Der Milliardär und die Liebe
werden sie warten, bis du einen Termin einrichten kannst.“
„Du weißt sehr gut, wie schlecht meine Chancen stehen, nachdem ich kaum Erfahrungen sammeln konnte! Das Vorstellungsgespräch ist die einzige Gelegenheit, mein Können unter Beweis zu stellen.“
„Du brauchst diesen Job doch im Augenblick gar nicht, Maya“, wiegelte er ab. „Du bist in Kürze eine reiche Frau, und wenn du trotzdem arbeiten willst, findest du auch etwas anderes.“
Seufzend drehte sie sich von ihm weg und legte ihre Hände auf die kühle, steinerne Balustrade. „Geht es wirklich nur um deinen Großvater, oder willst du, dass ich die Scheidung zurückziehe?“
Eine ganze Weile antwortete er nicht. Kalte Regentröpfchen rieselten durch die klare Februarluft.
„Du bekommst deine Scheidung, nur nicht sofort“, sagte Giorgio schließlich. „Ich wünsche mir, dass mein Großvater in Frieden stirbt, im Glauben, wir beide hätten wieder zueinandergefunden.“
In Panik wirbelte sie herum. „Wir sollen wieder als Paar leben?“
„Nur für einen Monat oder so“, beruhigte er sie eilig. „Es würde für ihn alles leichter machen. Unsere Trennung hat Salvatore heftig zugesetzt, das ist mir erst heute so richtig klar geworden.“
„Du willst mir die Schuld daran geben, dass er so krank ist?“
Sein entnervter Gesichtsausdruck schien ihr zeigen zu wollen, wie kindisch Giorgio ihr Verhalten fand. „Jetzt verdreh mir doch nicht die Worte im Mund! Mein Großvater ist neunzig Jahre alt, und es ist kein großes Wunder, wenn er in diesem Alter ernsthafte Krankheiten entwickelt. Dass sie nun tödlich verläuft, ist zwar sehr traurig, aber auch nicht unvorhersehbar. Dazu war er sein ganzes Leben lang starker Raucher und hat immenses Glück, trotzdem so alt zu werden. Meinem Vater war das leider nicht vergönnt.“
Maya räusperte sich. „Es ist Schicksal, wann ein Mensch sterben muss.“
In seinem Gesicht arbeitete es sichtbar. „Ja, es gehört wohl zum Leben dazu. Ob in hohem Alter … oder auch eine Fehlgeburt.“ Sein Blick war starr. „Das kommt viel häufiger vor, als du denkst, Maya“, sagte er tonlos.
Sie sah zur Seite. „Wenn wir wieder zusammen wohnen, wird das nur die Dinge zwischen uns komplizierter machen“, erwiderte sie. „Alle schöpfen neue Hoffnung, die dann doch wieder enttäuscht wird, sobald wir endgültig die Scheidung bekannt geben.“
„Mir ist klar, dass es nicht einfach wird. Aber im Augenblick halte ich es für die beste Lösung.“
Wenig überzeugt verzog Maya die Oberlippe. „Wieso? Weil es dir mehr Zeit gibt, einen Schlachtplan zu entwerfen, um dein Eigentum zu schützen?“
„Früher warst du nie so zynisch“, bemerkte er trocken.
„Tja, ich bin eben erwachsen geworden, Giorgio. Dafür hat das echte Leben mit all seinen Tiefschlägen gesorgt.“
In seine eigenen Überlegungen versunken betrachtete Giorgio die gepflegten Gärten jenseits des Balkons, und seine Finger schlossen sich dabei fest um den steinernen Sims der Balustrade. Maya wusste, dass ihm seine Höhenangst schwer zu schaffen machte, denn Schwächen zu akzeptieren, gehörte nicht gerade zu seinen Stärken.
Sie hatte es zufällig herausgefunden, von allein hätte Giorgio niemals mit ihr darüber gesprochen. Das sagte einiges über ihre Beziehung zueinander aus. Seine Höhenangst war für ihn eine Schwäche, die es zu überwinden galt. Diese Lebenseinstellung beeindruckte und frustrierte Maya gleichermaßen. Gern hätte sie ihm geholfen oder wäre ihm nahegekommen, aber er benahm sich, als würde sie ihn in den gefürchteten Abgrund stoßen, sobald er echte Nähe zuließ.
„Ich wünsche meinem Großvater, dass er in Frieden Abschied nehmen kann“, sagte Giorgio leise. „Dafür würde ich alles geben.“
Er will eine Lüge leben und sich wahrscheinlich gleichzeitig weiterhin mit seinem umwerfenden Unterwäschemodel treffen, dachte Maya sarkastisch. Natürlich wusste sie, dass man den Medien nicht bedingungslos Glauben schenken durfte, aber eines hatte sie trotzdem gelernt: wo es Rauch gab, war auch Feuer.
Zwar stritt Giorgio die Affären, die ihm gelegentlich nachgesagt wurden, immer ab, dennoch waren bei Maya grundsätzlich Zweifel gesät worden. Seit fünf Jahren schlug sie sich mit diesen diffusen Ängsten herum und hatte sich stets an die Hoffnung geklammert, dass ein eigenes Kind der Beziehung irgendwann mehr Festigkeit und Substanz verleihen würde.
Leider war das nie geschehen.
Unbewusst legte sie sich eine
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