Der Mann von Oros - Teil 2
zwölf Stunden haben wir die Mondbahn erreicht, wo die ‚Regulus’ nahezu keine Fahrt mehr haben dürfte. Wir sind das, was man mit dem schönen Wort ‚manövrierunfähig’ bezeichnet; denn unsere Triebwerke eignen sich nun einmal nicht für nervenzerreißende Beschleunigungen. Mister Maryman!“
Der Ingenieur sah rasch auf. In seinen Augen stand eine große Frage.
„Gehen Sie in die Waffenkuppel. Nehmen Sie sich zwei fähige Techniker mit, und kontrollieren Sie die elektronischen Feuerleitgeräte. Raketengeschosse mit Wasserstoff-Sprengköpfen laden. Projektile mit Atomtriebwerken verwenden.“ Maryman tippte wortlos an die Mütze und verließ die Zentrale. Auf dem großen Heckbildschirm glänzte voll und klar die Erde. Sie hing inmitten des sternfunkelnden Raumes, der an einer Stelle von der glühenden Masse des Muttergestirns entflammt zu werden schien.
Der Mond tauchte eben hinter dem Planeten auf. Er war nur als schwache Sichel auszumachen, selbst wenn die stärkste Bildvergrößerung eingeschaltet Wurde.
Eltron sah die beiden Bordmediziner im Sicherheitsschott auftauchen. Reomy zeigte wie üblich verkniffene Züge, und das schmale Gesicht Topseis glich einer zerklüfteten Kraterlandschaft.
Langsam trat Eltron auf die Männer zu und sah sie fragend an. „Nun?“
„Er tobt wieder“, murmelte Topsei. „Er hält uns für Ungeheuer, die ihm an den Kragen wollen. Fermont dürfte für alle Zeiten ein raumuntauglicher Mann sein.“
„Er ist ja auch ziemlich hart mitgenommen worden“, warf Dr. Reomy zynisch ein.
„Diese Erklärung ist überflüssig“, entgegnete Eltron eisig. „Sie sollen die medizinische Station auf eine eventuelle Kampfhandlung vorbereiten. Haben Sie die Meldungen mitgehört?“
„Über die Rundsprechanlage“, nickte Topsei. „Wir hatten uns eingeschaltet. Die Männer sind ausgesprochen nervös. Ich möchte sagen, daß die näher kommende Heimat durchaus nicht beruhigend wirkt. Es tauchen schon hier und da Gerüchte auf, wonach wir auf dem Mond festgehalten werden. Die Leute möchten jedoch nach Hause. Es wird allerhöchste Zeit.“
Eltron lachte hart.
Mit dem letzten Wort drehte er sich um und drückte den Schalter der Bildsprechverbindung nieder. Auf dem Schirm erschien die Maschinenzentrale im Heck des Raumschiffes. Chefingenieur Lizon tauchte auf.
„Mr. Lizon, wie sieht es mit unseren Reaktionsvorräten für die thermischen Atomtriebwerke aus? Wir werden mit einem Fahrtüberschuß von etwa acht km/sec die Mondbahn überqueren. Ich möchte, daß die ‚Regulus’ ohne langwierige Manöver in eine Parkbahn um Luna gebracht wird, wozu eine Erhöhung der bremsenden Schubleistung erforderlich ist. Wie lange können wir mit den Reaktor-Brennkammern zusätzlich gegenbeschleunigen?.“
„Einen Augenblick, Sir. Ich werde alle Daten in den Kalkulator geben.“
„Beeilen Sie sich.“
Drei Minuten später gab Lizon die Werte durch, die von dem elektronischen Gehirn der Maschinenzentrale berechnet worden waren.
„Die Gesamtmasse der ‚Regulus’ ist durch Abwurf der geleerten Tankbehälter, Verbrauch an Flüssig-Sauerstoff und Lebensmitteln geringer geworden. Dazu rechnen noch die abgestrahlten Wismutmassen des Quantentriebwerks. Bei Vollschub beider Triebwerke ergibt sich eine Bremsverzögerung im Wert von 1,364 g.“
Eltron blickte auf den Magnetstreifen des mitlaufenden Aufnahmegerätes. Er zog ihn mit einer Handbewegung aus der Maschine und reichte ihn an Armin weiter.
„Anflug auf Grund der maschinellen Daten durchrechnen. Feststellen, ob wir auskommen. Wie lange können Sie die Hilfstriebwerke mit Vollschub laufen lassen?“
„Wenn ich die letzten Strahlmassenreserven restlos verbrauche, noch genau sechshundertzweiunddreißig Sekunden. Die Leistung der Quantentriebwerke hinzugerechnet, ergäbe das nach flüchtiger Berechnung im Zeitraum von rund zehn Minuten einen Verzögerungswert von etwa 7,8 km/sec. Das wäre fast der Stillstand.“
„Ich wünsche keine flüchtigen Schätzungen, sondern absolut stimmende elektronische Auswertungen bis zur letzten Dezimalstelle. Ihren Bericht erwarte ich in einer halben Stunde. Ende.“
Eltron schaltete ab, und Lizons Gesicht verschwand.
Vor Leutnant Armin summte schon das E-Gehirn. Er war dabei, die Anflugbahn der „Regulus“ zu berechnen.
„Ich will im Schwerefeld des Mondes ankommen“, knurrte Eltron, ehe er sich wieder an die Mediziner wandte.
„Sorgen Sie mir dafür, meine Herren, daß die Leute nicht noch im
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