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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geheilt.“
    „Ja“, sagte Muller. „Ein Happy-End für meine traurige Geschichte. Ich bin fähig, mich wieder unter Menschen zu mischen. Der Lohn für meinen selbstlosen Einsatz, in dem ich ein zweites Mal mein Leben durch einen Besuch bei Außerirdischen riskiert habe. Wie hübsch! Aber ist die Menschheit auch bereit, wieder mit mir zu verkehren?“
    „Mach keine Dummheiten, Dick. Geh nicht hinunter. Charles hat mich zu dir geschickt. Er ist furchtbar stolz auf dich. Das sind wir alle. Es wäre ein großer Fehler, wenn du dich jetzt wieder dort unten abkapseln würdest.“
    „Kehr zu deinem Schiff zurück, Ned“, sagte Muller.
    „Wenn du ins Labyrinth gehst, dann komme ich mit.“
    „Ich bringe dich um, wenn du es nur versuchen solltest. Ich möchte allein sein und in Ruhe gelassen werden, Ned. Verstehst du das denn nicht? Ich habe meinen Auftrag ausgeführt. Meinen letzten Auftrag. Jetzt kündige ich, ich ziehe mich zurück, rein und befreit von meinen Alpträumen.“ Muller zwang sich zu einem matten Lächeln. „Komm mir nicht hinterher, Ned. Ich habe dir vertraut, obwohl du mich betrügen wolltest. Alles andere spielt dabei keine Rolle mehr. Verlasse nun mein Schiff. Wir haben uns alles gesagt, was es zwischen uns zu sagen gibt, denke ich, bis auf den Abschiedsgruß.“
    „Dick …“
    „Mach’s gut, Ned. Berichte Boardman meine Worte. Und den andern auch.“
    „Tu es nicht!“
    „Dort unten gibt es etwas, das ich nicht missen möchte“, sagte Muller. „Und jetzt werde ich es mir nehmen. Halte dich von mir fern. Ich habe die Wahrheit über die Menschen erfahren müssen. Wirst du jetzt bitte gehen?“
    Schweigend setzte Rawlins sich den Helm wieder auf und trat an die Schleuse. Als er hinausging, sagte Muller: „Richte allen von mir einen Gruß aus, Ned. Ich bin froh, daß du der letzte warst, den ich gesehen habe. Irgendwie macht das alles etwas einfacher für mich.“
    Rawlins entschwand durch die Schleuse.
    Wenig später programmierte Muller sein Schiff auf eine hyperbolische Umlaufbahn und schaltete eine zwanzigminütige Verzögerung vor. Dann trat er in die Landekapsel und bereitete den Abstieg nach Lemnos vor. Die Landung vollzog sich rasch und problemlos. Er kam exakt dort auf, wo er gewollt hatte: zwei Kilometer vor dem Haupteingang zum Labyrinth. Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte hell. Muller wanderte mit kräftig ausholenden Schritten auf sein Zuhause zu.
    Er hatte das getan, was sie von ihm gewollt hatten.
    Jetzt konnte er nach Hause gehen.
     
     
5
     
    „Muller hatte schon immer eine Vorliebe für dramatische Abgänge“, sagte Boardman. „Aber er wird doch auch wieder hinauskommen.“
    „Das glaube ich nicht“, entgegnete Rawlins. „Es war sein Ernst.“
    „Sie haben also direkt vor ihm gestanden und nichts gespürt?“
    „Absolut nichts. Er hat dieses Leiden nicht mehr.“
    „Weiß er das?“
    „Ja.“
    „Dann wird er auch wieder herauskommen“, erklärte Boardman. „Wir halten ihn unter Beobachtung. Und wenn er darum bittet, Lemnos verlassen zu können, dann holen wir ihn ab. Über kurz oder lang wird er sich wieder nach menschlicher Gesellschaft sehnen. Er hat so viel durchmachen müssen, daß er erst einmal Ruhe braucht, um davon Abstand zu gewinnen. Ich glaube, er sieht das Labyrinth als besten Zufluchtsort an, um wieder zu sich selbst zu finden. Er ist noch nicht dazu bereit, wieder ein normales Leben zu führen. Schenken wir ihm zwei oder drei Jahre, dann kommt er von ganz alleine. Die beiden außerirdischen Kulturen haben gegenseitig ihr Werk an ihm aufgehoben, und deshalb kann er wieder in die menschliche Gesellschaft eintreten.“
    „Ich habe da meine Zweifel“, meinte Rawlins mit leiser Stimme. „Ich glaube nicht, daß er hundertprozentig wiederhergestellt ist. Charles, ich befürchte vielmehr, daß er kein Mensch ist … nicht mehr.“
    Boardman lachte auf. „Wollen wir wetten? Ich setze fünf zu eins, daß Muller innerhalb der nächsten fünf Jahre freiwillig herauskommt.“
    „Nun …“
    „Dann gilt die Wette hiermit.“
    Rawlins verließ das Büro des alten Mannes. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen. Er überquerte draußen vor dem Gebäude eine Brücke. In einer Stunde würde er mit einem entzückend warmen, weichen und anschmiegsamen Wesen zu Abend essen. Es begeisterte sie ungemein, mit dem berühmten Ned Rawlins zu gehen. Sie war eine gute Zuhörerin, die ihn immer wieder mit kleinen weiblichen Listen dazu brachte, Geschichten

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