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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Zeugnis der Schrift verewigt werden wegen des Gedächtnisses der Menschen, das schwach ist und hinfällig.
    Im Gedächtnis geblieben ist uns allen, durch die Zungen der Zeugen, das schwere Jahr 1574.«
    Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf Dreyling und steigerte seine Lautstärke:
    »Dieses unheilvolle Jahr mit seinen Auswirkungen auf uns alle ist mit seinem Namen verbunden. Unauslöschbar! Jeder weiß es.
    Adam Dreyling! Knöpfe deine Ohren auf: Ich klage dich an, der alleinige Anstifter des Aufruhrs von 1574 zu sein, mit allen seinen Folgen, der kurz darauf zum Knappenaufstand führte, ja, sich zum Angriff auf unseren ehrwürdigen, durchlauchtigsten Landesfürsten und die Gewerken entwickelte, aber unter dem die Knappen mit ihren Frauen und Kindern, wie jeder sehen kann, noch heute leiden.«
    Beifällige Töne durchsetzt mit Rufen: »Richtet ihn! – Sein Blut! - Sein Blut!« bestätigten dem Ankläger, daß er die Stimmung in der Kirche richtig erfaßt hatte.
    Leoman von Schiller-Herdern hämmerte in die Kirchenhalle:
    »Des weiteren klage ich dich an, wertvolle Bergbaugeheimnisse, besonders die von uns entwickelte Wasserkunst, an die Polen verraten zu haben, um uns dauerhaften Schaden beizubringen. Und das erst im vergangenen Jahr!«
    »Verbrennen – an den Galgen – vierteilen – rädert ihn – in den Schacht!« kochte der Zorn aus der Menge hoch.
    »Höre nun, Dreyling, höre Knappenvolk und du, Volk von Tirol!
    Begründete Anklagen erfordern Maßstäbe, und gerechte Anklagen erfordern, daß alle mit gleichen Maßstäben verurteilt werden. Dem wird jeder zustimmen. Aufruhr ist keines Gerichts, keiner Gnade wert! Die Anstifter, und das ist der einzige Maßstab für diese Brut, sind sogar unter Heiden, Juden und Türken dem Tod überantwortet. Aufruhr wurde auch bei Luther – hörst du, Dreyling -, sogar bei Luther, dem Ketzer, ohne Gnade und Barmherzigkeit begegnet.
    Darum ist hier nicht mehr zu tun, als Dreyling eilig zu richten, um damit Gottes Urteil zu vollenden.
    Du hast der Berggemeinde und den Untertanen das Lärmen eingeblasen zum Aufruhr wider die Gewerken, wider die Obrigkeit, wider den Fürsten und Herrn.
    Dreyling, du hast auch darin den Weg zum Knappenkrieg bereitet, indem du gerufen hast:
    ›Ein Christ ist frei von allen Gesetzen, und seinem Willen können weder Menschen noch Engel etwas auferlegen. Lasset eure Schwerter und Geräte nicht kalt werden, wärmt sie im Blut der gottlosen und bösen Obrigkeit! Wärmt sie im Blut der Tyrannen in den Gewerken und im Blut der mörderischen Fürsten!‹
    Wer zu blutigen Anschlägen aufhetzt wie er, Volk von Tirol, Berggemeinde von Schwaz, ist einer Todsünde schuldig, die hier wie in der Hölle gesühnt werden muß.
    Dreyling, die Wahrheit schwimmt wie Öl auf dem Wasser, für jeden sichtbar. Wer das nicht sieht, dem antworte ich, daß die christlichen, katholischen Fürsten notgezwungen sind, gegen den Aufrührer Dreyling mit aller Schärfe vorzugehen, wollen nicht die Berggemeinde mit all ihren Nachkommen, aber auch Land wie Leute, mit Leib und Leben, ja, gar um Gott und seine heilige Religion kommen!«
    Adam Dreyling hob den Kopf. Seine geschlossene linke Hand öffnete sich. Sein Arm hob sich, so daß der Zeigefinger wie ein Pfeil auf den Kopf Schiller-Herderns zielte:
    »Womit beweist du das, Ankläger?«
    Diese Worte trafen Leoman völlig unvermutet. Und schon fuhr Dreyling fort: »Ist in dir noch ein Tropfen Redlichkeit und ein Funken der Ehrbarkeit, so beweise deine Geschichte!«
    Der Zeigefinger zielte weiter auf den Kopf Leomans – genau zwischen die Augen.
    »Beweise es, sage ich! Hörst du, Ankläger: Beweise es!
    Lasse uns die verfälschten Worte deiner Zeugen hören!
    Wie heißen deine Zeugen?
    Wo wohnen sie?
    Wer hat sie denn verhört?
    Von wem ist das aufgeschrieben worden?
    Warum machst du so ein Geschrei, Ankläger, als ob ein Mord passiert wäre? Oder willst du ihn durch dein Gerede wahr machen?
    Ja, hättest du einen redlichen Zeugen gefunden, du hättest ihn nicht verschwiegen, sondern groß herausgestellt!
    Ich aber habe 1574 meine geliebte Frau verloren und mein ungeborenes Kind! Ich! Nur ich! Nur ich habe gleich zwei Menschen verloren … Durch Mord!
    Warum redest du also so verschlagen und so verzwickt?«
    Adam Dreyling stand breitbeinig auf der Totenplatte. In der Hallenkirche war es still geworden.
    Langsam ließ Dreyling seine Hand sinken, mit der er Schiller-Herderns Kopf wie mit einem Pfeil festgeheftet hatte.
    Der

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