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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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setzte seine Seele in Furcht. Vor der Tür vernahm er mit seinem an ständige Stille gewöhnten Gehör unruhige Schritte und dumpfe Stimmen, und auch das erregte ihn.
    "Praskowja Fjodorowna!" rief er nervös zuckend. Sie kam schon herein und sah ihn fragend und besorgt an. "Was ist denn?" fragte sie. "Regt das Gewitter Sie auf? Macht nichts, macht nichts ... Gleich helfen wir Ihnen ... Ich ruf den Doktor ..."
    "Nein, Praskowja Fjodorowna, Sie brauchen ihn nicht zu rufen", sagte der liebe Iwan und warf unruhige Blicke, doch nicht auf Praskowja Fjodorowna, sondern auf die Wand, "mit mir ist nichts Besonderes. Ich kann das jetzt schon beurteilen, keine Bange. Sagen Sie mir lieber", bat er herzlich, "was ist nebenan im Zimmer hundertachtzehn passiert?"
    "In hundertachtzehn?" wiederholte Praskowja Fjodorowna, und ihre Augen flackerten. "Gar nichts ist da passiert." Aber ihre Stimme klang falsch, Iwan bemerkte es und sagte: "Ach, Praskowja Fjodorowna, Sie sind so ein ehrlicher Mensch .. . Glauben Sie, ich werde toben? Nein, Praskowja Fjodorowna, das wird nicht sein. Sagen Sie mir lieber die Wahrheit, ich spür's doch durch die Wand."
    "Ihr Nachbar ist eben gestorben", flüsterte Praskowja Fjodorowna, die ihre Güte und Ehrlichkeit nicht verleugnen konnte, und blickte, von einem Blitz erhellt, den lieben Iwan ängstlich an.
    Aber mit Iwan geschah nichts Schreckliches. Er hob nur vielsagend den Finger und antwortete:
    "Ich hab's gewußt. Und ich sage Ihnen, Praskowja Fjodorowna, eben ist in der Stadt noch ein Mensch gestorben. Ich weiß sogar wer." Der brave Iwan lächelte geheimnisvoll. "Eine Frau!"  
31 Auf den Sperlingsbergen
    Das Gewitter zog spurlos ab, ein bunter Regenbogen überspannte ganz Moskau und trank Wasser aus der Moskwa. Oben auf dem Berg, zwischen zwei Wäldchen, waren drei dunkle Silhouetten zu erkennen. Voland, Korowjew und Behemoth saßen aufgesattelten Rappen und blickten auf die jenseits des Flusses hingebreitete Stadt, wo sich die Sonne funkelnd in Tausenden nach Westen gerichteten Fenstern brach, und auf die Lebkuchentürme des Jungfrauenklosters.
    In der Luft rauschte es, und Asasello, hinter dessen flatterndem schwarzem Umhang der Meister und Margarita flogen, senkte sich mit ihnen bei der Gruppe der Wartenden herab. "Ich mußte Euch behelligen, Margarita Nikolajewna und Meister", sprach Voland nach kurzem Schweigen, "aber seid nicht ungehalten. Ich glaube, Ihr werdet es nicht bereuen. Nun denn", sagte er nur zum Meister, "nehmt Abschied von der Stadt. Für uns ist es Zeit." Mit der Hand im schwarzen Stulpenhandschuh wies er über den Fluß, wo unzählige Sonnen Glas schmolzen und wo über den Sonnen Nebel, Qualm und Dunst der tagsüber durchglühten Stadt hing.
    Der Meister sprang aus dem Sattel, ließ die andern stehen und lief zum Bergrand. Der schwarze Umhang schleifte hinter ihm her. Der Meister blickte auf die Stadt. Im ersten Moment stahl sich beklemmende Traurigkeit zum Herzen, doch sehr bald traten an ihre Stelle süße Unruhe und unstete zigeunerhafte Erregung.
    "Für immer! Das muß man richtig erfassen", flüsterte er und leckte sich die trockenen, rissigen Lippen. Er horchte in sich hinein und fing genau auf, was in seiner Seele vorging. Seine Erregung wandelte sich, so schien ihm, in ein Gefühl tiefen und blutigen Beleidigtseins. Aber auch dieses Gefühl war nicht von Dauer, es wurde abgelöst von selbstbewußtem Gleichmut und schließlich von einer Vorahnung beständiger Ruhe. Die Reiter warteten schweigend. Sie sahen, wie die lange schwarze Gestalt am Rande des Abgrunds gestikulierte und bald den Kopf hob, als wolle sie mit dem Blick die ganze Stadt überspringen und über ihre Grenzen hinausschauen, bald ihn hängenließ, gleichsam das zerstampfte kümmerliche Gras zu Füßen studierend.
    Behemoth, dem es langweilig wurde, brach das Schweigen. "Erlaubt, Messere", sagte er, "ich möchte vor dem Ritt noch einmal zum Abschied pfeifen."
    "Das könnte die Dame erschrecken", antwortete Voland, "außerdem vergiß nicht, daß deine heutigen Untaten zu Ende sind."
    "Ach nein, Messere", sagte Margarita, die wie eine Amazone im Sattel saß und die Hände in die Hüften stemmte; ihre spitze Schleppe hing bis auf die Erde, "erlauben Sie es ihm, soll er pfeifen. Ich empfinde Wehmut vor der weiten Reise. Ist das nicht ganz natürlich, Messere, selbst wenn man weiß, am Ende der Reise wartet das Glück? Soll er uns aufheitern, sonst fürchte ich, daß es mit Tränen endet und vor der Reise alles

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