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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schleifte. Sanft sagte Boardman: „Ich habe es nur betäubt, Ned. Wir werden einen Teil unserer Reisekosten durch Verkäufe an den Bundes-Zoo wieder hereinbekommen. Haben Sie mich denn wirklich für so schießwütig gehalten?“
    Ned kam sich auf einmal klein und dumm vor. „Nun … eigentlich nicht direkt. Ich meine …“
    „Vergessen Sie es. Nein, vergessen Sie es nicht. Merken Sie sich alles und vergessen Sie nichts. Lassen Sie sich das eine Lehre sein: Man sammelt erst alle Daten, bevor man anfängt, unsinniges Zeug daherzufaseln.“
    „Aber wenn ich den Mund gehalten hätte und Sie es wirklich getötet hätten …“
    „Dann hätten Sie auf Kosten eines Tierlebens etwas sehr Häßliches über mich gelernt. Sie hätten erfahren, daß alles Fremde mit scharfen Zähnen in mir einen Tötungsinstinkt weckt. Aber statt dessen haben Sie nur ein lautes Geräusch von sich gegeben. Wenn ich das Tier wirklich hätte töten wollen, hätte Ihr Schrei mich nicht an meinem Vorhaben gehindert. Ich hätte vielleicht nicht richtig gezielt und wäre auf Gedeih und Verderb einem wütenden, angeschossenen Tier ausgeliefert gewesen. Also, Ned, nehmen Sie sich die nötige Zeit. Schätzen Sie vorher alle Fakten ab. Manchmal ist es besser, etwas geschehen zu lassen, als selbst übereilt zu reagieren.“ Boardman zwinkerte. „Trete ich Ihnen zu nahe, Ned? Lasse ich Sie mit meiner kleinen Lektion wie ein Dummkopf dastehen?“
    „Natürlich nicht, Charles. Da mache ich mir selbst gar nichts vor. Ich habe noch viel zu lernen.“
    „Und Sie sind bereit, die Lehren von mir anzunehmen, auch wenn ich mich wie ein nervtötender alter Schuft anhöre?“
    „Charles, ich …“
    „Tut mir leid, Ned. Ich sollte Sie nicht reizen. Sie hatten recht, als Sie versuchten, mich davon abzuhalten, das Tier zu töten. Und es war nicht Ihre Schuld, daß Sie meine Handlung mißverstanden haben. An Ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt.“
    „Wollen Sie damit sagen, ich hätte nicht vorher alles genau abwägen sollen, als Sie Ihren Betäuber herausgezogen haben?“ fragte Rawlins verblüfft.
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Sie widersprechen sich, Charles.“
    „Es ist mein Privileg, mir selbst zu widersprechen“, sagte Boardman. „Das gehört zu den Spielregeln in meinem Job.“ Er lachte laut und erfrischend auf. „Legen Sie sich frühzeitig ins Bett und versuchen Sie, so viel Schlaf wie möglich mitzubekommen. Morgen fliegen wir über das Labyrinth und fangen mit dem Kartographieren an. Danach können wir die ersten Männer ins Labyrinth schicken. Ich schätze, innerhalb einer Woche sitzen wir mit Muller an einem Tisch.“
    „Glauben Sie, er ist zu einer Zusammenarbeit mit uns bereit?“
    Boardmans fleischige Züge verdunkelten sich. „Am Anfang sicher nicht. Er wird so voller Bitterkeit sein, daß er uns Gift und Galle entgegenschleudert. Immerhin sind wir es gewesen, die ihn hinausgeworfen haben. Warum sollte er da jetzt der Erde helfen wollen? Aber er wird schon weich werden, Ned, denn ganz im Grunde seines Herzens ist er ein Ehrenmann mit festem Charakter. Und so etwas läßt sich nie ablegen, ganz gleich, wie krank und einsam und verzweifelt ein Mensch auch werden mag. Nicht einmal der Haß kann wahrem Ehrgefühl etwas anhaben. Das ist Ihnen bekannt, Ned, denn auch Sie sind eine solche Persönlichkeit. Und selbst ich bin so, wenn auch auf meine Weise, eben ein Ehrenmann. Wir bearbeiten Muller. Wir bringen ihn dazu, aus seinem verdammten Labyrinth herauszukommen und uns zu helfen.“
    „Ich hoffe, Sie behalten recht, Charles.“ Rawlins zögerte einen Moment. „Wie wird sich die Konfrontation auf uns auswirken? Ich meine, wenn man an seine Krankheit denkt … und die Art, wie er andere behandelt …“
    „Es wird schlimm werden. Sehr schlimm sogar.“
    „Sie haben ihn gesehen, nachdem es geschehen ist, nicht wahr?“
    „Ja, mehrere Male.“
    „Ich kann es mir eigentlich gar nicht vorstellen“, sagte Rawlins, „wie es ist, neben einem Mann zu stehen und dabei zu spüren, wie sich seine Seele über einen ergießt. So ist es doch, wenn man mit Muller zusammen ist, oder?“
    „Es ist so, als würde man in ein Säurebad steigen“, erklärte Boardman düster. „Man kann sich daran gewöhnen, aber mögen tut man es nie. Man spürt auf jedem Zentimeter Haut brennende Flammen. Häßliches, Schrecken, Begierden, Schlechtigkeit … all das ergießt sich aus ihm wie aus einem Schmutzkübel.“
    „Und Muller ist ein Ehrenmann, eine

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