Der Metzger sieht rot
ein Match zu gehen, und dann folgst du wie ein abgerichtetes Hunderl deiner Herzdame, gerade zu den Kicker Saurias, dieser arroganten millionenschweren Legionärstruppe, die glaubt, man kann das Herz mit Geld ersetzen, pfui kann ich da nur sagen. Hast es ja wieder einmal prächtig erwischt mit dem Spiel, eine bessere Bestätigung deiner sportfeindlichen Einstellung hättest du gar nicht bekommen können!“
„Woher weißt du, dass ich beim Spiel war?“, stöhnt der Metzger.
„Na von meiner Frau!“
„Logisch!“
Logisch, denn Eduard Pospischills Gattin Trixi Matuschek-Pospischill und Willibald Adrian Metzgers Partnerin Danjela Djurkovic hat die gemeinsame Wache an den Betten ihrer lädierten Männer am Ende der Dobermanngeschichte zu engen Freundinnen gemacht.
Und enge Freundinnen scheuen ja zwecks regelmäßigen Informationsaustauschs am allerwenigsten die Telefonkosten. In diesem Fall jedoch erreicht die von Trixi Matuschek ausgehende Zuwendung bereits ein Einschnürungsausmaß, da bleibt selbst der wirklich tratschversierten Djurkovic gelegentlich die Luft weg.
Laut Pospischill ist es von enger Frauenfreundschaft ja nur ein Katzensprung zur gegenseitigen Spionage.
„Von deiner Frau! Hätt ich mir ja denken können. Sag, gibt es eigentlich irgendetwas, worüber deine Frau nicht Bescheid weiß? Solltest sie engagieren, dann ginge das mit dem Lösen deiner Fälle sicher etwas schneller!“
„Da könntest du recht haben, Willibald!“, meint amüsiert der Pospischill, „nur weiß halt dann auch der ganze Bezirk jedes Detail, wahrscheinlich bevor ich es erfahr. Dienstgeheimnisse oder Geheimnisse aller Art sind bei meiner Frau genauso gut aufgehoben wie eine Tafel Schokolade in einem Diätcamp.
Apropos Diät. Nach diesem Spiel wirst du wohl auf Lebenszeit ein Fußballkostverächter!“
Jetzt plaudert der Metzger grundsätzlich nicht ungern mit dem Eduard Pospischill, aber erstens will er arbeiten, und zweitens schleicht sich ein Kopfschmerz aus seinem Nacken in Richtung Augenbrauen, da bekommt so ein Telefonat schnell eine zusätzlich qualvolle Dimension.
„Pospischill, ich weiß ja nicht, was du um diese Uhrzeit auf deiner Dienststelle so zu tun hast, aber ich muss jedenfalls arbeiten, bei mir geht’s drunter und drüber. Lass uns ein anderes Mal weiterreden.“
Und noch bevor der Kommissar zu einem Kommentar ausholen kann, meint der Metzger:
„Bis später!“, und legt auf.
Dem Kopfschmerz scheint die zu erledigende Arbeit kaum zu imponieren, und so muss bereits am frühen Nachmittag ein sich hundeelend fühlender Metzger den Heimweg antreten.
Dabei weiß der Metzger ja noch gar nicht, dass dieses „hundeelend“ im Vergleich zu dem kommenden „hundeelend“ einer therapeutischen Kopfmassage gleichkommt.
6
Zuhause angekommen folgt nach einer kurzen Rast auf dem Chesterfieldsofa endlich der Djurkovic-Anruf, und zwar durch Willibald Adrian selbst. Eine eher kurz angebundene Danjela, was das männlich schlechte Gewissen nicht gerade beruhigt, meint nach einem ersten routinemäßigen „Hallo“:
„Na, wie geht es sensibles Mann?“
„Nicht so gut, ist wahrscheinlich eine Verkühlung im Anmarsch!“
„Beste Methode ist, Ruhe geben, schlafen und viel trinken, aber nix Rotwein!“
„Und wie geht es dir?“
„Gut, muss nur noch erledigen was, ist dringend. Schlafst du gut, machst du nix, kurierst du dich aus!“
Das war’s, Gespräch beendet, gerade noch ein beidseitiges Verabschieden, aber ohne „Wann sehen wir uns?“ Ungewöhnlich diese Kürze, ungewöhnlich die Distanz, dem Metzger wird ein wenig mulmig. Fängt so ein Ende an?
Suchend schaut er im Wohnzimmer herum, ein bisserl verwirrt, verärgert über sich selbst, überzeugt, sich das Malheur selbst eingebrockt zu haben.
Auf dem Beistelltisch zum Sofa liegt noch der gestrige Rückenwärmer, jetzt ist ohnedies der beste Zeitpunkt, um auf andere Gedanken zu kommen. Diesmal wird also die Nachtlektüre ausnahmsweise eine Zeitung sein, obwohl Zeitungen, besonders Boulevardblätter, aber auch Tageszeitungen und Wochenzeitschriften, die immer mehr der Anziehungskraft der Boulevardblätter erliegen oder bereits selbst zu solchen verkümmert sind, für den Metzger nichts anderes darstellen als ein getipptes Handpuppenspiel auf dem Niveau eines Kasperltheaters. Da wetteifern die unterschiedlichsten Blätter in unterschiedlichsten Formaten und unterschiedlichen offiziellen und inoffiziellen Färbungen um die Mehrzahl der Leser und um
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