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Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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ihnen scharf ansah. Bei Einbruch der Dunkelheit waren sie alle im Süden verschwunden.
    Die Früchte, die ich schon gesammelt hatte, lagen unbeschädigt in den Behältern. Und ich hatte fünf Leichen, eine davon lag direkt vor meiner Haustür. Ich sah mit Erstaunen, daß bereits der Verwesungsprozeß eingetreten war. Der Körper hatte einen wahrscheinlich durch Bakterien verursachten violetten Schimmer; Beine und Arme sahen aus wie von einem weißen Pulver bestäubt.
    Ich ekelte mich und hätte es um keinen Preis fertiggebracht, die Leiche zu berühren. War das nicht alles nur ein Traum? Zum Teufel, wann erwachte ich endlich!
     
    Ich rechnete nicht damit, daß ich nachts auch nur ein Auge schließen konnte. Ich balancierte auf der dünnen Trennscheide von Verzweiflung und Wahnsinn. Ich sah ein, daß meine Arbeit im Grunde zu nichts geführt hatte und all meine Hoffnungen an einem Nachmittag verschwanden. Aber das war nicht das Schlimmste. Ich kannte ein paar Pflanzen, Insekten und zweibeinige Lebewesen dieses Planeten, sonst nichts. Früher hatte ich eine Menge Bücher gelesen, Geschichten von dem Leben der Erdmenschen auf fremden Planeten. Erstaunlich, mit welch einer Leichtigkeit sie selbst die unmöglichsten Probleme lösten. Überall und auf jedem Gebiet waren sie die Sieger und bauten ihre Herrschaft mühelos weiter aus. Solche Träume hatte ich vielleicht auch einmal gehabt, aber mir war rasch klar geworden, daß meine Situation eher an die Zeit erinnerte, als die ersten weißen Menschen nach Nordamerika einsickerten, in ein fremdes Land mit unbekannten Gefahren und immer an der Schwelle des Hungertodes.
    Verbittert, hilflos und niedergeschlagen kroch ich in die Rakete. Ich hatte immer ein Stückchen Heimat in ihr gesehen, aber diesmal machte sie mich nervös. Sie weckte nur Erinnerungen, die Heimweh verursachten.
    Ich setzte mich und stützte den Kopf in die Handflächen. Ich versuchte, an nichts zu danken, während sich draußen ein milder Abend niedersenkte und die kurze Sommerperiode dieses freudlosen Planeten ihren Anfang nahm.
    Die Kreaturen, dachte ich, führen zweckmäßige Handlungen, aus, sind aber nicht in der Lage, etwas Neues zu lernen. Das war mein Trugschluß gewesen. Ich hatte geglaubt, daß die Marslebewesen wie die irdischen Tiere aus Erfahrungen lernen könnten. Vielleicht waren sie unempfindlich gegen den Schmerz. Wie Heuschrecken überschwemmten sie die Landschaft und wie Heuschrecken benahmen sie sich auch. Sie kümmerten sich den Teufel, ob einer umfiel und liegenblieb, und sie zogen auch keine Lehre daraus.
    Ich wußte, daß die Luft draußen mild war und der Tau den dürren Boden benetzte. Die ihrer Früchte beraubten Pflanzen würden frische Wurzeln schlagen und sich auf die lange Trockenperiode vorbereiten, die bald wieder vor ihnen lag. Und dann würden sie wieder Früchte tragen. Doch ich würde das wohl kaum noch erleben. Das Raketenwrack würde gleichzeitig mein Grabstein sein und allen Menschen, die nach mir einen Fuß auf den Mars setzten, als Warnung dienen.
    Du mußt ein Tagebuch schreiben, dachte ich, eine genaue Aufzeichnung aller Vorkommnisse machen. In der dünnen Luft würde das Tagebuch genauso wenig verschimmeln wie meine Rakete verrosten.
    In jener Nacht erreichte meine Verzweiflung ihren Höhepunkt. Ich mußte an mich halten, um nicht ohne Sauerstoffmaske ins Freie zu laufen. Ich fürchtete mich weniger vor dem Gedanken an den Tod. Jeder muß einmal sterben, und wer den Tod fürchtet, der hat das Leben nicht verdient.
    Dann machte ich mir Vorwürfe. Warum hatte ich die Früchte nicht schon früher eingesammelt? Sie wären sicher nachgereift. Ich ärgerte mich, daß ich keinen größeren Zaun errichtet hatte mit einer größeren Spannung, so daß der Funke schon übersprang, bevor noch jemand den Draht direkt berührt hatte. Mein Ärger war auch so etwas wie ein elektrischer Funke, ein Funke, der eine Zündschnur in Brand setzte und an ihr bis zum Pulverfaß entlangkroch. Mir war, als müsse ich jeden Augenblick explodieren.
    Ich stand auf und zog meine Maske über das Gesicht um hinauszugehen. Was ich draußen suchte, wußte ich nicht – aber was sollte ich hier drinnen?
    Es war Nacht, und ich nahm meine Taschenlampe mit. Aber es bestand keine Hoffnung, unter den beiden Marsmonden auch nur irgend etwas zu finden, das ich nicht schon kannte. Wenn ich daran zurückdenke, so wird mir klar, daß mein Unterbewußtsein schon in der Lage war, das schwächste Vibrieren des

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