Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte
kann, obwohl ich meine Spuren verwischt habe (vor allem, um keine Schatzsuche nach den immer noch vergrabenen Millionen auszulösen), diese neue Existenz gefährden.
Aber bei aller Veränd erung wird man einen Teil von sich nie los, und bei mir ist das der Teil, der das Risiko sucht. Ohne eine gewisse Abenteuerlust hätte ich mein neues Leben nicht beginnen können. Und ich denke, erst wenn sich dieses neue Leben an der Gefahr bewährt haben wird, der ich es mit diesem Manuskript bewusst aussetze, gehört es wirklich mir und ist dann auch erst offen für eine gesunde Entwicklung und weitere Veränderungen.
Ende
Von Manfred Köhler außerdem im Amazon Kindle-Programm erschienen: „Nellis Tagebuch“ - neunteilige Thriller-Serie.
Kurzinhalt Teil 1:
Ein schwerer Unfall zwingt die Fahrrad-Weltreisende Nelli Prenz, die Nacht in einer einsamen Berghütte allein mit dem Bewirtschafter zu verbringen. Von Anfang an hat dessen Hilfsbereitschaft den Charakter von Aufdringlichkeit, aber zunächst scheint er sich nur für die Erlebnisse der Reise zu interessieren. Als es jedoch mehr und mehr um intime Details in Nellis Tagebuch und um den wahren Grund geht, warum sie vor sieben Jahren zu ihrer Weltumrundung aufgebrochen ist, eskaliert die Situation. Nelli beginnt zu ahnen, dass sie es mit einem gefährlichen Verrückten zu tun hat. Sie versucht, sein Interesse wach zu halten, bis der nachts gesperrte Pass am nächsten Morgen geöffnet wird und die ersten Touristen dem Alptraum ein Ende machen. Doch bald stellt sich heraus, dass Nelli keinen Unfall hatte, sondern in die Falle gelockt wurde - und dass sie nicht das erste Opfer wäre, das der Einsiedler im Höhlensystem unter der Nährzone des nahen Gletschers hätte verschwinden lassen...
Leseprobe „Nellis Tagebuch“:
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden vor dem Schreibtisch und spürte, wie Andi das Tagebuch hinten aus ihrem Hosenbund zog.
„Du bist mir vielleicht eine Heldin“, sagte er spöttisch-tadelnd. „Greifst einfach wo rein und lässt dir die Hand zerquetschen.“
Nelli dachte an das Blut, fühlte den Schmerz, und zugleich drückte vom Magen her eine Woge von Übelkeit durch die Speiseröhre zum Mund. Sie wollte sich auf die Seite wälzen, aber ein Reißen an der Kopfhaut hinderte sie daran. Andi hatte sich in ihren Haaren verkrallt und zerrte ihren Kopf in die Gegenrichtung.
Mit der unverletzten Hand wollte sie sich wehren, aber Andi packte, ohne die Haare loszulassen, ihren linken Arm, bog ihn nach hinten in den Polizeigriff und drehte sie mit einem Ruck auf den Bauch. Sie spürte seine Knie auf ihrem Rücken, hörte ihn in der Schreibtischschublade herumfuhrwerken, stemmte sich mit aller Kraft gegen seine Last, war aber chancenlos.
Der Fußboden war verdreckt. Nelli schluckte Staubfusseln und Steinchen, was die Übelkeit noch verstärkte. Sie spürte, wie sich etwas um ihr linkes Handgelenk schlang. Andis Bewegungen auf ihrem Rücken waren leicht zu deuten: Er knotete ein Seil zusammen.
Der Druck auf ihr ließ nach. Andi warf sie herum, zerrte ihren Oberkörper hoch und begann damit, ein grobes Bergsteigerseil um ihre Oberarme zu legen und festzuzurren.
„Ich hab deine ständigen Fluchtversuche so satt!“
Er schloss das Seil mit einem Doppelknoten. Der Schmerz in ihrer gequetschten Hand lähmte Nelli. Sie ließ es geschehen, dass Andi mit einem anderen Seil nun auch ihre Füße zusammenband.
Von dem Schlag mit der Eisenkugel schien er sich erholt zu haben. Mühelos hob er Nelli auf die Seite und ging neben ihr in die Hocke.
„Deine Hand macht mir ein bisschen Sorgen“, sagte er im Plauderton. „Hab dich da jetzt extra nicht so fest gefesselt. Hoffentlich kannst du damit nachher in dein Tagebuch schreiben. Oder geht es zur Not auch links?“
Nelli war außerstande, irgend etwas zu antworten. Die Schmerzen beherrschten alles. Sie wollte um Gnade zu flehen. Es ging nicht.
„Na, wir werden sehen.“
Kameradschaftlich patschte er ihr auf die Schulter und stand auf.
„Ach ja, dir fehlt ja noch die Info aus dem Artikel. Wie machen wir das?“
Sie hörte seine Knie knacken, als er wieder neben ihr in die Hocke ging, und plötzlich hatte sie den gerahmten Artikel vorm Gesicht.
„Willst du selbst lesen, oder soll ich...?“
Verschwommen sah Nelli das Foto aus der Nähe. Es handelte sich tatsächlich um eine Kanone auf großen Holzwagenrädern. Zwei Männer in Uniform standen daneben. Schauplatz war eine Art
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