Der Metzger holt den Teufel
so unterhaltsam?
»Verstorben ist gut! Galina Schukowa ist nicht einfach so verstorben, sie wurde ermordet. Kehle durchgeschnitten, nicht weit entfernt vom Veranstaltungsort in einer stillen Sackgasse. Gefunden haben wir sie in einer Mülltonne! Hat fürchterlich ausgesehen. Es gibt Leichen, denen sich der Todeskampf so ins Gesicht brennt, als wollten sie ihre Nachwelt zur Vorsicht mahnen. Das vergisst du nicht, von so was träumst du. Glaub mir, da hilft nur noch ein wenig Humor, sonst erträgt man das nicht!«
»Und um mich an deinen Heiterkeiten teilhaben zu lassen, rufst du an, sonntags, um sechs Uhr morgens, nach einer höchst unerfreulichen Nacht?«
Es folgt eine Kurzzusammenfassung der Ereignisse, nach deren Schilderung Pospischill noch die Frage stellt: »Hast du schon Anzeige erstattet? Im Hinblick auf etwaige Versicherungszahlungen ist das wichtig.«
»Die mach ich heute – so wie jetzt den Kaffee, denn Schlafen kann ich ja wohl vergessen.«
»Kaffee? Fein. Mach zwei.«
6
U M DEN P OSPISCHILL ins eigene Wohnzimmer zu bekommen, muss man keine Einladung aussprechen, der kommt ganz von allein. Da spielt es dann auch keine Rolle, wenn eine betroffene Person, so wie im Augenblick der Metzger, Lichtjahre davon entfernt ist, überhaupt an das mögliche Aussprechen einer solchen Einladung zu denken.
Während der Restaurator also noch etwas orientierungslos im Vorzimmer herumsteht, klopft es bereits an der Tür.
»Ja, Metzger, man lernt nie aus: Ich hab gar nicht gewusst, dass der Stoff, aus dem normalerweise Geschirrtücher oder Schnäuzfetzen fabriziert werden, auch für Pyjamas herhalten muss!«
»Pospischill, du Quälgeist. Sag, hast du vorhin aus dem Stiegenhaus angerufen, ich hab ja noch beinah den Hörer in der Hand!« Nach einem tiefen Atemzug fährt er fort: »Na, wenigstens weißt du, wo die Küche ist! Und mach den Kaffee nicht zu stark.«
Genervt schlappt der Restaurator ins Badezimmer, und wie er nicht unbedingt aufgeweckter aus diesem zurückkehrt, liegen zwei Kornspitz und zwei herrlich duftende Butterkipferl am bemüht gedeckten Küchentisch. Dann erfährt Eduard Pospischill, was sich sein Gastgeber in Anbetracht des frischen Backwerks so denkt:
»Du hast also vorhin am Telefon bereits gewusst, wo du heute Morgen kurz nach sechs Uhr frühstücken wirst?«
Er hat noch viel mehr gewusst, der Pospischill, und dass er auf diese Frage absolut nicht eingeht, verspricht nichts Gutes. »Du Pechvogel, wirst du also ausgeraubt! Nun denn, leg los, ich schreib mit!«
Willibald Adrian Metzger erzählt, während der Kommissar auf seinem Block notiert und schließlich erklärt: »Der Rotzbub wollte garantiert nichts anderes als dein Bargeld, hier liegt also sicher kein organisiertes Verbrechen vor, und keiner will in deine Wohnung, außerdem bin ja jetzt ich da!« Und mit Dasein meint Eduard Pospischill mehr, als dem Metzger lieb ist.
»Außerdem: Solche Kleinganoven gibt es heutzutage wie Sand am Meer, die finden wir ganz selten. Also: Um zwei Uhr ist die Leiche von einem Obdachlosen in einer Mülltonne gefunden worden, mit durchgeschnittener Kehle und Trommelschlägeln in ihren Händen. So ein hübsches Mäderl war das!«
»Wieso Mäderl?«
»Weil sie trotz ihrer achtundzwanzig Jahre ausgesehen hat wie eine Sechzehnjährige!«
»Schrecklich!«
Es folgen ein paar schweigsame Sekunden. Beinah synchron tauchen die beiden Herren ihre Butterkipferl inden Kaffee, dann meint der Metzger: »Und? Wie geht es jetzt weiter?«
»Zuerst wird der Tatort durchgeackert, dann der Gerichtsmediziner beliefert und nach möglichen Zeugen gesucht. Wenn du willst, nehm ich dich einmal mit auf einen Tatort, das ist interessant.«
»Machst du jetzt Witze oder ein Reisebüro auf? Außerdem hast du mich falsch verstanden: Bei aller Freundschaft, aber wie lang hast du noch vor, bei mir herumzuhocken, oder anders gefragt: Warum bist du überhaupt hier, am Sonntag um diese Uhrzeit, mit frischer Backware? Du willst doch etwas von mir! Darfst du nicht nach Hause?«
Langsam senkt Eduard Pospischill den Kopf. Und obwohl der Kommissar selten um spitzzüngige Antworten verlegen ist, steht ihm jetzt nicht gerade der Schalk ins Gesicht geschrieben. Das hat der Metzger natürlich nicht erwartet, dass er mit seinem lapidaren Sätzchen so einwandfrei ins Schwarze trifft.
»Es is grad etwas schwierig!«, erhält er als auffällig zurückhaltende Antwort.
»Was heißt ›es‹?«
»Na, sie, die Trixi. Wir mustern zurzeit ein
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