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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Lebensnotwendiges, etwas, was noch nicht aufgelöst worden ist wie die auseinanderstrebenden Pole einer Idee, in deren Zentrum Rußland ist... Der Roman wendet sich trotz allem am meisten an den, über den der Autor lange und freudlos lacht — an Iwan Nikolajewitsch Ponyrew, den ehemaligen Dichter Bes-domny (Hauslos)... Die Geschichte des Romans entfaltet sich im Grunde für ihn, weil er allein aus ihr für sich selbst etwas Neues zu gewinnen verstand und etwas lernte ... Er beginnt zu begreifen, daß ein Haus existiert, etwas ihm Eigenes, das ihn durch das Haus mit dem Allgemeinmenschlichen verbindet — mit der Geschichte, die er als sein Spezialgebiet wählte ..." Mit anderen Worten: Bulgakow erzählt die Tragödie des Meisters und den Pilatusroman, um den sich im Sinne der "linken Kindereien" — proletkulthafter Negationen des nationalen und internationalen Kulturerbes — hauslos fühlenden Iwan zu sich selbst und zu historischem "Bewußtsein zu führen. Bulgakows Roman ist also im Vordergrundgeschehen letztlich der zentralen aktuellen Frage nach den Entwicklungswegen der proletarischen Kultur gewidmet, die in den zwanziger Jahren besonders heftig umstritten war und sich immer mehr zuspitzte, als Bulgakow 1928/29 mit der Arbeit an "Meister und Margarita" begann.
    Erinnern wir uns zum Verständnis dieser Problematik des Romans an den Kampf Lenins, Gorkis und Lunatscharskis gegen den sektiererischen Proletkult sowie an die damaligen Auseinandersetzungen um Bulgakow, die in der Geschichte des Meisters künstlerisch verallgemeinert wurden.
    Der Proletkult war unmittelbar nach der Revolution eine unausbleibliche Entwicklungsphase und Begleiterscheinung der sozialistischen Kulturrevolution. In dem halbanalphabetischen, vom Zarismus versklavten Riesenreich hatte die Revolution bei Millionen von Menschen selbständiges Denken und den Drang nach Bildung geweckt. Für diese Millionen war alles neu. Und sie begannen natürlich mit dem Abc des Kommunismus, suchten Faustregeln für die praktische Arbeit. Diese Situation spiegelte sich auch in der jungen Sowjetliteratur wider. Ilja Ehrenburg hat diese Situation und zugleich die Wege zu ihrer Überwindung in seinen Erinnerungen an Gorki beschrieben: "Der Mensch braucht das Gefühl des Geschichtlichen — einen Blick vom hohen Hügel — eine Minute Schweigen. Wenn ich mit Gorki zusammentraf, hatte ich unwandelbar die Empfindung: Hier ist ein Stück Geschichte ... Er verwandelte ein gewöhnliches Zimmer in die Arena, in der die Jahrhunderte aufeinanderprallen. Er ließ uns die Gegenwart, uns selbst mit den Augen unserer Nachkommen sehen. Es gab eine Zeit, da die junge Sowjetliteratur obdachlos zu sein schien. Wir lernten das Alphabet. Wir glaubten, daß die Menschheit mit dem Abc beginne. Gorki kam zu uns als Sendbote der großen russischen Literatur ... Wir waren Kinder. Er erinnerte uns daran, daß wir keine Waisen waren, ohne Familie, ohne Stamm ... Er war ein Unterpfand der Kontinuität... Er kanonisierte nicht die großen Toten, er forderte von uns, nicht nur fortzufahren, sondern auch zu beginnen ..." Iwan Ponyrew hatte nicht das Glück, Gorki zu begegnen. Und im Geiste des Proletkults machte er aus seiner "Obdachlosigkeit" eine Tugend. Stolz nannte er sich Iwan Hauslos. Unter dem Einfluß von Berlioz war er etwa jener Gefahr des Sektierertums aufgesessen, vor der Lenin schon 1920 in seiner Rede auf dem III. Kongreß des Komsomol nachdrücklich gewarnt hat, da dieses noch gefährlicher sei, als den "alten Riß zwischen Theorie und Praxis fortzusetzen".
    . . . "Noch gefährlicher wäre es", sagte Lenin, "wollten wir anfangen, uns lediglich die kommunistischen Losungen anzueignen. Würden wir diese Gefahr nicht rechtzeitig erkennen und würden wir nicht unsere gesamte Arbeit darauf richten, diese Gefahr zu beseitigen, so würde die halbe Million oder die Million Menschen, die jungen Burschen und Mädchen, die sich nach einer solchen Schulung im Kommunismus Kommunisten nennen würden, der Sache des Kommunismus nur schweren Schaden zufügen ... Es wäre irrig, zu glauben, daß es genüge, sich die kommunistischen Losungen, die Schlußfolgerung der kommunistischen Wissenschaft anzueignen, ohne sich jene Summe von Kenntnissen zu eigen zu machen, deren Ergebnis der Kommunismus selbst ist."
    Am Schluß des Romans aber beginnt Iwan in Ansätzen etwa zu begreifen, was Lenin 1920 gefordert hatte: "Ohne die klare Einsicht, daß hur durch eine genaue Kenntnis der in der gesamten

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