atem. Er presste die noch immer schmerzende linke Hand vor Mund und Nase, um sich wenigstens ein wenig gegen die fliegenden Funken, den Staub und den Gestank zu schützen. Auch in seiner Lunge wütete ein nahezu unerträglicher Schmerz.
    Allmählich machte Mythor der Mangel an Luft schwer zu schaffen. Er spürte, dass seine Bewegungen langsamer und kraftloser wurden. Mehrmals traf er mit seinem Schwert nicht die Stelle, die er anvisiert hatte. Er wurde ungelenker und begann leicht zu schwanken und zu taumeln. Vor seinen Augen wurde es schwarz.
    Verzweifelt schüttelte er den Kopf, und es gelang ihm, seinen Blick noch einmal klar zu bekommen. Doch spürte er deutlich, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Schon jetzt pochte sein Blut heftig in seinem Kopf, um seine Brust legten sich unsichtbare Klammern und zogen sich unaufhörlich zusammen.
    Plötzlich stieß sein Schwert gegen etwas, das kein Knochen war. Es war ein Bein. Das Bein eines Menschen, einer Frau.
    Sie lag bewegungslos dort, wo früher einmal die Feuerstelle der Fischerhütte gewesen war. In den Armen hielt sie ein Kind und presste den kleinen Kopf fest gegen ihre Brust. Das Kind weinte. Es war das Wimmern, das Mythor aufmerksam gemacht hatte.
    Die Frau musste sich mit letzter Kraft in den erkalteten Kamin geschleppt haben. Noch rechtzeitig, bevor das Wüten der Sasgen über die Hütte hereingebrochen war. Offensichtlich hatten die Plünderer sie dort nicht entdeckt. Später hatte der ständige Luftzug, der hier wehte und normalerweise das Feuer in Gang hielt, dafür gesorgt, dass die beiden im erstickenden Qualm des Brandes nicht umkamen.
    Mythor schob Alton zurück in den Gürtel. Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um wieder den Blick zu klären. Dann beugte er sich über die bewusstlose Frau und öffnete vorsichtig ihre Arme. Sie hatte sich in ihrer Ohnmacht verkrampft und verzweifelt das Kind gegen die Brust gedrückt.
    Mit Mühe gelang es Mythor, das Kind hochzuheben. Er schützte den kleinen, empfindlichen Kopf mit der Hand gegen die Flammen und trug es aus dem Rauch und dem Feuer. Im Freien legte er es auf einer geschützten Stelle des Steges ab. Dann drang er von neuem in die Hütte vor, hob auch die Frau hoch und trug sie hinaus in Sicherheit.
    Aus dem Gesicht der Frau war alle Farbe gewichen. Sie atmete nur noch flach und war so bleich wie die Knochen rings um sie herum. Das Kind lachte bereits, als Mythor es in die Arme der bewusstlosen Mutter legte. Es hatte sich schnell wieder erholt.
    Mythor riss einen Fetzen Stoff aus dem groben Kleid der Frau und beugte sich über den Rand des Steges zum Wasser. Er tränkte den Stoff, presste ihn aus und legte ihn anschließend auf die Stirn der Ohnmächtigen. Vorsichtig betupfte er ihre blassen Schläfen.
    Sofort ging der Atem der Frau schneller. Sie seufzte, bewegte den Kopf hin und her und schlug schließlich die Augen auf.
    Verwundert blickte sie in den strahlenden Morgenhimmel. Sie spürte das Kind neben sich, presste es fest an sich und küsste es auf die Stirn.
    Dann erst entdeckte sie den Mann, der neben ihr hockte und sie beobachtete. Sie fuhr erschrocken hoch und versuchte das Kind hinter ihrem Rücken zu verstecken. Angst trat in ihre Augen.
    Mythor lächelte ihr beruhigend zu. »Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten«, sagte er. »Ich bin kein Sasge!«
    So schnell ließ sich die Frau nicht überzeugen. Sie rutschte über den Steg und schob sich immer weiter zurück. Voller Panik starrte sie auf den Fremden. Das Kind, das sie hinter ihrem Rücken zu verstecken versuchte, lachte dabei und spielte unbefangen mit ihrem Haar.
    »Bring dich in Sicherheit, Frau!« fuhr Mythor fort. »Wenigstens noch kurze Zeit. Der Kampf ist bald vorüber. Die Sasgen werden fliehen und verschwinden!«
    Mythor wandte sich um und lief wieder zu der Schädeldecke, die er mit den brennenden Knochenstücken gefüllt hatte. Er hob sie hoch und trug sie zu den sasgischen Booten. Um die Frau und das Kind konnte er sich im Augenblick nicht mehr kümmern. Sie mussten für sich selbst sorgen. Mythor hatte schon zu viel Zeit verloren.
    Mit zitternden Lippen sah ihm die Frau dabei zu. »Wer bist du?« flüsterte sie.
    Sie erhielt keine Antwort, denn Mythor konnte sie nicht verstehen. Er stand neben den acht sasgischen Booten, die er mit dem Tang und dem Schilf gefüllt hatte. Gleichmäßig verteilte er die Glut über die

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