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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sahen sie das Schloss. Plötzlich ragte es vor ihnen in den dunklen Nachthimmel. Mächtig, düster, bedrohlich. Es war umgeben von einem Burggraben, über den eine Zugbrücke führte. Wahrscheinlich wurde sie nie geschlossen, dachte Camille, denn es war recht unwahrscheinlich, dass in der heutigen Zeit Armeen versuchten, das Schloss einzunehmen. Trotzdem erschien es sehr wehrhaft. Niemand würde es so einfach besetzen können. Die Mauern wirkten trutzig und waren bis in große Höhe fensterlos. Nur ein paar schmale Schlitze waren zu erkennen.
    Je näher sie kamen, desto ärgerlicher und besorgter wurde Camille. Sie sah Ralph an. Was hatten sich die beiden bloß gedacht?
    Die Kutsche ratterte über die Brücke und in einen großen Hof. Und jetzt sah Camille, was Tristan vielleicht gelockt hatte: Der Innenhof stand voller faszinierender Statuen und Kunstwerke. Eine antike Badewanne – grecoromanisch wahrscheinlich, dachte sie – war zu einem Wassertrog umgebaut worden. An einer Wand standen aufgereiht mehrere Sarkophage. Unzählige weitere Schätze säumten den Weg zum Portal. Das Schloss war offensichtlich umgebaut worden, damit man auch im neunzehnten Jahrhundert darin leben konnte. Die große Eingangstür hatte einen hübschen Bogen, und an dem Erkertürmchen darüber quollen Weinreben aus Holzkästen.
    Camille war immer noch ganz versunken in den Anblick der Schätze, als der riesige Mann nach hinten kam, um ihr aus der Kutsche zu helfen. Die Artefakte gehören allesamt ins Museum, dachte sie empört. Aber ihr war wohl bewusst, dass solche wertvollen Schätze für Weltreisende etwas ganz Normales waren. Und so manche Mumie wurde sogar als Brennmaterial für Kamine oder Heizungen verkauft. Auf jeden Fall gab es hier eine Menge fantastischer Beispiele ägyptischer Kunst. Zwei riesige Ibisse, ein paar Statuen der Isis und noch einige andere, die wahrscheinlich weniger wichtige Pharaonen darstellten.
    „Kommen Sie“, sagte der riesige Mann.
    Sie folgten ihm über den Weg zur Tür. Dahinter lag eine große Eingangshalle, in der früher die Feinde eingeschlossen und überwältigt wurden, falls sie es bis hierhin geschafft hatten. Es sah alles ziemlich heruntergekommen und schmutzig aus.
    „Darf ich?“
    Der Mann nahm ihr das Cape ab. Ralph umklammerte seinen Mantel. Der Mann zuckte die Schultern.
    „Kommen Sie.“
    Sie gingen durch eine zweite Tür in eine überwältigend prächtige Halle. Hier war offensichtlich renoviert worden. Eine Steintreppe schwang sich in sanftem Bogen in den ersten Stock. Die Stufen waren mit einem weichen, königsblauen Läufer belegt. An der Decke und an den Wänden hingen abwechselnd Waffen und wunderschöne Gemälde. Manche Bilder waren Porträts, andere mittelalterliche oder religiöse Szenen. Camille war sicher, dass einige die Werke großer Meister waren.
    In einem großen Kamin prasselte ein Feuer. Die Sessel vor dem Kamin waren aus dunkelbraunem Leder, wirkten aber nicht kühl, sondern einladend und bequem.
    „Sie warten hier“, sagte der Mann zu Ralph. „Und Sie kommen mit mir“, wandte er sich an Camille.
    Ralph sah sie an wie ein ängstliches Hündchen, das allein zurückgelassen werden sollte. Sie nickte ihm aufmunternd zu und folgte dem Mann die geschwungene Treppe hinauf.
    Er führte sie in einen Raum mit einem gewaltigen Schreibtisch und endlosen Regalen voller Bücher. Bei ihrem Anblick machte Camilles Herz einen freudigen Hüpfer. So viele Bücher!
Das Alte Ägypten
stand auf einem besonders dicken Wälzer. Und direkt daneben las sie:
Der Weg Alexander des Großen
.
    „Der Herr wird in Kürze bei Ihnen sein“, sagte der große Mann, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Nun ganz allein, fiel Camille als Erstes die Stille auf. Dann nahm sie langsam nacheinander die Geräusche der Nacht wahr. Von irgendwoher vernahm sie das klagende Heulen eines Wolfs, das sie frösteln ließ. Doch das Knacken des Feuers, das hell in dem Kamin neben der Tür brannte, gab ihr ein sicheres Gefühl.
    Eine Kristallkaraffe mit Brandy stand zwischen feinen Schwenkern auf einem kleinen, braunen Tisch. Sie war versucht, hinüberzueilen, das elegante Gefäß zu packen und den Brandy bis zum letzten Tropfen zu leeren.
    Als sie sich weiter umsah, entdeckte sie ein wunderschönes Gemälde hinter dem großen Schreibtisch. Es zeigte eine Frau. Sie war in einer Mode gekleidet, die vielleicht ein Jahrzehnt alt war. Sie hatte schönes, helles Haar und ein strahlendes Lächeln. Ihre

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