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Der Millionär und die Nanny

Der Millionär und die Nanny

Titel: Der Millionär und die Nanny
Autoren: Day Leclaire
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irgendwelchen Tagträumereien mit einer aufregenden Frau nachzuhängen. Er musste eine Kandidatin finden, die Nanny und Ehefrau zugleich war.
    Gerade als er den nächsten Namen auf der Liste aufrufen wollte, wurde die Tür heftig aufgestoßen, und seine Nichte stürmte herein. Das kurze goldbraune Haar stand ihr in dichten Löckchen vom Kopf ab. Es war eindeutig, dass sie heute Morgen noch keine Bürste gesehen hatte. Dafür konnte Jack genau sagen, was Marie zum Frühstück gehabt hatte, da genügte ein kurzer Blick auf das bekleckerte T-Shirt. Über den Knien wies ihre Jeans große Löcher auf, und es sah beinahe so aus, als habe die Kleine selbst mit der Schere dafür gesorgt. Außerdem hatte sie bereits mit ihren Wasserfarben „gemalt“. Zumindest war ihr Gesicht mit schwarzen und roten Strichen und Kringeln verziert.
    Marie war schlagartig stehen geblieben und musterte die Frauen wütend, die olivfarbenen Augen zusammengekniffen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und stieß einen markerschütternden Schrei aus, der alle zusammenzucken ließ. Jack überlegte kurz, ob er eingreifen solle. Aber dann blieb er ruhig in der Tür zu seinem Büro stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mal sehen, wie die zukünftigen Nannys mit dieser Situation fertig wurden.
    Einige der Frauen reagierten sofort. Sie sprangen auf und stürzten zur Tür. Jack atmete erleichtert auf. Drei weniger, das war gut. Andere tauschten unsichere Blicke aus. Offenbar wussten sie nicht, was sie mit diesem durchgedrehten Kind anfangen sollten, das plötzlich in ihrer Mitte aufgetaucht war. Schließlich stand eine große, streng aussehende Frau auf und stellte sich vor Marie hin. „Hör sofort auf damit!“, sagte sie streng.
    Doch das Kind schrie nur noch durchdringender und stieß der Frau so heftig gegen das Schienbein, dass die aufstöhnte und schnell das Weite suchte. Schon vier weniger! Jack dankte seinem Schicksal. Diese Person hatte Haare auf den Zähnen und wäre als Ehefrau sowieso nicht infrage gekommen. Und als Nanny schon gar nicht. Außerdem hätte ihm Mrs. Locke nie abgenommen, dass es sich hierbei um eine Liebesheirat handelte.
    Triumphierend blickte Marie sich in dem Raum um. Immerhin hatte sie bereits vier der Frauen verscheucht. Dann ging sie auf die Verbliebenen zu, blieb vor jeder stehen und zog eine riesige Show ab. Interessant war, dass alle unterschiedlich reagierten. Einige versuchten, ihr gut zuzureden, andere glaubten, mit einer sehr bestimmten Haltung weiterzukommen. Eine war sogar kurz davor, Marie zu schlagen. Wieder andere wollten sie beschwichtigen.
    Nur die Frau in Schwarz reagierte überhaupt nicht. Sie tat so, als wäre Marie gar nicht vorhanden, und war weiterhin in ihr Buch vertieft. Offenbar schien sie das Geschrei und das Chaos um sie herum nicht wahrzunehmen. Das war Marie natürlich aufgefallen, und es ärgerte sie. Zumindest presste sie die Lippen aufeinander und baute sich vor der Frau auf, die seelenruhig eine Buchseite umblätterte.
    Gespannt betrachtete Jack die Szene.
    Marie stemmte die kleinen Fäuste in die Seiten. Die Frau sah nicht einmal hoch, auch nicht, als das kleine Mädchen kreischend mit dem Fuß aufstampfte. Schließlich brach seine Stimme, und nur noch ein Krächzen war zu hören. Dann schwieg es.
    Jetzt blickte die Frau hoch und sah das Kind so lange schweigend an, bis es den Kopf senkte.
    Das war erstaunlich, vor allen Dingen weil Jack deutlich einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen der Frau in Schwarz wahrnahm. War es Furcht? Unsicherheit? Auf alle Fälle schien sie sehr verletzlich zu sein, und das war im Grunde keine gute Voraussetzung, um mit einem Kind wie Marie fertig zu werden. Doch dann änderte sich der Ausdruck, wurde härter, unnachgiebiger, aber auch entschlossener und irgendwie hoffnungsvoll.
    Jack starrte sie fasziniert an. Bereits nach wenigen Augenblicken schien sie mit seiner Nichte eine Art Kontakt herzustellen, und das, ohne etwas zu sagen.
    Jetzt erst äußerte sie etwas, allerdings so leise, dass Jack ihre Worte nicht verstand. Dann stand sie auf, ging zur Tür, die zum Flur führte, und öffnete sie. „Wer kümmert sich um dieses Kind?“, fragte sie laut und machte einen Schritt nach draußen.
    „Ich“, hörte Jack leise jemanden antworten. Das war wahrscheinlich die junge Frau, die Jack vorübergehend als Babysitterin angeheuert hatte und die mit Marie vollkommen überfordert war. Offenbar hatte sie sich im Flur versteckt.
    Wortlos schob die
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