Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
Vom Netzwerk:
wirbelte herum. »Glaubt ihr Sucher ein Wort davon? Ihr, denen das Forschen Vergnügen bereitet, glaubt ihr, daß ihr glücklich sein könnt, wenn ihr die Hände in den Schoß legt? Und alles nur, weil euch ein paar Greise das Suchen verbieten wollen!«
    »Ruhe!«
    Anot zischte Ketan diesen Befehl entgegen. Drei Wachleute kamen drohend näher.
    »Wenn du dem Rat nicht den nötigen Respekt zollst, wird die Verhandlung in deiner Abwesenheit geführt«, erklärte Anot. Dann fuhr er fort:
    »Es hat schon immer Geheimnisse gegeben, die wir nicht erforschen sollen, da sie zum Reich des Gottes gehören. Das wichtigste dieser Geheimnisse ist der Geburtstempel. Jeder von uns entsteht auf wunderbare Weise. Nur die Tempeldienerinnen, die sich dem Gott geweiht haben, verstehen etwas von dem Geheimnis. Doch auch sie sind nicht ganz informiert.
    Und nun gibt es Sucher unter uns, die dieses Namens nicht würdig sind. Sie zerreißen mit frevelnder Hand den Schleier, den der gütige Gott vor unsere Augen hält.
    Sie würden es auch wagen, den menschlichen Körper zu zerschneiden, um sein Inneres sehen zu können.
    Solche Menschen dürfen nicht in Kronweld leben!«
    Das konnte nur Exil bedeuten. Ketan dachte an die Öde von Nachtland, an die feindlichen Bors. Das war in Zukunft seine Welt.
    Aber Anot hatte lediglich eine dramatische Pause gemacht. Jetzt fuhr er fort:
    »Ich verlange den Tod für diesen Mann!«
    Er setzte sich. Nur einmal war der Tod eines Menschen gefordert worden. Das war bei Igons Verurteilung gewesen. Und auch ihn hatte man später begnadigt.
    Einzelne Protestschreie wurden laut. Aber sie erstickten in der Welle der Zustimmung. Ketan wandte sich langsam um. Er hatte verloren.
    Anot brachte die Menge zum Schweigen. »Der Rat wird entscheiden«, sagte er. Er wandte sich den anderen Suchern zu. »Ihr habt meine Forderung gehört. Gibt es Einwände?«
    Ketan sah überall feindliche Gesichter. Nur der alte Je dal erhob sich zitternd. Seine Stimme war kaum hörbar.
    »Ich behaupte, daß dieser Mann kein Verbrechen begangen hat.«
    »Dann bist du ebenso schuldig wie er«, fauchte Nabah.
    »Ich weiß, daß ihr die meisten meiner Ansichten verlacht«, sagte der Greis. »Und ich weiß, daß meine Worte in diesem Fall kein Gewicht haben werden, denn im Innern habt ihr ihn schon verurteilt. Aber ich sage folgendes: Ein Verbrechen gibt nicht das Recht zu einem größeren Verbrechen. Es mag sein, daß der Mann in seinem Suchen zu weit gegangen ist, aber ihr wollt ihm das Leben nehmen. Und das ist weit schlimmer als seine Tat. Ihr dürft ihn nicht töten. «
    Nur der Ring der Richter hatte seine leisen Worte gehört. Nabah sah die anderen tückisch an. »Es wird sich ein Weg finden. Wir erlauben ihm zu sterben. Verhungern ist ein natürlicher Tod.«
    »Das heißt, daß ihr ihm das Grundrecht der Nahrungsforderung nehmt.«
    »Genug!« fauchte Anot. »Wir werden einen anderen Weg finden, der keinen Widerspruch erregt. Was beschließt ihr?«
    Außer Jedal waren alle für seinen Vorschlag.

 
24
     
    Die Todeszelle war ein Raum in seinem eigenen Haus.
    Schwerbewacht wurde Ketan in den Raum gebracht, in dem er auch die erste Nacht nach seiner Rückkehr geschlafen hatte. Wortlos schloß man die Tür hinter ihm. Er wußte, daß er diesen Raum nicht mehr lebend verlassen würde.
    Ketan war von den Ereignissen der letzten beiden Tage übermüdet. Unzusammenhängende Bilder standen vor seinen Augen. Er sah den Geburtstempel, sein erstes Zusammentreffen mit Elta, Nachtland, die Felsnadel.
    Und dann – das war mehr als eine Erinnerung!
    Er setzte sich auf. Rechts und links von ihm standen die beiden aus der Felsnadel.
    »Wir wußten, daß es schwer sein würde«, sagte der Wissenschaftler. »Aber wir verlassen uns auf dich. Du darfst nicht versagen.«
    Und Dorien fügte hinzu: »Es gibt aus jeder Schwierigkeit einen Ausweg. Manchmal übersieht man die einfachsten Dinge.«
    Dann waren sie verschwunden.
    Ketan drehte zitternd das Licht an. Der Schweiß drang ihm aus allen Poren. Er war allein. Einen Augenblick fragte er sich, ob es ein Traum gewesen war, aber er wußte, daß er nicht geschlafen hatte. Wie kam die Vision zustande? Das Tor zur Erde war geschlossen. Konnten die Gedanken auch diese Barriere überwinden?
    Auf alle Fälle hatte er Freunde. Es war, als habe ihm jemand das Leben geschenkt. Sie rechneten mit ihm. Was hatte Dorien gesagt? »Manchmal übersieht man die einfachsten Dinge …«
    Er überlegte, wie er sich vor dem

Weitere Kostenlose Bücher