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Der Mann ohne Kopf

Der Mann ohne Kopf

Titel: Der Mann ohne Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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und zwei kleine rote Dragees in die Handinnenfläche schüttete. Blitzschnell ließ sie eines davon in ihrem Mund verschwinden, das andere reichte sie Peter. »Hier. Ich schenke dir eine meiner Pillen!«
    Erneut glaubte Peter, sich verhört zu haben. Doch obwohl er die Antwort bereits erahnte, stellte er sich unwissend. »Was … was ist denn das?«
    »Die Eintrittskarte zum Glück! Der allerletzte Schrei! Wer das schluckt, wächst über sich selbst hinaus. Das Kügelchen zum Wohlfühlen und Abtanzen!«
    »Nein, danke«, lehnte Peter skeptisch ab. »Ich brauche keine Drogen. Ich bin auch so gut drauf!«
    »Drogen?« Amy Scream grinste schelmisch. »Diese Dinger sind doch rezeptfrei und vollkommen ungefährlich! Ob du dreimal am Tag Kaffee trinkst oder diese Pille einwirfst, ist für deinen Körper praktisch dasselbe.« Fröhlich klimperte sie mit ihren langen angeklebten Wimpern. »Also sei clever und sei dabei!«
    Peter zögerte und warf einen kurzen prüfenden Blick zu seinen Freunden auf die Tanzfläche. Justus, Bob und Jeffrey gaben sich voll und ganz DJ Hammleys Mischkünsten hin. Vom Zweiten Detektiv schienen sie momentan nicht die geringste Kenntnis zu nehmen.
    »Nun, was ist?«, hakte Amy Scream nach. Als Peter sie unentschlossen ansah, zog sie trotzig ihre Hand zurück. »Dann eben nicht! Wie man sich doch täuschen kann. Du sahst mir nicht nach einem Feigling aus.«
    Bei diesen Worten zuckte Peter unwillkürlich zusammen. Wenn er etwas hasste, dann war es als Feigling dazustehen. Seit Beginn ihrer Freundschaft hatten Justus und Bob ihn bei zahlreichen Gelegenheiten immer wieder mal als Feigling bezeichnet, meist in Situationen, in welchen er selbst von angeborener Vorsicht und nicht von Feigheit gesprochen hätte. In seinem Stolz verletzt, griff Peter nach dem Dragee, welches noch immer in Amy Screams offener Hand lag, und beförderte es mit einer schnellen Bewegung in seinen Mund.
    »Yeah«, kommentierte die verrückte alte Dame trocken. »Das wird dir neuen Schwung zum Tanzen geben! Und nun komm mit zurück auf die Tanzfläche!«
    Justus und Bob hatten währenddessen den scheinbar kopflosen Diskjockey kritisch ins Visier genommen. Beide Jungs stellten sich dabei dieselbe Frage: Mit welchem Trick war es möglich, die Illusion entstehen zu lassen, ohne Kopf hinter dem Mischpult zu stehen?
    In diesem Moment legte DJ Hammley einen neuen Song auf. Dieser Titel steigerte die Tanzwut der Gäste noch mehr. ›Devil-Dancer‹ sang eine ungewöhnlich tiefe Frauenstimme mit hypnotischer Wirkung, die von einem nie zuvor gehörten Klangteppich getragen wurde.
    Bob sah Justus fragend an. »Diese Sängerin … diese Stimme … die kommt mir irgendwie bekannt vor …«
    Unerbittlich stampften die Bässe aus den Lautsprechern, so dass die Wände der Diskothek vibrierten. Amy Scream steuerte die Mitte der Tanzfläche an und stieß einen unkontrollierten Begeisterungsschrei aus, der ihrem Namen alle Ehre machte. Die Menge tobte, bildete um die wie von Sinnen tanzende Dame einen großen Kreis und feuerte sie mit rhythmischem Klatschen dazu an, immer wildere Bewegungen auszuführen.
    »Wo warst du denn?«, erkundigte sich Bob beiläufig, als Peter wieder auf der Tanzfläche erschien. Doch er erhielt keine Antwort.
    Auch Justus war von Amy Screams Darbietung wie gebannt. Unbewusst ließ er sich mitreißen, die skurrile alte Dame zu immer ausgefalleneren Körperverrenkungen anzuspornen. Wie alle anderen klatschte auch er im immer hastiger werdenden Rhythmus mit und war kaum noch zu bremsen.
    Grelle Laserblitze, rotierende Scheinwerfer und dichte Rauchschwaden ließen zusammen mit der wilden Musik eine wahre Tanzhölle entstehen. Nicht nur Amy Scream geriet jetzt außer Kontrolle. DJ Hammley verstand es meisterhaft die brodelnde Masse nach seinem Willen tanzen zu lassen.
    Amy Scream schwitzte aus allen Poren. Völlig unkontrolliert wirbelte ihre dürre Gestalt wie ein Kreisel im Zentrum der Tanzfläche herum. Ihre übergroßen Ohrklipps verloren den Halt und flogen in weitem Bogen davon.
    Die Menge brach in Begeisterungsstürme aus und verlangte mit gellenden Pfiffen nach mehr. Wie in einem Strudel steigerte sich das Tempo der Musik, dem sich Amy Scream vorerst noch mühelos anzupassen vermochte. DJ Hammley gab dieser besonderen Darbietung zusätzlich einen Kick, indem er langsam aber stetig die Drehzahl des Plattentellers erhöhte. Bei dieser Geschwindigkeit löste sich die Perlenkette der alten Dame. Die Kette riss und die

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