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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Falsch!« korrigierte der Professor. »Ein Pferd!«
    Und wie sie alle aufhorchten, wurde es evident : was da laut und eilends auf den hallenden Steinen daherkam, konnte keine ganze Kavalkade – konnte nur ein einschichtiger Reitersmann, allen andern weit, weit, weit voraus, sein – nämlich der tolle, verrückte Sekretär.
    Symes Familie hatte einst, wie so viele Familien, die bescheiden enden, einen Motor besessen, er mußte also genau Bescheid wissen. Und da schwang er sich auch schon auf den Cheuffeursitz und riß und zerrte an der höchlichst verwunderten Maschinerie herum. Vergeudete besonders viel Kraft an einen einzigen Handgriff und registrierte sodann mit der größten Seelenruhe – »Tut mir leid. Aber es will nicht.«
    Kaum hatte er dies gesagt, da flitzte ein Mann zu Pferd um die Ecke, so flitzend wie ein Pfeil. Mit einem Lächeln, daß sein Kinn auslud, als ob es aus allen Angeln wär. Flitzte bis neben den Wagen heran, der vor lauter Insassen zu platzen schien, und legte seine Hand auf die Brüstung. Und der das tat, das war richtiggehend der Sekretär, und sein Mund war ausnahmsweise durchaus in der Ordnung – vor lauter Siegerfeierlichkeit.
    Syme preßte seinen ganzen Oberkörper schwer gegen die Steuerung – und du vernahmst nichts als das Dröhnen, unter dem die übrige Verfolgerschar in die Stadt einritt. Dann aber lachte mit einem Male alle Karosserie kreischend auf – und der Wagen sprang an. Und der Sekretär schoß rein aus seinem Sattel als wie ein Messer aus seiner Scheide, und es wirbelte ihn zwanzig Yards weit furchtbarlich mit und legte ihn endlich platt auf den Weg hin – vor sein scheu gewordenes Pferd. «Wie der Wagen dann mit einer brillanten Kurve die Straßenecke nahm, konnten die Ausreißer gerade noch sehen, wie die übrigen Anarchisten die ganze Straße erfüllten und ihrem gefallenen Anführer wieder auf die Beine halfen.
    «»Ich kann partout nicht verstehen, wieso's nur auf einmal so dunkel geworden sein mag«, sprach dann der Professor leise.
    »Wird wohl Sturm geben, denk ich«, sprach Dr. Bull. »Nur das eine ist jammerschade, daß wir so gar kein Licht auf diesem Wagen haben, um sehen zu können.«
    »Haben wir!« sprach der Colonel. Und praktizierte aus dem Boden des Wagens eine schwere, altmodische, schmiedeeiserne Laterne mit einem Licht heraus. Und die war augenscheinlich ein Altertum, und sah gerade so aus, als ob sie dereinst halb und halb in religiösen Diensten gestanden hätte, denn es befand sich an einer Seite ein kunstloses Ornament und das stellte ein Kruzifix dar.
    »Woher in aller Welt mögen Sie das nun wieder haben?« fragte der Professor. »Von daher, wo ich den Wagen herhabe«, antwortete der Colonel und kicherte. »Von meinem besten Freund. Während unser Chauffeur mit unserer Steuerung parlamentierte, rannte ich die Vordertreppe zum Haus hinauf und sprach mit Renard, der, wie Sie sich vielleicht erinnern mögen, auf seiner Diele stand. »Ich vermute«, sprach ich, daß keine Zeit mehr bleiben wird, um eine Laterne herbeizuschaffen.« Er sah aber empor und liebäugelte mit der wundervoll geschwungenen Decke seiner Vorhalle. Von dieser hing, an Ketten aus exquisitestem Eisenwerk, diese Laterne herab – eine von den hundert Schätzen seines Schatzhauses. Mit aller Kraft riß er nun das Ding aus seiner eigenen Decke heraus, zertrümmerte dabei die gemalte Täfelung und brachte obenein noch zwei blaue Vasen zur Strecke. Dann händigte er mir die eiserne Laterne aus und ich nahm sie mit in den Wagen, Nun sagen Sie selber, hatte ich nicht recht, wie ich sagte, daß der Dr. Renard eine Bekanntschaft wert wäre?«
    »Und ob!« versetzte Syme sehr ernsthaft, und hing die schwere Laterne entsprechend auf. Es war ein Sinnbild ihrer ganzen Situation – das moderne Automobil und diese seltsame geistliche Lampe.
    Bis jetzt hatten sie den stillsten Teil der Stadt passiert und waren höchstens zwei oder drei Fußgängern begegnet, aus denen sie absolut keine Schlüsse über Friedfertigkeit oder Feindseligkeit des Ortes ziehen konnten. Nun erst begannen die Fenster in den Häusern eins nach dem andern aufzuleuchten, so daß man einen Eindruck von Bewohntheit und von Menschen bekam. Dr. Bull wandte sich dem neuen Detektiv zu, der ihre Flucht angeführt hatte, und gönnte ihm sein natürliches freundliches Lächeln.
    »Diese Lichter können einen wieder heiterer stimmen.«
    Inspektor Ratcliffe faltete die Brauen.
    »Es gibt nur eine Art Lichter, die mich heiterer

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