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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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aus. Es konnte jedoch nicht als Grundmotiv für eine Zeitalterdichtung dienen. Das verdeutlichte ebenfalls bereits das Beispiel Gogols, dem die positive Fortsetzung der "Toten Seelen" mißlang und der deshalb, von apokalyptischem Schrecken gepackt, das Manuskript seines zweiten Teils der "Toten Seelen" verbrannte. Nötig war die Darstellung der realen Dialektik von Zerstörerischem und Schöpferischem. Das gilt in besonderem Maße für Bulgakow und seine Epoche. Die Tragödie des Meisters bezeugt das nachdrücklich. Das Auftauchen der "toten Seelen", die seinen Roman und ihn selbst verleumden, versetzte ihn in apokalyptische Ängste, und er befürchtete, bald werde der "Herr der toten Seelen" persönlich erscheinen und alles "zum Teufel gehen". Doch schließlich muß der resignierende Meister in Voland den strafenden Arm der geschichtlichen Gerechtigkeit erkennen. Die Gestaltung dieser Erkenntnis des Meisters spiegelt die neue historische Epochensicht Bulgakows und die Entwicklung des "Romans vom Teufel" zu einer neuen Zeitalterdichtung wider. Gewiß, die ursprüngliche Anlage und die besondere Entstehungsgeschichte des Werkes prägen auch noch den Roman "Der Meister und Margarita". Auf den ersten Blick erinnert Voland mit seinen Provokationen tätsächlich vor allem an den hinkenden Teufel Lesages oder an Gogols Tschitschikow. Und ähnlich wie bei Lesage und Gogol haben die einzelnen Abenteuer und "Enthüllungen" der Bulgakowschen Teufel auch einen relativ sehr selbständigen Charakter in der Gesamtkomposition. Sie verbinden sich nur locker zu einer Kette turbulenter Ereignisse und zu einem kritischen Sittengemälde. Das Abenteuerlich-Phantastische und das Sittengemälde scheinen dem Dichter, betrachtet man nur das Vordergrundgeschehen, manchmal wichtiger zu sein als die Analyse menschlicher Entwicklungen und die Darstellung der Dialektik von Zerstörerischem und Schöpferischem. Dennoch ordnet sich der innere Aufbau des turbulenten Vordergrundgeschehens und des grotesken Sittengemäldes einer einheitlichen ideellen Komposition unter, die sich letztlich als eine neue geschichtsphilosophische Zeitalterdichtung darbietet.
    Der Teufel kommt zwar "nur" zu einer neuen Walpurgisnacht nach Moskau. Aber er trägt den Namen Voland, den auch Goethes Mephisto führt, als es selbst ihm in der "Walpurgisnacht" zu toll wird und er mit den Worten "Platz! Junker Voland kommt, Platz! süßer Pöbel, Platz!" droht, von seinem "Hausrecht" Gebrauch zu machen. Und das Motto des Romans weist eindeutig auf das dialektische Prinzip, das Goethe in seiner Teufelsgestalt verkörpert hat. Damit wird das Teufelsmotiv zu einem Instrument für die künstlerische Erforschung der zeitgenössischen geschichtlichen Dialektik und Perspektive. Voland entlarvt die neuen "toten Seelen", straft sowohl Berlioz als auch die neuen Verleumder und Wahrheitsverdreher, er führt den Meister und Margarita zum "ewigen Haus" und veranlaßt Iwan Hauslos, sein "Haus" zu suchen. Damit wandelt sich zugleich Inhalt und Funktion der Teufelsgestalt im Vergleiph zu Goethes Mephisto. Goethe hatte in seiner Mephistogestalt die Einheit von drei verschiedenen Momenten verkörpert: das allgemeine Prinzip der dialektischen Negation, den Geist des Kapitalismus und den Geist des Bösen. Darin spiegelten sich seine Erfahrungen in der Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus und der Großen Französischen Revolution: Die revolutionäre Negationskraft ist zwar böse, aber schafft letztlich Gutes. Bulgakows Teufel berufen sich nicht zufällig auf Dostojewski. Der Teufel in Dostojewskis "Brüder Karamasow" behauptet von sich, daß er das Gegenteil von Goethes Mephisto sei: Er wolle Gutes, aber schaffe wider Willen Böses. Das war Dostojewskis Revolutionserfahrung und Befürchtung: Für ihn begann die Revolution mit den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, endete aber stets in napoleonischen Kaiserreichen, mit dem Sieg einer "Lumpenbande", die eine neue verstärkte Ausbeutung des Menschen aufrichtet und apokalyptische Schrecken heraufbeschwört. So etwas denkt anfangs auch der im Banne Dostojewskis stehende Meister. Die Geschichte verlief jedoch anders. Sie führte und führt zur Emanzipation der Iwan Hauslos. Diese neue geschichtliche Einsicht bedingt vor allem die Veränderung von Inhalt und Funktion der Teufelsgestalt bei Bulgakow. Sie schafft nicht nur wie bei Goethe letztlich Gutes, sondern ist zugleich gerecht und sympathisch. Sie kann und will nur

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