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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wettkampf-Typ. Und im Straßenkampf ne Niete.«
    »Aber wir wollen nur der
Blonden die Haare abschneiden.«
    Simon lachte. »Ihr Freund darf
seine behalten. Außerdem verhelfen wir ihm zu Nasenbluten.«

2. Bombe?
Schatztruhe? Oder?
     
    Was für ein herrlicher Tag!,
dachte Tim. Die Ferien beginnen. Ich bleibe hier, weil Mütterchen wieder mal in
New York ist. Das Wetter spielt mit. Ich wohne bei Karl. Und Pfotes Uhr ist
kaputt. Spinnt total. Zeigt nur zweimal in 24 Stunden die richtige Zeit an.
Steht also. Aber dafür haben wir ja Opa Leopold Odenhafer, der jede Uhr
reparieren kann: von der Handgelenk-Zwiebel bis zur Kirchturmuhr.
    Tim hielt Gaby an der Hand, was
an diesem schwülen Tag für zusätzliche Erwärmung der Finger sorgte. Egal. Tim
hielt Pfotes Linke als hätte er einen jungen Vogel — einen Nesthocker — in
seiner Karatefaust.
    Sie hatten ihre Bikes bei
Glockners zurückgelassen, auch keine Rollerblades angeschnallt. Tim und seine
Freundin waren zu Fuß unterwegs. Sie schlenderten, wollten in die Innenstadt,
ins Fußgängerviertel am Dom, wo Radfahren neuerdings verboten ist wegen
massenhafter Unfälle, verursacht durch rücksichtslose Biker.
    Gaby trug ihre neue Sonnenbrille,
Tim seine Baseballmütze. Sie waren noch weit vom Ziel entfernt und sohlten
jetzt durch die Klausen-Straße. Es war ein ruhiges Viertel mit alten Häusern,
einem alten Freibad, wo die Becken das Wasser nicht halten konnten — wegen
undichter Stellen — und einem Krankenhaus, das sich auf Blinddarmoperationen
spezialisiert hatte: das Appendix-Klinikum. Unsere Wurmfortsätze haben wir ja
noch, dachte Tim — während sie schlenderten. Sicherlich sind die zu irgendwas
gut — so wie Rachenmandeln und Weisheitszähne.
    Die Klausen-Straße ist breit.
Auf der einen Seite stehen schmucklose Mietshäuser und träumen von Renovierung.
Auf der anderen Seite ist das Gelände der Fürst-Bismarck Grund-, Haupt-, und
Realschule. Aber wie sah’s dort aus?!
    Tim und Gaby blieben stehen und
schauten.
    »Ich hab’s in der Zeitung
gelesen«, sagte Gaby. »Das alte Schulgebäude war baufällig. Einsturzgefahr! Es
musste abgerissen werden. Seit gestern sind sie damit fertig. Schade
eigentlich! Ich finde, es war ein schönes Gebäude. So altehrwürdig mit den
roten Backsteinmauern.«
    »Was sein muss, muss sein«,
meinte Tim und betrachtete das Ruinengelände. »Geht ja nicht, dass die 5a aus
dem ersten Stock en bloc auf die I-Männchen im Parterre fällt. Lieber
rechtzeitigen Abriss und Neuaufbau.«
    »In dem Artikel stand auch, die
Schule soll nicht wieder nach dem Eisernen Kanzler, nach Bismarck, benannt
werden.«
    »Sondern?«
    »Nach einem der neuen Kanzler.«
    »Deren sieben könnten
ehrenhalber ihren Namen spenden. Mehr haben wir noch nicht. Adenauer, Erhard,
Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl und Schröder. Für wen bist du?«
    »Adenauer. Der war total cool.
Außerdem war er Nichtraucher.«
    »Genau meine Meinung, Pfote.
Dann werden wir also ganz sicher...«
    Er hielt inne, denn auf dem
Abrissgelände kamen in diesem Moment drei kleine Jungs hinter einer Restmauer
hervor, kreischten wie toll und rannten zur Straße.
    Ein Vierter folgte. Er streckte
beide Arme über den Kopf und hielt einen mittelgroßen Metallbehälter zwischen
den Händen. Der sah schwerer aus, als er offenbar war.
    »Ich will die Bombe auch
nicht!«, brüllte er.«Gleich geht sie los. Wartet doch! Jetzt werfe ich sie
weg.«

    Anscheinend stürmte er an einem
tiefen Loch vorbei, einem Teil des ehemaligen Schulkellers oder einem — beim
Abriss entstandenen — Krater.
    Jedenfalls schleuderte er das
Metallobjekt von sich — und hinein in unterirdische Gefilde, die Tim und Gaby
nicht sehen konnten.
    Die drei anderen hatten jetzt
die Straße erreicht und rannten in die entgegengesetzte Richtung. Der Letzte
hielt sich die Ohren zu, wohl in Erwartung einer infernalischen Detonation. Als
Numero vier anlangte, lief er Tim in die Arme: ein etwa achtjähriger
Blondschopf mit baumelndem Zahnspangen-Täschchen vor dem T-Shirt.
    »Moment, junger Mann!« Tim
hielt ihn fest.«Was für ne Bombe ist das?«
    »Weiß nicht. Wir haben sie
gefunden.«
    »Wo? Hier?«
    »In der kaputten Mauer ganz
unten. In der untersten. Darunter ist das Erdreich.« — Er sagte tatsächlich Erdreich.
    »Woher wisst ihr, dass es eine
Bombe ist?«
    »Ich denke es mir. So ein
Blindgänger aus dem letzten Krieg. Könnte sein, dass sie getarnt ist. Sieht
nämlich anders aus als ne normale Bombe. Die sind

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