Der Mann ohne Vergangenheit
Taschenbuchausgabe erlebt, und die erschien bereits 1953. Allerdings erschienen zwei Ausgaben des Romans in England, die letzte 1974. Nicht von ungefähr – das heißt, der Qualität des Romans angemessen – kam die letzte englische Ausgabe von The Paradox Men in einer Reihe heraus, die den Titel SF Master Series trug, und es war kein Geringerer als Brian W. Aldiss, der in einem Vorwort den Roman würdigte. Aldiss u.a.: „Ich bin noch immer der Meinung, daß der Roman in seiner Art unübertroffen ist … Man hat allen Grund zu der Annahme, daß seine Reputation weiter anwachsen wird.“
Was macht nun den Reiz dieses Romans wie auch anderer Harness-Texte aus? Zunächst einmal ist es die Ideenfülle, die ins Auge sticht, dann das Talent, bizarr anmutende Situationen zu konstruieren: Zeitphänomene, Alars besondere Fähigkeiten, der Flug der T-22, der Sturz des Solarions in die Sonne und vieles andere mehr. Hinzu kommt die Fülle an eingebrachtem Hintergrundmaterial, das handlungsbestimmend wird, etwa Toynbees Werk über die Geschichte der Menschheit und natürlich Einsteins Relativitätstheorie. Hinzu kommt ferner der emotionale Griff des Autors: eine melodramatische Liebesgeschichte, Haß, Folter, Verstümmelung, Opfertod. Vor allem jedoch sind es die Handlungsführung und der Sinn für teilweise anachronistisch anmutende Gegensatzpaare, die den Vergleich mit den besten Werken von A. E. van Vogt (besonders zu den Null-A- und den Weapon-Shops-Romanen lassen sich Parallelen ziehen) herausfordern. Dem Leser werden lustvolle Wechselbäder verabreicht, die führenden Protagonisten und Antagonisten kennen ihre eigene Rolle in dem Spiel nicht oder deuten sie falsch, erweisen sich eher als Bauern in einem Schachspiel, denn als die Spieler selbst.
Da wird Faszination aus Gegensätzlichem geschöpft (im wesentlichen vor allem aus dem Kontrast zwischen hochentwickelter Technologie und Relikten aus anderen Epochen: Kaiserreich, Säbel, Gesellschaft der Diebe, Aberglauben der Solarion-Besatzung und so weiter), und Harness bringt den Grundkonflikt zu einem harmonischen Ende: Der Sadist hängt sich auf, der Meisterfechter wird im Duell bezwungen, der diktatorische Kanzler tötet sein eigenes Ich, ohne es zu wissen. Das Gute hingegen siegt: Muir wird zu Alar und darüber hinaus eine Art Gottmensch, der durch einen tiefen Eingriff in die Geschichte der Romanhandlung ihre Grundlage entzieht … Erst wenn man den Roman gelesen hat, tritt das Gerüst zutage, das ihn gestützt hat. Dann eigentlich erst kann man die Fülle der Einfälle, ihre spielerische Anordnung voll würdigen. Ich glaube, The Paradox Men ist ein Roman, der vielen Lesern im deutschen Sprachraum Spaß machen wird …
Hans Joachim Alpers
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