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Der Metzger holt den Teufel

Der Metzger holt den Teufel

Titel: Der Metzger holt den Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Problem mit illegale Einwanderer. Bin ich ja eh in Schule, werd ich sowieso nix verbringen können Sonntag neben meine Willibald auf meine Chesterfieldsofa!« Reden und Denken ist eben nicht dasselbe, denn logisch, dass sich in den Gehirnwindungen der Danjela zusätzlich zu einem: »Bist du einfach bei mir, dann werd ich auch nix merken von Pospischill!« ein Funken Hoffnung hinsichtlich gewisser Umzugsambitionen einstellt, und dieser Gedanke kommt ihr nicht zum ersten Mal.
    Nur kann das ganz gewaltig nach hinten losgehen, wenn man vor lauter Anstand nicht ausspricht, was längst ansteht.

7
    T AUSENDFACH WAR ES NUR EIN F ILM in seinem Kopf, eine Bewegung vor dem Spiegel, geprägt von den Fragen: Wie fühlt es sich tatsächlich an, wird es wie geplant zügig und lautlos gehen, reichen die Kräfte, die Nerven, ist es überhaupt zu ertragen? Und es ist zu ertragen, beinah ein ehrwürdiger Akt, es geht zügig, und es ist einfach. Erschreckend einfach.
    So viel Mühe hatte er auf sich genommen, um so weit zu kommen, und so unglaublich schnell war alles vorbei. Nein, es gibt nichts zu bereuen, die Banalität des Mordens nimmt ihm den letzten Funken Zweifel. Zu glauben, man müsse dazu das Gewissen ausblenden, ist der zweite große Irrtum der Menschheit nach dem ersten: der Annahme, es existiere so etwas wie ein Gewissen an sich.
    Was für ein grenzenloser Schwachsinn, ja, was für ein Hochmut, davon auszugehen, es sei gerade dem Ungetüm Mensch eine innere Stimme angeboren, gewissermaßen ein Einflüstern Gottes, das über das persönliche Urteilsvermögen hinausgeht.
    Das Empfinden von Richtig und Falsch ist nichts weiter als eine Anpassung an jene gesellschaftlichen Denk- und Gefühlsmuster, die innerhalb eines geschlossenen Systems Gültigkeit haben, eine Verinnerlichung vereinbarter Spielregeln, und der Mensch die simple Spielfigur am Schachbrett des Geschehens. Man muss sich nur bedienen. Die Partie ist eröffnet.
    Wenn er am Ziel ist, werden sich ganze Generationen damit abmühen, ihren Familiennamen aus dem Gedächtnis dieser Welt zu streichen. Nur das ist die gebührende Strafe, der Tod allein ist es nicht.

    Alles war, wie schon beim ersten Mal, nach Plan verlaufen. Bis auf eine Kleinigkeit.
    Außerhalb des Lichteinfalls der Straßenbeleuchtung war er an die Hausmauer gelehnt stehen geblieben. Das Orchester spielte nicht mehr, lärmend strömten die Menschen an ihm vorbei und zerstörten die Stille.
    Schließlich trat auch sie ins Freie. Wie ein Spaziergänger war er ihr gefolgt, ohne bemerkt zu werden. Nurwer sich bemüht unauffällig gibt, fällt auf. Die Menschen haben kein Auge für das Gewöhnliche. Wie zufällig war er neben sie getreten, hatte sie höf lich angesprochen.
    »Wir kennen uns doch!«, hatte sie vermutet.
    Ja, das sagen viele, und genau das ist seine Stärke: zu gewöhnlich zu sein, um aufzufallen, und, endlich bemerkt, so viel Vertrautheit auszustrahlen, als sei er immer schon da gewesen. »Nein, wir kennen uns nicht, aber es fühlt sich so an, da haben Sie recht!«, war seine Antwort. So leicht ist der Mensch zu gewinnen mit ein bisschen Freundlichkeit. Gemütlich sind sie dahingeschlendert.
    Schön sah sie aus, nur Schönheit allein ist zu wenig. Vor Leistung und Talent hat er Respekt. Sie jedoch war einfach zu schlecht, zu ungenau, völlig fehl am Platz in diesen Reihen. Fehler sind menschlich, Verfehlungen nicht. Sie beruhen auf einer Ereigniskette kleiner Verstöße, die jedes Mal die Möglichkeit zur Umkehr böten. Wer auf Dauer nicht einlenken will, muss in sein Schicksal laufen. So wie sie und so wie diese nicht nach Plan verlaufene Kleinigkeit: der Zaungast.
    Außerplanmäßige Begegnungen, Zufälle, Pannen können ihn nicht beunruhigen, nicht aus der Bahn werfen. Damit ist zu rechnen, damit wird er umgehen, je nach Lust und Laune, denn egal, was passiert, er wird allem stets einen Schritt voraus sein. Keiner wird ihn jemals finden. Niemals.
    Akribisch ordnet er seine Garderobe, streift sein Alltagsgewand über und macht sich auf den Weg, denn jetzt ruft sie, die Pflicht.

8
    M ITTLERWEILE KOMMT ES Eduard Pospischill so vor, als verfüge Gerhard Kogler, der letzte Nacht am Tatort einmal mehr die Streichhölzer zwischen den Fingern gehalten hat, über magische Kräfte. Er als Vorgesetzter seiner Truppe zieht regelmäßig den Kürzeren und somit das Los des schwarzen Boten. So auch in diesem Fall: Zusammen mit Irene Moritz steht der Kommissar an diesem Morgen mit einer Schreckensmeldung

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