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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht
gesehen?«
    »Nirgends«, antwortete er.
    »Ich könnte ihn umbringen«,
erklärte sie düster. »Er lädt zur Party ein — und ich kann sehen, wie ich damit
fertig werde.« Sie sah mich an, und dabei fielen ihr wohl wieder ihre Pflichten
als Gastgeberin ein.
    »Haben Sie mittlerweile alle
Gäste kennengelernt, Mr. Boyd?«
    »Alle, bis auf Luis Navarre «, antwortete ich. »Aber auf diese Freude kann ich
noch ein Weilchen verzichten, es sei denn, Sie bestehen darauf.«
    Kasplin fuchtelte zornig mit seinem
Stock. »Das geht doch nun wirklich etwas zu weit! Glaubt Paul vielleicht, wir
stehen die halbe Nacht hier herum und warten, bis er uns am Ende mit Schlamm
bewirft?«
    »Malen Sie den Teufel nicht an
die Wand.« Margot schüttelte sich. »Wie spät ist es denn jetzt?«
    Ich sah auf meine Uhr. »Zehn
vor zwölf.«
    »Die Geisterstunde naht«, sagte
sie müde. »Ich habe gewisse Anweisungen — um Mitternacht müssen alle Gäste im
Speisezimmer sein.«
    »Wieso denn?« fragte Kasplin argwöhnisch.
    »Schlag zwölf muß ich dort ein
bestimmtes Paket öffnen, in dem unser Glück für den Premierenabend steckt — hat
Paul gesagt.« Sie zuckte die Schultern, wobei selbst das Rascheln des Crêpes
spöttisch zu klingen schien. »Würden Sie beide bitte vorangehen, während ich
die übrigen zusammentrommele?«
    »Alles ist mir recht, wenn wir
nur bald und heil den Unfug überstehen, den Paul diesmal wieder ausgeheckt
hat«, schimpfte Kasplin .
    »Am besten lassen wir wohl die
Wohnungstür offen, falls er noch kommt, während wir alle drin warten«, sagte
Margot.
    »Kann er denn nicht auf die
Klingel drücken wie andere Leute auch?«
    »Ich habe Angst, ich könnte die
Klingel im Speisezimmer überhören, wenn alles durcheinanderredet«, erwiderte
sie. »Seien Sie ein netter Mensch, Kasplin , und
bringen Sie Mr. Boyd hinein — ich kümmere mich um die anderen.«
    Wir wanderten ins Speisezimmer,
das einem lüsternen Traum des Innenarchitekten entsprungen sein mußte. Die
Beleuchtung war gedämpft, der Teppich knöcheltief, die Tafel befand sich in
einer Nische und war von einer hufeisenförmigen, üppig gepolsterten Couch
umgeben. Mitten im Zimmer stand ein großer schwarzer Kasten. Er war etwa einszwanzig hoch und sah mehr nach einem Überseekoffer als
nach einem Paket aus.
    »Was, zum Teufel, ist denn
das?« sagte ich nervös.
    »Ich will darüber lieber gar
nicht erst nachdenken«, sagte Kasplin mit
Bestimmtheit. »Da kann alles drinstecken, von einer Herde wilder Affen bis zu
einem gepreßten Ballen Müll.«
    Donna Alberta trat ins Zimmer,
geleitet von dem mexikanischen Tenor und gefolgt von Helen Mills. Danach
erschien Margot, dann Rex Tybolt mit einem seltsam
gejagten Ausdruck in den Augen, derweil Earl Harvey ihm etwas ins Ohr
flüsterte.
    »Guten Abend, Mr. Boyd«,
ertönte die klangvolle Stimme Donna Albertas überaus wohlwollend. »Wie nett,
daß Sie gekommen sind.«
    Das Silberlamekleid war äußerst tief ausgeschnitten und enthüllte einen bemerkenswerten Einschnitt.
Es geht ja nichts über gute Manieren, denn mir fiel noch rechtzeitig genug ein,
daß ich nun reden und nicht zugreifen mußte.
    »Das Vernügen ist ganz meinerseits, Miss Alberta«, versicherte ich mit belegter Stimme.
    »Kennen Sie Luis Navarre schon?« Sie wandte sich dem eleganten Südländer zu,
ohne eine Antwort abzuwarten. »Dies ist Mr. Boyd, Luis. Er hilft mir wegen
Niki.« Ihr Blick verdüsterte sich einen Moment. »Mr. Boyd wird den Schurken
ausfindig machen, der meinen armen kleinen Liebling ermordet hat!«
    Navarre lächelte mich an.
    »Ich beneide Sie, mein Freund«,
erklärte ich ihm. »Sie sind der Mann, für den Donna Alberta sechsmal in der
Woche den Tanz der sieben Schleier tanzen wird — von den Matinees gar nicht zu reden.«
    Sein Lächeln wurde breiter.
»Ich bin eben ein Glückspilz, Señor Boyd.«
    Margot Lynn klatschte in die
Hände und wartete, bis ihr die allgemeine Aufmerksamkeit galt.
    »Also, liebe Freunde und
Nachbarn!« Sie lächelte humorlos. »Es ist Mitternacht, und ich halte es fürs
beste, daß wir die Sache hinter uns bringen.«
    »Was hinter uns bringen?«
fragte Harvey mißtrauisch.
    »Paul hat genaue Anweisungen
gegeben«, sagte sie. »Schlag zwölf, wenn alle im Zimmer versammelt sind, drücke
ich hier drauf.« Sie wies auf einen polierten Knopf, der an der Seite des
schwarzen Kastens unmittelbar unter dem Deckel einen Zentimeter herausragte.
    »Und was passiert dann?«
brummte Harvey.
    »Mr. Harvey«,

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