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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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offenbar auf Zoff aus,
Rambo. Ich aber nicht. Dann sage ich dir also, weshalb ich auf dem Gelände war.
Dort stand die Bismarck-Schule.«
    »Ist mir bekannt.«
    »Ich war dort mal Schüler.«
    »Wann?«
    »Ah... im vorigen Jahrhundert.
81 bis 86. Einmal bin ich hängen geblieben.«
    »Und hängst noch so sehr an der
Schule, dass du dir jetzt die Trümmer ansiehst.«
    »Nicht deshalb.«
    »Sondern? Du hast uns doch
beobachtet.«
    »Mit euch hat es nichts zu tun.
Es ist... Ihr habt was gefunden, nicht wahr?«
    »Einen alten Blechkasten. Ich
kann ihn gebrauchen für meine Werkzeugkiste.«
    »Ist er leer?«
    »Leer wie der Dom hier um vier
Uhr nachts.«
    »Na, ein Glück! Ich dachte
nämlich vorhin, ihr hättet unsere Bombe gefunden. Deshalb bin ich abgehauen.«
    »Bombe? Was für eine Bombe?«
    Der Typ quälte sich ein Grinsen
ab. »Keine wirkliche Bombe. Wir haben es nur so genannt. Damals vor 16 oder 17
Jahren.«
    »Was ist da gewesen?«
    »Mein Freund Sigurt — Sigurt
Inselgang — und ich, wir haben...«
    »Ich dachte doch glatt, du
wärst Sigurt Inselgang. Wie lautet denn der werte Name? Ich bin Tim.«
    »Jür... äh... ja, Jürgen.«
    »Unter Tim Peter Carsten
findest du eines Tages meine Homepage im Internet.«
    »Jürgen Schulken.«
    Cordhose nannte seinen Namen
nur widerwillig, gab aber offenbar den richtigen an, wie Tim spürte. Der Typ befürchtete
sicherlich, dass er Ausweis oder Führerschein vorzeigen musste.
    »Sigurt und Jürgen haben also
vor 17 Jahren die Bismarck-Schule mit einer Bombe bedroht?«
    »Nicht bedroht! Wir waren
damals Kindsköpfe. Wir haben gespielt. Haben eine Höllenmaschine gebaut und im
Keller der Schule ein Loch ins Fundament gestemmt. Dort haben wir die Bombe
vergraben. Immerhin war ein Dynamitstab drin. Den hatte Sigurt bei seinem Vater
geklaut. Der war Sprengmeister in nem Steinbruch — oder so. Wir haben auch
einen Zettel mit unseren Namen dazu getan. Explodieren konnte natürlich nichts.
Aber wenn man das Kästchen jetzt findet — das wäre mir doch peinlich. Deshalb
bin ich geflitzt.«

    Tim nickte. »Schöne Story.«
    »Eine true story, eine wahre
Geschichte.«
    »Englisch hattest du auch?«
    »Leider nicht. Aber Rus...« Er
stockte und sein listiger Blick wurde ausdruckslos. »Ist ja alles kalter Kaffee
von gestern. Sonst noch was?«
    Tim hatte die Situation voll
überrissen und war sich darüber klar, dass er nichts in der Hand hatte gegen
Schulken.
    »Ich hoffe, wir sehen uns nicht
nochmal.«
    Tim lief zu Opa Leos Laden
zurück.
    Der Uhrmacher war im
Hintergrund am Telefon und redete mit einem Kunden, dessen Schreibtischuhr
offenbar verrückt spielte.
    Gabys defektes
Zeitmessungsgerät lag auf dem Tresen und würde repariert werden.
    Regina sah etwas weniger
unglücklich aus.
    Tim äugte zum Dom zurück.
Schulken war verschwunden.
    Kurzer Bericht. Dann sagte der
TKKG-Häuptling: »Das ist natürlich alles gelogen. Aber Schulken lügt gut. Er
hat einen sächsischen Dialekt. Und ich wette, der Typ ist dort auch geboren —
und aufgewachsen. In Sachsen! Hier ist der nicht zur Schule gegangen, sondern
erst nach der Wende angetanzt. Nachforschung beim zuständigen Schulamt, ob die
Schüler Inselgang und Schulken dort von 81 bis 86 lernpflichtig waren, können
wir uns sparen. Hinzu kommt, dass er sich beinahe verplappert hat. Kein
Englisch in der Schule, aber Russisch. So war das in der ehemaligen DDR.«
    »Und was hat das zu bedeuten?«,
fragte Klößchen.
    »Er hat uns beobachtet, Gaby
und mich. Uns spioniert er nach.«
    »Weshalb?«
    »Gefilzt habe ich ihn nicht.
Aber ich vermute, er ist Mitglied in der PEW. Die Typen, die dich überfallen
haben, Regina, trugen doch auch Tarnjacken?«
    »Genau so wie der eben«, nickte
das Mädchen.
    »Vielleicht will Schulken auch
mir die Haare verkürzen«, meinte Gaby — und fröstelte. »Hat sich aber nicht
rangetraut, weil mein Boyfriend so kräftig aussieht.«
    »Und auch ist.« Tim grinste und
ballte die linke Faust. »Im Übrigen bin ich ganz deiner Meinung, Pfote. Die
Kotztypen sind zu dritt. Wir werden Schulken wiedersehen — und dann sind die
andern dabei. Darauf freue ich mich schon.«

7. Die
Zeitkapsel wird geöffnet
     
    Schulken fluchte, während er am
Dom entlangschlurfte. Zu blöd, dass ihn dieser Tim Peter Carsten gestellt und
ausgehorcht hatte. Sicherlich, den hatte er veralbert. Aber war der darauf
reingefallen? An die Glockner, dachte Schulken, darf ich jetzt nicht mehr ran.
Das müssen die andern machen.
    Beschatten

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