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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ungerührt, und die Kaffeemaschine begann erneut zu summen.
    Mit flammenden Photonen-Reflektoren und dumpf brummenden Strom-Reaktoren jagte die „Regulus“ in all ihrer Häßlichkeit durch den Raum. Sie wurde immer schneller. Der geringe Verbrauch an Strahlmassen erlaubte eine fortwährende Beschleunigung bis zum Scheidepunkt, an dem das Schiff gegen die Fahrtrichtung gewendet und anschließend wieder gebremst werden mußte.
     
9. Kapitel
     
    Eltron stand in aufrechter Haltung vor dem flammenden Bildschirm, der den Oberkörper eines älteren Mannes zeigte. Flottenadmiral Tonigh war der Kommandant gewesen, der vor etwa zwanzig Jahren als erster Mensch den Saturnmond Titan betreten und anschließend erforscht hatte.
    Seine eisgrauen Haare schienen sich auf dem farbigen Bild besonders hervorzuheben. Ansonsten war er die Beherrschung in Person. Mit gekrümmten Schultern saß er hinter seinem Schreibtisch in der Mondbasis Eldorado. Vor ihm leuchtete der Schirm des Bildsprechgerätes. Kommandant Eltron war klar darauf zu sehen.
    „So, Sie haben also noch immer das Kommando über die ‚Regulus’,“ kam es beinahe sanft aus dem Lautsprecher. „Wieso?“
    Eltron fühlte die wachsamen Blicke der anwesenden Männer. Die Kommandozentrale des Fernschiffes war vorschriftsmäßig besetzt. Diensthabender Wachoffizier war Leutnant Armin.
    Eltrons Gesicht war womöglich noch kälter und abweisender als das des bekannten Flottenadmirals.
    ‚Zwei harte Klötze’, dachte Pouniz, der weiter hinten vor seinen Funkgeräten saß und mit geziert wirkenden Fingerbewegungen die Bildschärfe abstimmte.
    „Raumkapitän Fermont, ordentlicher Kommandant der ‚Regulus’, ist noch dienstuntauglich und unfähig, das Schiff zu führen. Er befindet sich in einer schweren Nervenkrise, die mit den an Bord verfügbaren Mitteln nicht behoben werden kann.“
    „Also Irrsinn. Oder?“
    „Möchte ich nicht sagen, Sir. Ich kann mir darüber kein Urteil erlauben. Ich bin kein Psychiater.“
    Der Mann mit den eisgrauen Haaren knurrte etwas, was niemand gut verstehen konnte.
    „Schön, lassen wir das einstweilen. Sie stehen noch knapp eine halbe Million Kilometer vor der Mondbahn. Wir haben Sie angepeilt und mit dem Supergehirn von Eldorado Ihre Geschwindigkeit nachgerechnet. Wenn Sie weiterhin mit 0,42 g verzögern, werden Sie zwischen der Mondbahn und Terra Ihre restliche Fahrt aufgehoben haben. Eine saubere Leistung, Eltron.“
    „Selbstverständlich, Sir“, lächelte der Kommandant dünn. „Der Meteortreffer, der sich beim Durchqueren der Meteoritenzone nicht vermeiden ließ, ist mit Bordmitteln behoben worden.“
    Flottenchef Tonigh biß sich auf die Lippen. Der Blick unter buschigen Augenbrauen war deutlich auf dem Bildschirm zu beobachten. Ablenkend gab er durch:
    „Sie werden nicht an Raumstation Terra V anlegen. Steuern Sie überhaupt keinen kosmischen Bahnhof an. Sehen Sie zu, daß Sie die ‚Regulus’ in eine nahe Kreisbahn um den Mond bringen. Sie werden nochmals beschleunigen müssen. Genaue astronautische Daten erhalten Sie von uns. Ist das ganz klar verstanden worden?“
    Der Mann von Oros runzelte die Augenbrauen. Es war mehr als eine Frage. Ein empfindsamer Mensch hätte es schon als Verweis auffassen können.
    Tonigh lachte sehr bissig, und dann kam etwas, was sogar den echten Ramsay Eltron erschüttert hätte.
    „Raumstation Terra V existiert nicht mehr. Sie ist vor vierzehn Tagen vernichtet worden.“
    Die Köpfe der wachhabenden Männer fuhren herum. Eine ungeheuerliche Spannung schien in der kreisrunden Zentrale zu knistern. Nur Eltron schien sehr ruhig zu sein. Gedehnt fragte er:
    „Vernichtet …?“
    „Sie hören noch gut. Vernichtet, habe ich gesagt. Wir stehen seit drei Wochen Erdzeit im Kriegszustand mit der Venuskolonie. Es sind dort Bestrebungen, angelaufen, die auf eine selbständige planetarische Regierung hinzielen. Die Kolonisten haben sämtliche Stationen, Niederlassungen und Raumhäfen besetzt, die wir auf unsere Kosten eingerichtet haben. Die Kriegserklärung ist nicht offiziell erfolgt, wir sind jedoch zum Gegenschlag bereit. Vier unserer Raumstationen sind von den Kolonisten durch atomare Raumgeschosse zerpulvert worden. Passen Sie auf, daß Sie keinem Venusschiff über den Kurs laufen. Das wäre alles.“
    Leutnant Pouniz umkrampfte so heftig die Abstimmknöpfe, daß das Bild für Sekunden unscharf wurde.
    Eltron war die Ruhe selbst. In seinem erstarrten Gesicht lebten nur die grauen Augen. In ihnen

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