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Der Mann, der den Regen träumt

Der Mann, der den Regen träumt

Titel: Der Mann, der den Regen träumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Al Shaw
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hatte sie die Kraft, ihn auszuhalten. Der Wind wehte erneut vorüber, mit einem Pfeifen wie ein schiefer Flötenton, und ebbte wieder ab. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er zurückkam, und lauschte in der Stille auf das Flattern der Motte. Als der Wind dieses Mal zurückkehrte, klang es, als würde er keuchen, bevor er wieder in der Ferne verschwand.
    Als sie aus dem Bett kletterte, versteiften sich ihre Beine vor Schmerz und sie humpelte zum Fenster wie auf Stelzen. Die Sterne und eine blasser Streifen Mondlicht erhellten den Hang, doch Thunderstown unten im Tal schien wie in Luft aufgelöst, nachdem Finns Gewitter die Straßenlaternen vom Stromnetz abgeschnitten hatte und die Stadt nun im Dunklen dalag.
    Diesmal sah sie den Wind, bevor sie ihn hörte. Er patrouillierte um die Klostermauern, schien hier und da zu verharren, um den Mörtel zu beschnuppern, und trottete mit wedelndem Silberschweif weiter. Elsa klopfte gegen die Fensterscheibe und er blickte zu ihr hoch.
    »Hey«, sagte sie.
    Er stieß ein einzelnes Kläffen aus und stürmte dann los, als hätte sie ein Stöckchen für ihn geworfen. Als er zurückgerannt kam, klang sein Bellen aggressiver, als wäre er unzufrieden darüber, dass sie ihm nicht gefolgt war.
    In diesem Moment schien es, als wäre all die Schwere in ihren Gliedern verschwunden, einfach in die Nacht hinausgeflogen. Fieberhaft und schweigend zog Elsa sich an, schlüpfte in ihre Sneakers und Jacke und schlich zur Tür. Sie hielt den Türknauf gedreht und ergriff ihn auf der anderen Seite, bevor sie die Tür behutsam zudrückte, sodass sie sich lautlos schloss. Sie wollte nicht riskieren, von einer besorgten Nonne aufgehalten zu werden.
    Auf Zehenspitzen huschte sie durch den Korridor, die Treppe hinunter und nach draußen. Der Mond war nur eine dünne Sichel und doch erschien er ihr ungewöhnlich hell, wie er die Klostermauern in weißes Licht tauchte.
    Das große Haupttor zu öffnen, ohne dass seine Angeln knarrten, war unmöglich, doch das Geräusch schien niemanden zu stören, also schloss Elsa es schnell hinter sich. Sie befand sich nun in der Vorhalle, die das Innere des Klosters vor dem Wetter schützen sollte, und nur das Außentor trennte sie noch von der Berglandschaft auf der anderen Seite. Elsa blieb stehen und fragte sich, ob das alles eine gute Idee war. Sie war nicht in der Verfassung, um mitten in der Nacht einen Ausflug auf das Devil’s Diadem zu machen.
    Kaum waren ihr diese Zweifel gekommen, kratzten von außen die Windböen am Tor. Eine weitere huschte vorbei und noch eine, dann eine, die winselte, eine, die heulte, und Elsa lauschte, die Hände um die Klinke geklammert, während sich die Geräusche zu einem gewaltigen hohlen, sturmartigen Tosen steigerten. Eine Kette mit Talismanen, die neben ihr an die Wand genagelt war, begann an ihrem Haken zu zittern, bis sie schließlich herabfiel und klappernd auf dem Boden der Vorhalle landete.
    Elsa holte tief Luft und öffnete die Tür.
    Die Welt draußen lag vollkommen reglos da. Elsa hatte damit gerechnet, sofort von wirbelnden Böen erfasst zu werden, doch die Luft war ruhig und sanft. Mehr Sterne, als sie jemals gesehen hatte, funkelten in die blaue Nacht hinaus. Zusammen mit dem Mond bleichten sie die staubigen Berghänge aus, verwandelten Felsbrocken in Alabaster und Gras in fein gezacktes Silber. Und vor ihr, verteilt über den gesamten Berghang, erleuchteten sie das Fell von mindestens hundert wilden Hunden.
    Die Tiere standen oder hockten, so weit das Auge reichte. Ihre wachsame Körperhaltung ließ sie eher wie Statuen wirken und nicht wie Geschöpfe aus Fleisch und Blut. Sie blickten Elsa erwartungsvoll entgegen. Der Mond spiegelte sich als weißer Bogen in jedem einzelnen Hundeauge.
    Sie wartete, unsicher, was sie von ihr wollten. Dann, wie ein einziges riesiges Wesen, wandten sie alle gleichzeitig die Köpfe und blickten den Hang hinunter.
    Elsa musste ein paar Schritte vortreten, um zu sehen, was sie sahen.
    Ein Mann kämpfte sich den schmalen, unebenen Pfad zum Kloster hinauf.
    Er war auf den steilen Aufstieg konzentriert und hatte sie noch nicht gesehen.
    Ihr Herzschlag verdreifachte sich, als das Mondlicht ihr zeigte, dass er kahlköpfig und kräftig gebaut war, doch sie konnte ihren Augen nicht trauen, denn er war unmöglich derjenige, nach dem sie sich am meisten sehnte.
    Ihre Füße jedoch konnten es und so stolperte Elsa den Abhang hinunter auf ihn zu.
    Er blickte auf. Er wirkte verändert. Einige Details

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