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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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wenigstens sie unter Umständen Hilfe anfordern konnte. Im hinteren Teil des Kirchenschiffes war es dermaßen dunkel, dass der Kerl unmöglich sehen konnte, ob Bettina blieb oder ging. Das Klappern ihrer aufeinanderschlagenden Zähne hallte durch die tiefe Stille des Gewölbes.
    “Mann, dieses Geräusch macht uns doch alle nur verrückt”, rief Josh dem Kidnapper zu. “Nun lassen Sie sie doch endlich gehen!”
    Bettina starrte Josh an.
    Der Gangster starrte Bettina an.
    Alarmieren Sie die Polizei!
, bedeutete Josh ihr stumm mit den Lippen. Hoffentlich stand das Mädel nicht so unter Schock und verstand, was er meinte!
    “Los, geh da runter und warte!”, befahl der Kidnapper.
    Bettina erwachte aus ihrer Erstarrung, hastete die Chorstufen hinunter und auf Gabriella zu. Josh blickte ihr bewusst nicht hinterher. Er konnte nur hoffen, dass das Mädchen ihm seinen Hinweis korrekt an den Lippen abgelesen hatte und irgendwie Hilfe organisierte.
    Jetzt wandte sich Carl wieder an Malachai. “Ich hab Sie was gefragt, verdammt noch mal! Wer sind Sie?”
    “Ich will hier gar keinen Ärger machen”, versetzte der. “Nehmen Sie das Päckchen, und lassen Sie die Kleine gehen.”
    Als er Malachai sprechen hörte, zog der Kidnapper die Augen zusammen und legte den Kopf schief. Dann verzog er sein Gesicht zu einem Grinsen, als sei ihm gerade etwas ganz Tolles eingefallen. “Eigentlich sollte die Kohle auf mein Konto überwiesen werden. Ist sie aber nicht.”
    Warum sagte er das zu Malachai? Josh war verwirrt.
    “Ich bin sicher, Sie kriegen Ihr Geld”, gab Malachai zurück. “Sobald Sie das Päckchen abgeliefert haben. Nun nehmen Sie’s schon, und dann lassen Sie die Kleine frei.”
    Der Mann schüttelte den Kopf. “Nur, wenn das Geld da drin ist, zusammen mit dem, was auch immer ich noch kriegen sollte. Ist das da drin? Alles, was Sie mir schuldig sind?”
    Josh mischte sich ein. “Sagen Sie mir, wie viel Sie verlangen”, bat er. “Ich treibe es für Sie auf. Umgehend!”
    Der Kidnapper brach in Gelächter aus und richtete seinen Revolver auf Malachai. “Wenn mir einer Geld schuldet, dann der da! Er hier ist der verdammte Lügner!”
    Malachai fiel anscheinend aus allen Wolken. “Wie bitte? Wovon sprechen Sie?”
    “Ich hab ein gutes Ohr für Stimmen”, knurrte Carl. “Ich weiß genau, wer Sie sind.”
    “Ach ja, wirklich?”, fragte Malachai süffisant, anmaßend fast – bis auf ein unmerkliches Zögern auf der letzten Silbe.
    “Ja, ganz genau! Ich weiß genau, wer Sie sind!”
    Und plötzlich fiel es Josh wie Schuppen von den Augen.
    Dutzende von Kleinigkeiten fügten sich zusammen. Malachai, der so scharf war auf die Steine, so wild auf einen Beweis für Reinkarnation – er hatte die Sache inszeniert! Von Anfang an, begonnen vor Jahren schon, an einem verschneiten Tag in der Kapelle zu Yale, wo Gabriella sich aufhielt, um ihrer Mutter näher zu sein! Wo sie auf einen Geistlichen traf – entweder auf Malachai selbst oder auf einen von ihm gedungenen Mittelsmann, der ihr etwas übergab, das sich später als Lageskizze des Schatzes entpuppen sollte. Malachai, der hinter dem Raub der Steine steckte und vorhin noch in letzter Minute versucht hatte, den Austausch selber in die Hand zu nehmen, obwohl ihm klar sein musste, dass Josh das nie und nimmer zugelassen hätte. Malachai, der Meister-Magier! Ihm waren List und Tücke, Täuschung und Schliche ohne Weiteres zuzutrauen. Josh hätte sich nie träumen lassen, dass sein Mentor bei der Suche nach seinem ganz persönlichen Heiligen Gral auch vor schlimmsten Schandtaten nicht zurückschrecken würde: vor Mord und Entführung.
    Nicht immer bietet die Vergangenheit einen Pfad in die Zukunft. Sie kann sich auch als Strafe herausstellen. Genau darum ging es beim Thema Wiedergeburt, nicht wahr? Um das Dilemma zwischen der Versuchung, das Vergangene zu wiederholen, und dem Mut, es lieber bleiben zu lassen.
    Josh fiel ein, wie er sich in Rom mit Malachai über dessen Vater unterhalten hatte, von dem er nie eine Chance erhalten hatte. Er war über den Tod seines älteren Sohnes, der schon vor Malachais Geburt starb, niemals hinweggekommen.
    Und wenn ich nun die Wiedergeburt des Erstgeborenen bin?
, hatte Malachai gegrübelt.
Das jetzt zu erfahren – würde das nicht das Leben meines Vaters erst recht zerstören? Zu wissen, dass er mich die ganze Zeit hatte und mich zweimal verlor?
    Jawohl, so klang sie, Malachais Komposition: seine Symphonie der Rache.
    “Also”,

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