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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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unsere
Forderungen werden nicht von Pappe sein. Also, bis gleich.«
    TKKG verließen den Salon und
gingen hinaus in den heißen Nachmittag.
     
    *
     
    Als Tim und seine Freunde nach
— nicht 30, sondern 42 Minuten zurückkamen, hing Grapsbach immer noch in seinem
Sessel. Aber innerlich war er am Boden zerstört. Er bot einen jämmerlichen
Anblick. Bei Gaby kam etwas Mitleid auf - bei den Jungs nicht. Vor allem Tim
erinnerte sich nachdrücklich daran, was für ein skrupelloser, machthungriger
Politiker dieser Dickwanst war.
    Jetzt freilich leistete er kaum
noch Widerstand. Und die Forderungen, die TKKG stellten, waren gesalzen.
    »Erstens«, sagte Tim: »Sie
verzichten auf die sechs Millionen Mark Schmiergeld. Diese Summe kriegen die
Odenhafers. Denn eigentlich gehört denen jetzt der Grapsbach-Block. Das ist
Ihnen hoffentlich klar.«
    »Zweitens«, sagte Gaby. »Opa
Leo bleibt in seinem Laden. Der Uhrmacher erhält einen Mietvertrag auf
Lebenszeit — und zwar kostenlos.«
    »Drittens«, forderte Karl,
»werden Sie mindestens je 500 000 DM Schmerzensgeld zahlen an Tanja
Fritsche-Wolkenkuss und Norbert Tebbich. Dessen Geld erhält aber möglicherweise
ein Vormund, denn der Mann tickt nicht richtig. Das wird noch zu klären sein.«
    »Viertens«. Tim zeigte vier
Finger, »geben Sie uns eine handschriftliche Erklärung, dass die PEW ab sofort
ihren ganzen politischen Einfluss geltend macht, um a. Tierversuche zu
verhindern, b. Zigarettenwerbung anzuprangern und c. Waffenexporte in Krisengebiete
zu unterbinden. — Alles — von erstens bis viertens — wird schriftlich
festgehalten und vereinbart. Mit Ihrer Unterschrift, Ihrem Firmenstempel — und
am besten auch noch mit Ihren Fingerabdrücken. Im Gegenzug verpflichten wir
uns, die Papiere aus der Zeitkapsel geheim zu halten. Nach zwei Jahren — sagen
wir: am 1. Juli 2002 — händigen wir Ihnen die Originale aus. Vorausgesetzt
natürlich, dass Sie sich an alles gehalten haben, besonders im politischen
Alltag. Klar? So, und jetzt werden wir den ganzen Salm formulieren und
niederschreiben. Pfeifen Sie mal Ihren Butler, damit er Papier und Schreibzeug
bringt.«
     
    *
     
    Eine Hundsarbeit wurde daraus
von mehr als zwei Stunden Dauer. TKKG formulierten wie ausgebuffte
Rechtsanwälte, beschönigten nichts und hätten sich nichts abhandeln lassen.
Aber das versuchte Grapsbach erst gar nicht. Er war total abgehalftert und
brauchte zwischendurch drei große Schnäpse, um über die Runden zu kommen.
    Mit den Schriftstücken zogen
TKKG ab. Sie radelten zum Bahnhof, erkundigten sich nach einem günstigen Zug
Richtung Heimat und kauften die Fahrkarten. Zur Jugendherberge! Gepäck holen —
und den Geldkoffer. Auschecken. Der Zug fuhr am frühen Abend. Es war ein
seltsames Gefühl, mit sechs Millionen DM zu reisen — in einem Zweiter-Klasse-Abteil.
    Noch vom Bahnhof aus hatte Gaby
ihren Vater angerufen und in Kurzfassung berichtet — vor allem über Geeber und
Busch.
    »Papi wird sich um alles
kümmern«, sagte sie zu ihren
     
    Freunden. »Das heißt, die
beiden Halunken sind dran. Aber auch wir kriegen was auf den Hut. Wegen
Eigenmächtigkeiten und so. Na ja, wie ich Papi kenne, muss er sich dabei das
Lachen verkneifen.«
    »Ich finde«, meinte Klößchen —
und kaute ein Stück Schweizer Schokolade, »wir haben einen Orden verdient.
Irgendwas Dekoratives wie Bundesverdienstkreuz oder Hosenbandorden.«

    »Letzteren gibt’s nur in
England«, sagte Karl. »Und das Bundesverdienstkreuz wurde bereits an
Otto-Alexander Mugus zu Grapsbach verliehen. Was da dahinter steckt, wissen wir
ja nun. Ich für meinen Teil würde die Dekoration ablehnen.«
    »Ich auch«, nickte Tim. »Lieber
einen freundlichen Händedruck. Aber Opa Leo — da wette ich — wird sich nicht
lumpen lassen. Ganz bestimmt schenkt er jedem von uns eine Uhr — vielleicht
sogar in Gold. Das hat dann auch was mit Zeit zu tun — und wird mich immer
erinnern an Otto-Albrecht, den Mörder aus einer anderen Zeit.«
     
     
     
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bestellen, wenn er es nicht am Lager hat.

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