Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
Vom Netzwerk:
ist, wenn sie eine Weile eine Schnecke beobachten und sie dann tottreten oder ihr ein Hindernis in den Weg legen. Seine Stärke zu zeigen, das ist eine wenig bewundernswerte Charaktereigenschaft des Menschen.
    Als er wieder stehenblieb, ließ ich den Pfeil von der Sehne schnellen.
    Der Pfeil traf das Ziel, prallte gegen den hellblauen Körper. Er mußte etwas gespürt haben, zumindest wackelte er mit den Schultern.
    Aber die scharfe Pfeilspitze drang nicht durch seine Haut. Der Pfeil fiel zu Boden, rutschte einfach ab. Und er ging weiter.
    Ich folgte ihm noch, soweit es mein Sauerstoffvorrat zuließ, blieb schließlich stehen und blickte ihm noch kurze Zeit nach. Er kümmerte sich überhaupt nicht um mich, sondern verschwand hinter dem Horizont.
     
    Ich arbeitete an meinen Tanks und Behältern. Wenn die Früchte reif waren, wollte ich sie innerhalb meiner Starkstromfestung lagern und überlegen, was ich sonst noch mit ihnen anfangen konnte. Meine unreifen Versuchsobjekte überraschten mich mit den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Ein Teller schmeckte nach Ananas, der andere nach Sauerkraut.
    Doch worüber ich mir die ganze Zeit Gedanken machte, war, daß eine so große Kreatur eine offenbar planmäßige und bewußte Arbeit so gut wie vollkommen unbewußt verrichten konnte. Irdische Ameisen und Bienen merken schließlich sofort, wenn sie angegriffen werden und ziehen ihre Schlüsse daraus.
    Oder hatte ich mich – seiner Auffassung nach – so dumm benommen, daß er es nicht für nötig hielt, mich auch nur eines Blickes zu würdigen?
    Er sah wirklich beinahe wie ein Mensch aus, rundköpfig, zweibeinig, zweiarmig, zweiäugig.
    Plötzlich fühlte ich mich einsamer als je zuvor. Eigentlich hätte das Gegenteil der Fall sein müssen, zumal ich festgestellt hatte, daß ich jetzt nicht mehr allein war. Doch je mehr dieser und ähnlicher Lebewesen mir begegneten, um so einsamer mußte ich sein – denn ich war ja ein Mensch der Erde.
    Meine Augen schweiften über die Landschaft; der Horizont schien noch näher gerückt zu sein, der Himmel noch giftiger und die gelbliche Wüste noch kahler geworden zu sein.
    Ich betrachtete meinen Bogen, der soeben seine Nutzlosigkeit bewiesen hatte. Er lag noch immer unweit der Stelle, an der ich arbeitete. Ich wußte nun besser, weshalb ich der Versuchung erlegen war, die Kreatur anzugreifen. Es war die natürliche und unvermeidliche Reaktion eines Menschen, der einem andersgearteten Lebewesen begegnet und sich nicht in dessen Psyche versetzen kann. Das erweckt die Neugier, das Experiment. Was habe ich von diesem Lebewesen zu erwarten, wenn es mich angreift? Es war nicht nur der Wille zur Zerstörung, es war eine tiefe und elementare Angst vor unerwarteten Angriffen und Überraschungen.
    Oder hatte der Marsianer geglaubt, eine unintelligente Kreatur vor sich zu haben, für deren Handeln Verständnis und Nachsicht angebracht sind. Mit dieser Nachsicht mochte er mich betrachtet haben …
    Wenn er nur nicht dahinterkam, daß ich doch ein wenig klüger war! Und er sollte nur nicht auf den Gedanken kommen, in meinem Raketenrumpf so etwas wie einen Selbstbedienungsladen zu sehen und mir die zweifelhafte Gnade seines Besuches angedeihen zu lassen.
    Noch schlimmer peinigte mich der Gedanke, daß dieser Vertreter seiner Rasse nur ein Kundschafter gewesen war. Er mochte die Aufgabe haben, die Reife der Früchte zu prüfen und darüber Bericht zu erstatten. Und in der Reifezeit würden die andern kommen. Er hatte sich bewegt wie ein Automat, daran änderte auch sein leichtbeschwingter Gang nichts. Wenn alle so waren und keinerlei außerplanmäßige Initiative ergreifen konnten – worin lag dann der Sinn des Lebens?
    Aber ich hatte den Planeten mit diesen Kreaturen zu teilen.
    Diese Gedanken beschäftigten mich auch während der Arbeit. Wenn das Leben hier gewissermaßen blind war und schon seit unzähligen Generationen blind existieren konnte und wenn die menschliche Intelligenz nur ein Witz des Universums war – weshalb existierte dann eigentlich etwas auf dem Planeten? Dieses Leben schien keinen Sinn zu haben, und trotzdem war es da.
    Vielleicht wanderten meine Gedanken schon hart am Rande des Wahnsinns. Ja, eines Tages würde ich wahnsinnig werden und es nicht einmal wissen. Ich lebte nur innerhalb des Raketenwracks oder wenigstens in dessen Nähe. Vergeblich war mein Bemühen, immer nur das Notwendigste zu denken. Und ewig diese verdammte Sauerstoffmaske vor dem Gesicht! Ich kam mir

Weitere Kostenlose Bücher