Der Milliardaer und die Braut
Bevor er starb, sagte er zu mir, er würde immer für mich da sein.“
„Ich stimme zu, er wollte dir dieses Geld tatsächlich geben. Er hatte schon immer eine Schwäche für dich, weiß der Himmel warum, aber so war es nun einmal. Allerdings wollte er auch mich dazu bringen, in seinem Sinne zu handeln, und dafür gebe ich mich nicht her.“
Mit zusammengepressten Lippen marschierte Jade auf und ab. Nic beobachtete ihre wachsende Unruhe mit Genugtuung. Ohne den großzügigen Unterhalt ihres Vaters war sie finanziell aufgeschmissen. Nic wusste, dass Jade über keinerlei Ersparnisse verfügte. Sie lebte von einem Kredit und erwartete von ihrem Vater, Monat für Monat die Abzahlungen zu leisten.
Jade hatte noch nie in ihrem Leben gearbeitet, sie besaß nicht einmal einen vernünftigen Schulabschluss. Sie war von drei verschiedenen englischen Privatschulen geflogen und verließ die vierte freiwillig eine Woche vor den Abschlussprüfungen. Seitdem brachte sie sich regelmäßig in ernsthafte Schwierigkeiten.
Schließlich blieb Jade vor Nic stehen und setzte ein lammfrommes Gesicht auf. „Bitte, Nic“, jammerte sie. „Bitte tu diese eine Sache für mich! Ich flehe dich an.“
Er atmete zögernd durch. Dieses Frauenzimmer war wirklich eine gefährliche Hexe. Nic spürte förmlich, wie ihre verführerischen Tentakeln ihn unsichtbar umsponnen und seinen eigenen Willen erstickten. Ihm wurde heiß und kalt zugleich.
Ein ganzes Jahr verheiratet sein. Zwölf lange Monate sollten sie als Mann und Frau leben, um sich ein Vermögen zu sichern. Zum Glück hatte die Presse bisher keinen Wind von dieser Klausel bekommen, und so wollte Nic es weiterhin halten. Es wäre eine unerträgliche öffentliche Schande, wenn man herausfände, wie unrühmlich er zum Altar geschleift wurde.
Jade hatte recht. Es handelte sich um sehr viel Geld, und Nic hatte schamlos übertrieben, als er behauptete, in kurzer Zeit selbst so viel verdienen zu können. Zudem machte er sich ernsthaft Sorgen um einen möglichen dritten Anteilseigner im Unternehmen. Seine Brüder hatten sich grundsätzlich extrem fair verhalten und ihn niemals wirklich unter Druck gesetzt. Doch Nic wusste, dass sich Giorgio als Hauptverantwortlicher für die Finanzen der Firma große Sorgen um die wachsende Instabilität des europäischen Marktes machte.
Dies war Nics einmalige Chance, seiner Familie und auch den Medien zu beweisen, dass mehr als nur ein egozentrischer Lebemann in ihm steckte. Er könnte dieses eine Opfer bringen und damit den Familienkonzern absichern. Und nach einem Jahr tat er dann, was er am besten konnte: Er löste sich so schnell es ging von allen emotionalen Verwicklungen. Dann war er frei und konnte wieder unbeschwert die Welt bereisen, um Risiken einzugehen, vor denen andere Menschen zurückscheuten. Und sein Ruf wäre trotzdem rehabilitiert.
Adrenalin schoss durch seine Adern. Eine euphorische Energie, die er zu Recht vor dieser millionenschweren geschäftlichen Abwicklung verspürte.
Er würde sich den testamentarischen Bedingungen seines Großvaters fügen, aber nicht, weil Jade es von ihm verlangte. Niemand sagte ihm jemals, was er zu tun hatte.
Mit Schwung stieß Nic sich vom Tisch ab und stand auf. „Wir müssen ein anderes Mal weiter darüber sprechen“, schloss er. „Ich muss nach Venedig und mir dort eine Villa ansehen, die ganz neu auf den Markt kommt. Deshalb bin ich für ein paar Tage nicht in der Stadt. Aber ich rufe dich an, sobald ich wieder zurück bin.“
Verwundert blinzelte sie ein paar Mal, so als hätte sie nicht mit dieser Antwort gerechnet. Doch sie hatte sich schnell wieder gefasst. „Du lässt mich demnach auf deine Antwort warten?“
Er lachte spöttisch. „Das nennt man Belohnungsaufschub, cara . Hat dir denn noch niemand beigebracht, dass es am Ende ausgesprochen befriedigend sein kann, länger auf etwas zu warten?“
„Das wirst du mir büßen, Nic Sabbatini“, versprach sie bitter. Dann stolzierte sie zu der Ecke, wo sie zuvor ihre Designerhandtasche hatte fallen lassen, und warf sich das gute Stück über die Schulter. Nach einem letzten finsteren Blick auf Nic ging sie mit den Worten: „Darauf kannst du dich verlassen.“
2. KAPITEL
Jade erreichte das Hotel in Venedig um fünf Uhr nachmittags. Von einem Paparazzo hatte sie erfahren, dass Nic dort direkt am Canal Grande eingecheckt hat. Und sie war mit ihrer detektivischen Arbeit recht zufrieden. Eine zuverlässige Quelle hatte ihr verraten, Nic würde
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