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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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purpurrote Vollmond ihnen entgegenkam, war jeglicher Trug verschwunden, in den Sumpf gefallen, und im Nebel versunken war die gleisnerische ZaÜberkleidung.
    Kaum hätte man jetzt Korowjew-Fagott, den selbsternannten Dolmetscher des geheimnisvollen und keiner Dolmetscherei bedürftigen Konsultanten, wiedererkannt in dem Mann, der zwischen Voland und der Gefahrtin des Meisters dahinflog. Statt jenes anderen, der in plundriger Zirkuskleidung als Korowjew-Fagott die Sperlingsberge verlassen hatte, sprengte, leise mit goldener Zügelkette klirrend, ein dunkelvioletter Ritter mit niemals lächelndem, finsterem Antlitz durch die Luft. Das Kinn auf der Brust, blickte er nicht auf den Mond, interessierte sich nicht für die Erde, sondern war mit sich beschäftigt, indes er neben Voland flog.
    "Warum hat er sich so verändert?" fragte Margarita leise im Pfeifen des Windes.
    "Dieser Ritter hat einmal einen unpassenden Scherz gemacht", antwortete Voland und wandte Margarita sein Gesicht mit dem glimmenden Auge zu, "sein Wortspiel handelte von Licht und Finsternis und war nicht sehr schön. Der Ritter mußte danach mehr und länger scherzen, als er angenommen hatte. Aber heute ist eine Nacht, in der Bilanz gezogen wird. Der Ritter hat seine Rechnung bezahlt und abgeschlossen."
    Die Nacht riß auch Behemoth den buschigen Schwanz ab, fetzte die Wolle herunter und schleuderte sie flockenweise in die Sümpfe. Der ehemalige Kater, der den Fürsten der Finsternis aufzuheitern pflegte, erwies sich als schlanker Jüngling, als Dämonenpage, als der beste Hofnarr, der je auf Erden lebte. Jetzt war auch er stumm und flog lautlos, das jugendliche Antlitz übergössen vom Licht des Mondes.
    Abseits von allen flog in glänzender Stahlrüstung Asasello. Auch sein Angesicht hatte der Mond verändert. Spurlos verschwunden war der widerwärtige Eckzahn, und auch der weiße Star war nur Blendwerk gewesen. Beide Augen waren gleichermaßen schwarz und leer, und sein Antlitz sah bleich und kalt aus? Jetzt flog Asasello so, wie er wirklich war, als Dämon der wasserlosen Wüste, als mordender Dämon. Sich selbst konnte Margarita nicht sehen, aber sie bemerkte deutlich, wie sich der Meister verändert hatte. Sein Haar glänzte weiß im Licht des Mondes und bündelte sich hinter ihm zu einem Schopf, der im Wind flatterte. Als der Wind ihm den Umhang von den Füßen wehte, erblickte sie an seinen Schaftstiefeln bald auffunkelnde, bald verlöschende Sporensterne. Ebenso wie der jugendliche Dämon ließ der Meister kein Auge vom Mond, doch er lächelte ihm zu wie einem gut bekannten und lieben Wesen und murmelte nach seiner im Zimmer 118 angenommenen Gewohnheit vor sich hin. Voland endlich flog auch in seiner wirklichen Gestalt. Margarita hätte nicht zu sagen gewußt, woraus der Zügel seines Pferdes gemacht war, und sie dachte, das sei ein Kettchen aus Mondlicht und das Pferd selbst ein Stück Finsternis und seine Mähne eine Gewitterwolke und die Sporen des Reiters weiße Sternenflecke. So flog man lange schweigend, bis auch das Gelände drunten sich veränderte. Die traurigen Wälder sanken in irdische Finsternis und zogen die blinkenden Klingen der Flüsse mit sich hinab. Felsblöcke glänzten auf, und zwischen ihnen waren schwarze Einschnitte, in die das Mondlicht nicht drang. Voland zügelte sein Pferd auf einem trostlosen steinigen Gipfelplateau, und da fielen auch die Reiter in Schritt, sie hörten die Pferde mit den Hufeisen Kraut und Kiesel zerstampfen. Der Mond übergoß das Plateau mit grellem Grün, und bald erblickte Margarita in der Ödnis einen Sessel, in dem eine weißgekleidete Menschengestalt saß. Der Mann schien taub oder in Gedanken versunken, denn er merkte nicht, wie der steinige Boden unter der Last der Pferde bebte, als die Reiter behutsam auf ihn zuritten.
    Der Mond half Margarita, er leuchtete heller als die beste elektrische Lampe. Sie sah: Der sitzende Mann, dessen Augen blind erschienen, reibt sich kurz die Hände und richtet diese blicklosen Augen auf die Mondscheibe. Neben dem schweren Steinsessel, auf dem im Mondlicht Fünkchen blitzen, liegt dunkel ein riesiger Hund mit spitzen Ohren und starrt wie sein Herr unruhig auf den Mond.
    Zu Füßen des Mannes liegen in einer schwarzroten Lache die Scherben eines Kruges.
    Die Reiter hielten ihre Pferde an.
    "Man hat Euren Roman gelesen", sagte Voland zum Meister, "und man bemerkt dazu nur das eine, daß er leider nicht vollendet ist. Nun denn, ich möchte Euch Euren Helden

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