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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Darauf lagen eine verschlissene Steppdecke und ein gestreiftes Kissen. Das Bild stellte eine nackte blonde Frau an einer Marmorbalustrade dar, es hing rechts vom Ofen, sodass derjenige, der im Bett lag, es vor dem Einschlafen und gleich beim Aufwachen sehen konnte. Irgendjemand hatte mit einem Bleistift die Brustwarzen und das Geschlecht der Frau vergrößert.
    Im anderen Teil des Zimmers, unmittelbar am Fenster, standen ein runder Tisch und zwei Sprossenstühle, einer davon ohne Rückenlehne.
    Auf dem Tisch befanden sich unter anderem drei geleerte Wermutflaschen, eine Limonadenflasche und zwei Kaffeetassen. Der Aschenbecher war umgestülpt, und zwischen Zigarettenkippen, Flaschenverschlüssen und abgebrannten Streichhölzern lagen ein paar schmutzige Zuckerstückchen, ein kleines Taschenmesser mit aufgeklappter Klinge und ein Stück Wurst. Eine dritte Kaffeetasse war auf den Boden gefallen und zersprungen. Auf dem abgetretenen Linoleum zwischen Tisch und Bett lag, mit dem Gesicht nach unten, eine Leiche. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um dieselbe Person, die das Bild verschönert und die Tapete mit Klebestreifen und Packpapier ausgebessert hatte. Es war ein Mann; er hatte die Beine geschlossen, die Ellbogen an die Rippen gepresst und die Hände über den Kopf gelegt, als versuchte er sich zu schützen. Bekleidet war er mit einem Trikotunterhemd und einer ausgefransten Hose. Seine Füße steckten in löchrigen Wollsocken. Ein großer Buffetschrank war umgekippt und bedeckte den Kopf und den halben Oberkörper des Mannes. Neben dem Toten lag ein dritter Stuhl. Dessen Sitz war blutig, und auf der Rückenlehne zeichneten sich deutlich Handabdrücke ab. Der Fußboden war mit Glasscherben übersät. Ein Teil davon stammte aus den Türen des Schranks, der andere von einer halb zerschlagenen Weinflasche, die auf einem Haufen schmutziger Unterwäsche an der Wand lag. Dieser Flaschenrest war mit eingetrocknetem Blut bedeckt.
    Jemand hatte einen weißen Kreis darum gezogen.
    Das Bild war auf seine Art nahezu perfekt, aufgenommen mit dem besten Weitwinkelobjektiv der Polizei und bei künstlichem Licht, das jedes Detail gestochen scharf hervortreten ließ.
    Martin Beck legte Foto und Vergrößerungsglas beiseite, erhob sich und trat ans Fenster. Draußen herrschte schwedischer Sommer. Ja, mehr als das: Es war heiß. Auf dem Rasen im Kristinebergspark sonnten sich ein paar Mädchen im Bikini. Sie lagen flach auf dem Rücken, hatten die Beine gespreizt und die Arme von sich gestreckt. Sie waren jung und mager, schlank hieß das wohl, und konnten sich mit einer gewissen Grazie so hinlegen. Als er genauer hinsah, erkannte er sie sogar: Es waren zwei Stenotypistinnen aus seiner Abteilung. Also musste es schon nach zwölf sein. Morgens zogen sie ihr Badezeug an, schlüpften in Kleid und Sandalen und gingen zur Arbeit. In der Mittagspause zogen sie das Kleid aus und legten sich in den Park. Sehr praktisch.
    Missmutig dachte Martin Beck daran, dass er dies alles bald verlassen und ins Polizeipräsidium Süd an der lauten Västbergallé umziehen musste.
    Er hörte, wie hinter ihm jemand die Tür aufriss und ins Zimmer trat. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer es war: Stenström.
    Stenström war nach wie vor der Jüngste in der Abteilung, und nach ihm würde vermutlich eine ganze Generation von Kriminalassistenten kommen, die nicht anklopfte, dachte Martin Beck. »Wie läuft es?«, fragte er.
    »Nicht besonders«, antwortete Stenström. »Als ich vor einer Viertelstunde bei ihm war, stritt er noch alles glatt ab.« Martin Beck drehte sich um, ging zum Tisch zurück und betrachtete noch einmal das Tatortfoto. An der Zimmerdecke über dem Bett mit den Zeitungen, der verschlissenen Steppdecke und dem gestreiften Kissen zeichneten sich die Konturen eines alten Stockflecks ab, der einem Seepferdchen glich.
    Mit etwas gutem Willen konnte es auch eine Meerjungfrau sein. Er fragte sich, ob der Mann auf dem Fußboden so viel Phantasie besessen hatte.
    »Aber das macht nichts«, erklärte Stenström eifrig. »Die Indizien reichen aus, um ihn einzusperren.«
    Martin Beck reagierte nicht darauf. Er zeigte stattdessen auf den Papierstapel, den Stenström ihm auf den Tisch gelegt hatte, und fragte: »Was ist das?«
    »Die Vernehmungsprotokolle aus Sundbyberg.«
    »Weg mit dem Krempel. Ich habe ab morgen Urlaub. Bring sie Kollberg. Oder sonst wem.«
    Martin Beck nahm das Foto und ging ein Stockwerk höher, öffnete eine

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