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Der Mammutfriedhof

Der Mammutfriedhof

Titel: Der Mammutfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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getrocknet war.
    »Du bist kein Fischer«, stellte der Sasge schließlich fest. Er wagte noch nicht, den kräftigen und geschmeidigen Gegner anzugreifen. Vor allem von diesem leuchtenden Schwert, das der Fremde in der Hand hielt, ging etwas aus, das ihm Angst einflößte.
    »Nein, ich bin kein Fischer«, bestätigte Mythor. Er spürte die Unsicherheit und Angst seines Gegners. Sie würde ihm von Nutzen sein, wenn es zum Kampf kam.
    Die Ränder der langen Narbe, die quer über das Gesicht der Wache verlief, verfärbten sich allmählich. Sie wurden dunkler und traten deutlicher hervor. Eine dicke Ader an der Schläfe des Mannes begann heftig zu pochen und verriet deutlich seine Erregung.
    »Stehst du auf ihrer Seite?« fragte der Sasge. Er nahm sein Schwert einen Augenblick lang in die linke Hand und wischte mit der Handfläche der rechten über den Pelz, den er um den Oberkörper geschlungen trug. Die Hand war schweißnass .
    »Auf deiner Seite stehe ich nicht«, gab Mythor zur Antwort.
    Der Sasge schien zu einem Entschluss gekommen zu sein. »Dann wirst du sterben wie alle hier«, drohte er.
    Er hob sein breites Schwert und schnellte auf Mythor zu. Wie ein Wahnsinniger hieb der Einäugige auf seinen Gegner ein. Sein massiger Körper bewegte sich dabei flink und geschmeidig.
    Er führte das Schwert mit beiden Händen. Er schlug kraftvoll, aber blindlings. Für Mythor war es ein leichtes, die Schläge des angreifenden Sasgen abzuwehren. Er bewegte Alton sicher und schnell. Der klagende Ton der Waffe hing in der Luft. Dabei verzerrte der Sasge sein Gesicht. Der Klang Altons schien ihm in den Ohren zu schmerzen. Immer weiter drängte
    Mythor den Gegner an das Ende des Steges.
    Mit jedem Hieb, den der Sasge ausführte, schlug er sich selbst eine neue Kerbe in die Schneide seines Schwertes. Jeder Schlag zerstörte seine Waffe mehr. Andererseits vermochte der Stahl seines Schwertes nichts gegen das leuchtende Material Altons auszurichten. Das Gläserne Schwert blieb unversehrt.
    Schon bald sah die Waffe des Sasgen aus wie das Blatt einer alten Säge.
    Nach kurzem Kampf hatte Mythor den Angreifer bis an den äußersten Rand der knöchernen Plattform zurückgedrängt. Bisher hatte er selbst keinen einzigen Schlag ausgeführt. Er hatte sich darauf beschränkt, nur die Hiebe des Gegners abzuwehren.
    Der Sasge stand am äußersten Rand des Steges. Unter ihm schlugen die Wellen des Meeres leicht gegen die beinernen Pfähle. Auf seiner zernarbten Stirn bildeten sich glänzende Schweißtropfen. Grenzenloses Erstaunen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Er spürte, dass er diesmal einen Kampf führte, der mit keiner seiner früheren Schlachten vergleichbar war.
    Wenn die Sasgen ein Dorf überfielen, waren die Bewohner meist vollkommen überrascht und ahnungslos. Sie waren unbewaffnet und nicht auf einen Kampf eingestellt.
    Wirkliche Gegner fanden die Sasgen auf ihren Beutezügen selten. Noch nie aber hatte der Einäugige einen Gegner wie diesen gefunden. »Wer bist du?« brüllte er, während er mit letzter Kraft auf Mythor einschlug. »Bist du ein Dämon? Welcher Zauber hat dich geschaffen?«
    »Du hast mich willkommen geheißen«, erinnerte ihn Mythor. »Du hast dich nach einem Kampf gesehnt. Jetzt nimm deine Chance wahr!«
    »Also bist du ein Dämon«, sagte der Sasge. »Mein Wunsch hat dich entstehen lassen!«
    »Wenn es so ist, wünsch dir den Sieg«, schlug Mythor vor.
    Der Sasge verlor den Mut. Er spürte die Kraft und Überlegenheit, die von seinem Gegner und dessen leuchtendem Schwert ausgingen. Seine Angriffe wurden schwächer und langsamer.
    »Was ist das für ein Licht auf deinem Schwert?« fragte er keuchend. »Was ist das für ein Ton, was für ein schreckliches Klagen?«
    Der Sasge presste beide Hände gegen den Kopf und gab auf. Mit einem Schrei warf er sich nach hinten. Er verlor sein zerschlagenes Schwert, als er auf dem Wasser aufschlug.
    Der dichte Pelz des Kriegers saugte sich sofort voll Wasser. Er wurde schwer und drohte den Mann hinabzuziehen. Seine Schwimmbewegungen wurden langsamer, er kam kaum von der Stelle.
    Mythor schob Alton zurück in den Gürtel und sah dem Sasgen nach. Mit einem Sprung hätte er ihn noch erreichen können, aber es hatte keinen Sinn, den Mann zu verfolgen. Immerhin hatte er sein Ziel bereits erreicht. Er hatte die Boote gefunden, und sie würden, für kurze Zeit zumindest, unbewacht bleiben. So lange jedenfalls, bis die fliehende Wache andere Krieger seines Stammes alarmiert

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