Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
Vom Netzwerk:
Mensch hat Angewohnheiten, die er so leicht nicht ablegen kann. Es mag der Urinstinkt sein, der bedingt, daß man sich nachts irgendwo verkriecht.
    Nach Ablauf der ersten Woche und Beginn der zweiten wurde die Erde hellgelb. Ich sah einen Hügelrücken, eine geologische Störung, wie man zu sagen pflegt. Dahinter stieg der Horizont ab.
    Ich legte an diesem Tag eine längere Pause ein; teilweise um meiner Maschine Ruhe zu gönnen, teilweise weil mich diese plötzliche Veränderung stutzig machte. Ich wunderte mich, weshalb die Wissenschaftler und Astronomen der Erde keine Theorien über den Grund dieser Bodenbeschaffenheit aufgestellt hatten. Warum war der Mars im wesentlichen flach und mit farbigen Klecksen versehen? Hatte es auf dem Mars einmal einen Ozean gegeben, dessen Wasser im Laufe von Millionen Jahren verdunstet war? Und war das Leben, wie auf der Erde, aus dem Wasser gekommen? Hatten diese Periode nur die widerstandsfähigsten Wesen überlebt? Aus welch einer Entwicklungsstufe waren die nächtlichen Monstren hervorgegangen? Ich betrachtete den gelben Sandsteinboden und fragte mich, ob ich irgendwelche Fossilien finden würde.
    Ich fuhr weiter, während meine Augen unablässig den Boden absuchten. Als ich wieder aufblickte, sah ich eine Kette weißer Hügel vor mir. Sie waren rund und sahen aus wie Kalkgestein. Ich wußte, daß meine Maschine dieses Hindernis nicht nehmen würde.
    Langsam einen Fuß hinter dem andern herziehend stieg ich die terrassenförmigen Stufen hinauf und blieb nach vier, fünf schleppenden Schritten schweratmend stehen, schwankend, vornübergebeugt und die Handflächen auf die Knie gestützt. Die nächstgrößte Plattform benutzte ich wieder zum Ausruhen, dann kamen die nächsten drei, vier Schritte. Je höher ich kam, um so länger mußte ich warten, bis sich mein rasender Puls wieder beruhigt hatte. Obwohl ich auf diese Weise nach und nach fünfhundert Fuß geklettert war, war der Horizont nur doppelt so weit entfernt wie vom Führersitz meines Fahrzeuges gesehen. Ich keuchte schon, als wäre ich auf dem Gipfel des Montblanc angekommen.
    Meine körperliche Kondition hatte sich während der Reise zusehends verschlechtert. Abgesehen davon war es die erste Kletterpartie seit meiner Ankunft auf dem Mars. Ich war von dem Irrtum befallen, daß ich mich schon recht gut akklimatisiert hatte, wobei ich vergaß, daß ich auf dem ,Flachland’ lebte. Schon dort war die Luft so dünn wie auf dem Mount Everest. Eine noch größere Höhe war, trotz Sauerstoffversorgung, eine Attacke auf die Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit.
    Die nächste Stufe …
    Wie viele mochten es noch sein? Ich wußte es nicht. Der Hang, den ich hinaufkletterte, war gewölbt, so daß ich den Gipfel nicht sehen konnte. Glücklicherweise war es jetzt nicht mehr so steil.
    Zoll für Zoll arbeitete ich mich weiter empor und erkannte die Nutzlosigkeit meiner Bemühungen. Niemals würde ich meine Maschine über diese Hügelkette transportieren können. Dennoch wollte ich gern wissen, was es auf der anderen Seite zu sehen gab.
    Das bleierne Gewicht meines Sauerstoffzylinders hielt mich zurück. Mir wurde schwindlig. Das mußte wohl die ,Höhenkrankheit’ sein. Ich hatte den Wunsch, die Maske vom Gesicht zu reißen und frei zu atmen. Natürlich beherrschte ich mich, obwohl mir eine unsichtbare Schlinge den Brustkorb zusammenzog. Nur einmal soviel Luft schöpfen können wie die Lungen brauchten. Luft, Luft …
    Wenn die Bergsteiger des Himalaja behaupteten, daß sie für jeden Schritt sechs Atemzüge benötigten, so hatte ich das bisher immer für eine Übertreibung gehalten; jetzt spürte ich es am eigenen Leib. Nach dem mir noch verbliebenen Sauerstoffvorrat zu urteilen, hätte ich auf dem bequemsten und kürzesten Weg wieder nach unten und zurück zu meinem Fahrzeug müssen.
    Aber noch konnte ich diesen Entschluß nicht in die Tat umsetzen, ich mußte weiter. Keine Macht hätte mich davon abhalten können. Es war mir einfach, unmöglich, kurz vor dem Gipfel kehrtzumachen, selbst wenn ich dabei mein Leben aufs Spiel setzte.
    Warum? Was kümmerte mich die Landschaft, die jenseits lag, zumal ich sie mit meinem unförmigen Fahrzeug ja doch nicht erreichen konnte? Wenn es eine Art Paß gegeben hätte … Doch diese Stelle war der Paß, jedenfalls die sanfteste Steigung weit und breit. Auf einer tieferen Stufe hatte ich wieder die weißen Kristalle gefunden und daraus den Schluß gezogen, daß es sich um die Überreste einer

Weitere Kostenlose Bücher