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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gewarnt
hat. Ich jedoch bin alt genug, mich gegen DMDNGW zu
behaupten, wer immer das auch sein mag.«
    Â»Nein.« Naenns Stimme war leise, aber bestimmt. Das
Schmetterlingsmädchen, das die ganze Zeit neben Rodraeg gestanden hatte wie
eine Stütze, setzte sich nun wieder auf seinen Stuhl. »Tut mir leid, Rodraeg,
aber ich bin Ribans Stellvertreterin im Mammut . Riban
wollte verhindern, dass Estéron alleine dort draußen umherwandert, deshalb hat
er ihn hierher geschickt. Falls Eljazokad und Bestar ohne uns zurechtkommen,
wäre das eine vollkommen sinnlose und unnötig gefährliche Aktion. Außerdem
brauche ich Estéron in anderthalb Wochen hier, um das Leben und Überleben
meines Sohnes zu gewährleisten. So leid es mir tut, aber wenn uns nichts
Besseres einfällt, als einen von uns zu opfern, müssen wir Eljazokad und Bestar
sich selbst überlassen. Ich habe sie nicht gezwungen, zu zweit loszuziehen. Es
war Eljazokads Idee.«
    Â»Aber ich kann nicht einfach hier rumsitzen und gar nichts tun,
während Eljazokad und Bestar im Totenreich umherwandeln. Verstehst du denn
nicht? Ich bin verantwortlich dafür, dass sie beim Mammut sind!«
    Â»Das stimmt nicht«, blieb Naenn unnachgiebig. »Eljazokad hat sich
selbst eingeladen, weil er einem Traum gefolgt ist. Und Bestar war im
Schlepptau Migals, bevor er dich kennenlernte, und ist sicherlich auch im
Schlepptau Migals zur Arbeitssuche nach Warchaim gekommen. Du bist nicht
verantwortlich für alles, was die beiden tun und lassen. Außerdem …« – sie
blickte Cajin und Estéron an – »würde ich gerne kurz mit dir unter vier Augen
sprechen. Ich denke, du bist kräftig genug dafür.«
    Rodraeg wurde bleich. Das letzte Mal, als Naenn so dringlich mit ihm
unter vier Augen hatte sprechen wollen, hatte sie ihm mit dem Eingeständnis
ihrer Schwangerschaft einen Schock versetzt, der heute noch nachwirkte. Was
hatte sie nun auf dem Herzen? In den mehr als zwei Wochen seiner Ohnmacht
konnte alles Mögliche geschehen sein.
    Â»Also entschuldigt uns, bitte«, ächzte Rodraeg, als er sich erhob
und sich beinahe auf allen vieren die Stiege hinaufquälte, um Naenn in ihr
Zimmer zu folgen.
    Sie schloss die Tür hinter ihnen. Unten fing Cajin diskret mit
Estéron zu plaudern an. Das Fenster zum Hof versorgte sie mit einem dezenten
Mondesschimmer, sodass sie sich ein wenig sehen konnten.
    Â»Rodraeg, du musst mir helfen«, begann sie ohne große Umschweife.
»Ich mache mir Sorgen um Cajin, aber ich weiß nicht, wie ich ihm verbieten
kann, das Haus zu verlassen. Du musst mich unterstützen.«
    Â»Warum Cajin?«
    Â» Keiner, der’s hegte, wird von mir verschont. Wenn
man einen von uns als ›Heger‹ bezeichnen kann, dann Cajin, dessen Aufgabe es
ist, das Haus des Mammuts zu hegen und instand zu
halten.«
    Â»Verstehe. Dieser Gedanke war mir nicht gekommen.«
    Â»Ich habe auch zwei Wochen länger Zeit gehabt als du, um über alles
nachzudenken. Anfangs habe ich das Geschreibsel auch nicht richtig ernst
genommen. Eljazokad nahm es ernst. Stimmt es übrigens, dass du ihn in Wandry zu
deinem Stellvertreter ernannt hast?«
    Rodraeg musste nachdenken, um sich zu erinnern. »Ja. Als das mit
meinen Anfällen anfing. Ich musste fürchten, nicht durchzuhalten. Eljazokad
schien mir der … Besonnenste von allen zu sein.«
    Â»Das ist er wohl. Obwohl auch Bestar sich sehr zum Guten verändert
hat. Jedenfalls habe ich es erst ernst genommen, als Riban Estéron hierher
geschickt hat. Und jetzt nehme ich es sehr ernst. Ich fürchte um jeden von uns,
selbst um Riban. Und ich fürchte auch … um mein Kind. Eljazokad hatte einen
Gedanken in dieser Richtung. Er hat ihn nicht geäußert, aber du weißt, dass ich
manchmal in der Lage bin, Stimmungen und Empfindungen zu erkennen. Er fürchtete – und ich denke, dass er recht haben könnte –, dass es kein Zufall ist. Die
Drohung zielt auf die Zeit der Geburt.«
    Â»Kann ich mich kurz auf dein Bett setzen?«
    Â»Aber sicher.«
    Rodraeg setzte sich. Er konnte jetzt wieder wahrnehmen, wie
körperlich Naenn nach Wildrosen duftete. Ein Duft, der ihn selbst auf der
Brücke der brennenden Blumen noch umschmeichelt hatte. Schwelende
Wildrosenranken. Langsam rieb er sich wieder die Schläfen. »Du bist ein
Schmetterlingsmädchen. Oder müsste man nicht jetzt sagen:

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