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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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sie doch müde gemacht haben. Wäre es da nicht bequemer gewesen, sich hinzulegen?”
    “Sehr gut! Das haben wir uns auch schon gefragt. Außerdem ist es sehr verblüffend, dass sakrale Gegenstände mit ihr begraben wurden. Die alten Römer machten es nämlich nicht so wie die alten Ägypter. Sie statteten ihre Toten nicht für ein Leben im Jenseits aus. Außer der Lampe und der Gefäße hatten wir hier eigentlich nichts zu finden gehofft.”
    Das Hämmern in Joshs Kopf setzte aufs Neue ein. “Was für Gegenstände haben Sie denn gefunden?”
    Der Professor wies auf eine hölzerne Schatulle in den Händen der Mumie. “Das hält sie mittlerweile eintausendsechshundert Jahre fest. Ist das nicht aufregend?”
    Josh erkannte es sofort. Nein, das war unmöglich. Wahrscheinlich hatte er das Bild einer ähnlichen Schachtel in einem Museum gesehen. Und was ihn am meisten verwirrte: Obwohl ihm das Kästchen bekannt vorkam, hatte er keine Ahnung, was es damit auf sich hatte. “Haben Sie es schon geöffnet?”
    Der Professor nickte. “Auf ein so fein geschnitztes Kleinod stoßen und es dann nicht aufmachen? Ich kenne nicht viele Archäologen, die da widerstehen könnten. Also: Das Kästchen ist erheblich älter als Bella. Gabby und ich denken, man kann es auf vor 2000 vor Christus datieren, vielleicht sogar vor 3000. Und es scheint nicht römischen, sondern indischen Ursprungs zu sein. Wir müssen die Radiokarbonanalyse abwarten.”
    “Und drin? Was ist drin?” Josh kribbelten vor Aufregung die Arme wie von tausend Nadelstichen.
    “Hundertprozentig sicher können wir erst sein, wenn wir noch einige Tests durchgeführt haben. Wir nehmen aber an, dass es sich um die Memory Stones handelt. Um magische Edelsteine aus dem sagenumwobenen Schatz der verlorenen Erinnerung, über den Trevor Talmage geschrieben hat.”
    “Und worauf stützen Sie Ihre Annahme?”
    “Auf die eingeschnitzten Worte. Hier … und hier.” Er deutete auf die Borte, die sich rund um den oberen Rand des Kästchens zog. “Wir glauben, es sind dieselben Zeilen wie auf einem altägyptischen Papyrus, der sich zurzeit im Britischen Museum befindet. Dieselben Zeilen, die Trevor Talmage 1884 übersetzt hat. Haben Sie davon gehört?”
    Josh nickte. Trevor Talmage war der Gründer des Phoenix Klubs gewesen, des Vorgängers der Phoenix Foundation. Darüber hinaus hatte Josh alles über den Schatz der verlorenen Erinnerung gelesen; sämtliche Originalaufzeichnungen, sämtliche Übersetzungen. Man hatte sie 1999 während einer grundlegenden Renovierung in der Bibliothek hinter einer Reihe Bücher gefunden.
    Ihm ward zuteil die Gabe des großen Vogels, der sich erhob aus Feuer, um ihm den Weg zu weisen zu den Steinen, auf dass er singend bete darüber. Und siehe! ihm ward offenbart all seine Vergangenheit.
    Während Josh die Inschrift rezitierte, intonierte eine Stimme in seinem Kopf dieselben Worte in einer anderen Sprache, die ihm fremd und altertümlich vorkam.
    “Das ist dieselbe Übersetzung, die Wallace Neely benutzte”, bemerkte Rudolfo.
    “Wer?” Josh merkte, dass sich bei dem Namen etwas in seinem Unterbewusstsein regte.
    “Wallace Neely war Archäologe. Ende des 19. Jahrhunderts arbeitete er hier in Rom. Zahlreiche seiner Ausgrabungen wurden vom Phoenix Klub finanziert. Er fand die Originaltexte, die Talmage zum Zeitpunkt seines Todes übersetzte …”
    Während der Professor weiterredete, entsann sich Josh einer Rückblende, die er vor einem halben Jahr erlebt hatte – an seinem ersten Arbeitstag in der Stiftung.
    Percy Talmage, Student der Universität Yale, verbrachte die Semesterferien zu Hause. Er befand sich im Speisezimmer und lauschte dort seinem Onkel Davenport, der davon sprach, wie man die archäologischen Investitionen des Klubs in Rom schützen könnte. Davenport erwähnte den Archäologen, den man bis dato finanziert hatte. Er hieß Wallace Neely und war auf der Suche nach dem Schatz der verlorenen Erinnerung.
    Und jetzt, hier in dem antiken Grab, neben dem Professor sitzend, merkte Josh, wie noch eine Erinnerung an die Oberfläche trieb – allerdings keine, die zu ihm selbst gehörte: Er erinnerte sich vielmehr anstelle einer anderen Person. Er erinnerte sich für Percy.
    Percy war erst acht Jahre alt, als er das erste Mal von den Memory Stones hörte. Sein Vater hatte ihm das antike Manuskript gezeigt, an dessen Übersetzung er seinerzeit arbeitete. Nach Aussage seines Verfassers war der Schatz nicht bloße Legende. Er existierte

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