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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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brach.
    Die drei sausten über einen Boulevard hinweg und sahen winzige Menschengestalten rennen, um vor dem Regen Schutz zu suchen. Die ersten Tropfen fielen. Sie flogen hinweg über den Rauch, das einzige, was vom Gribojedow übriggeblieben war. Sie flogen hinweg über die bereits vom Dunkel überflutete Stadt. Über ihnen zuckten Blitze. Dann trat Grün an die Stelle der Dächer. Jetzt erst goß Regen hernieder und verwandelte die Reiter in drei riesige Wasserblasen.
    Margarita kannte schon das Gefühl des Fluges, der Meister aber nicht, und er staunte, wie schnell sie am Ziel waren — bei dem Mann, von dem er sich verabschieden wollte, da er sonst niemanden hatte. Durch den Regenschleier erkannte er die Klinik von Professor Strawinski, den Fluß und den Wald am andern Ufer, den er so genau studiert hatte. Sie senkten sich hinab auf eine Lichtung unweit der Klinik.
    "Ich warte hier auf Sie", schrie Asasello und beschirmte sich mit beiden Händen, bald von den Blitzen beleuchtet, bald in den grauen Schleiern verschwindend, "verabschieden Sie sich, aber schnell!"
    Der Meister und Margarita sprangen aus dem Sattel und flogen wie wäßrige Schatten über den Garten der Klinik. Gleich darauf schob der Meister mit geübtem Griff das Balkongitter des Zimmers 117 hoch. Margarita folgte ihm. Sie traten beim lieben Iwan ein, unsichtbar und unbemerkt, begleitet vom Krachen und Heulen des Gewitters. Vor dem Bett blieb der Meister stehen.
    Der liebe Iwan lag reglos wie damals, als er zum erstenmal im Hause seines Ausruhens ein Gewitter beobachtete. Aber diesmal weinte er nicht. Nachdem er die vom Balkon eingedrungene dunkle Silhouette genauer betrachtet hatte, erhob er sich, streckte die Hand aus und sagte froh:
    "Ah, Sie sind's, mein Nachbar! Ich hab die ganze Zeit auf Sie gewartet! Nun sind Sie da."
    "Ich bin es", antwortete der Meister, "aber Ihr Nachbar kann ich leider nicht mehr sein. Ich fliege für immer weg und bin gekommen, um mich zu verabschieden."
    "Ich hab's gewußt, ich hab's geahnt", antwortete Iwan leise und fragte: "Haben Sie ihn gesehen?"
    ,Ja", sagte der Meister, "ich möchte mich von Ihnen verabschieden, denn Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich in der letzten Zeit gesprochen habe." Iwans Miene hellte sich auf.
    "Schön, daß Sie vorbeigekommen sind. Ich werde auch Wort halten und nie wieder Gedichte schreiben. Mich interessiert jetzt etwas anderes." Iwan lächelte und blickte mit irrlichtern-den Augen am Meister vorbei in die Ferne. "Ich möchte etwas anderes schreiben. Während ich hier lag, ist mir sehr vieles klargeworden."
    Diese Worte erregten den Meister, er setzte sich zum lieben Iwan auf den Bettrand.
    "Das ist gut, gut ist das. Schreiben Sie über ihn eine Fortsetzung."
    Iwans Augen leuchteten auf.
    "Wollen Sie das etwa nicht selber tun?" Er senkte den Kopf und fügte nachdenklich hinzu: "Ach so, warum frag ich..." Mit ängstlichen Augen blickte der liebe Iwan zu Boden. "Ja", sagte der Meister, und seine Stimme kam Iwan fremd und dumpf vor, "ich werde nicht mehr über ihn schreiben. Ich werde anderes zu tun haben."
    Ein ferner Pfiff durchschnitt den Gewitterlärm. "Hören Sie?" fragte der Meister. "Das Gewitter macht Krach ..."
    "Nein, man ruft mich, ich muß weg", erklärte der Meister und erhob sich vom Bett.
    "Warten Sie! Ein Wort noch", bat Iwan. "Haben Sie sie gefunden? War sie Ihnen treu?"
    "Da steht sie", antwortete der Meister und wies auf die weiße Wand. Von ihr löste sich dunkel Margarita und trat ans Bett. Sie blickte den liegenden Jüngling an, und in ihren Augen stand Gram.
    "Armer Junge", flüsterte sie lautlos und beugte sich übers Bett. "Wie schön sie ist", sagte Iwan neidlos, aber traurig und mit stiller Rührung, "sehen Sie nur, wie gut bei Ihnen alles endet. Bei mir ist es nicht so." Er überlegte und fügte nachdenklich hinzu: "Vielleicht doch ..." .
    "Bestimmt", flüsterte Margarita und beugte sich über den Liegenden. "Ich werde Ihnen einen Kuß auf die Stirn geben, und alles wird so sein, wie es muß, glauben Sie mir das, ich habe viel gesehen, weiß alles."
    Der Jüngling legte ihr die Arme um den Hals, und sie küßte ihn.
    "Leb wohl, mein Schüler", sagte der Meister kaum hörbar undlöste sich in der Luft auf. Er verschwand, und mit ihm verschwand Margarita. Das Balkongitter schloß sich. Der liebe Iwan wurde unruhig. Er richtete sich im Bett auf, sah sich ängstlich um, stöhnte sogar, führte Selbstgespräche, erhob sich. Das Gewitter tobte immer heftiger und

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