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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hysterie.
    Irgendwie brachte ich es
fertig, im Bruchteil einer Sekunde auf die Füße zu kommen. Harry war sogar noch
schneller.
    »Langsam, Baby, ich mach
Licht«, rief er.
    Einen Augenblick später war der
Raum erfüllt vom trüben Licht einer nackten 25-Watt-Birne. Das war keine
großartige Beleuchtung, sie reichte aber aus, um mir zu zeigen, daß vier Leute
im Zimmer waren — und drei waren nackt. Das waren Harry, ich und das Mädchen,
eine kleine, kräftige Person mit blonden welligen Haaren — und dann war da noch
ein rothaariger Typ in Jeans mit einem Khakihemd, der zusammengerollt auf dem
Teppich lag, neben seiner offenen Hand eine Spritze.
    »Ingwer ?« fragte ich und sah Harry an.
    »Ja«, sagte der große Affe
betrübt. »Ich hab’s dir nicht gesagt, aber er ist ein Fixer .«
    »War ein Fixer«, verbesserte
ich. »Das ist einer der Artisten, der vom Trapez gefallen ist .«
    »Tja. Er sah schon ziemlich
mies aus, als er ankam. Aber was kann ich da machen? Man kann keinen von seinem
Ding abhalten .«
    »Du mußt die Polizei holen«,
sagte ich. »Mußt du dich vorher noch um etwas kümmern ?«
    Harry sah mich dankbar an.
»Danke. Ein paar von den Mädchen hauen besser ab — sie sind zu jung, um in so
eine Sache zu geraten .«
    »Dann mal zu«, meinte ich. »Und vergiß nicht, dich anzuziehen .«
    »Bleibst du da ?«
    »Was soll ich der Polizei schon
sagen? Will mich auch nicht aufhalten lassen. Du wirst schon mit ihnen einig .«
    »Okay, ich seh ’
dich.« Harry schlurfte aus dem Zimmer.
    Ich schaute das blonde Mädchen
an, das mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden saß und die Leiche
anstarrte. Sie biß sich auf die Fingernägel, noch immer kurz vor einem
hysterischen Anfall. Als sie merkte, daß ich sie ansah, schaute sie zu mir
hoch. »Er war ein abgefackter Typ«, seufzte sie
nachdenklich. »Aber das ist keine schöne Art, auszusteigen. Du sagst seinen
Freunden Bescheid, ja ?«
    »Wer sind seine Freunde ?«
    »Du wolltest doch Sandra und
die Familie sehen. Er war einer von ihnen .« Und sie
zeichnete mir den Weg auf.

2
     
    Mit der Plötzlichkeit eines
Überschallknalls schrillte ein indianischer Kriegsruf durch die Luft, als ich
mich friedlich durch den dämmrigen Wald schlug. Ich sprang instinktiv zum
nächsten Baum und umklammerte den Stamm wie ein berauschter Bär.
    Durch die Kiefern kam ein
junger Mann auf mich zugesprungen, dessen langes, wirres Haar aussah, als sei
es in Hühnerfett gewaschen worden. Er trug ein indianisches Haarband, ein
zerrissenes und speckiges Lederhemd, eine Hose aus dem gleichen Material und
war barfuß. Er schwang einen rostigen Tomahawk.
    Ich stieß einen Schrei aus und
ging in die Hocke, ballte die Fäuste und machte mich bereit. Indianischer
Zweikampf war nicht meine Stärke, aber mit dieser bleichgesichtigen Rothaut
würde ich schon fertig werden. Erstens war er einen Kopf kürzer und einen
Zentner leichter als ich, zweitens litt er offenbar unter fortgeschrittener
Unterernährung.
    Er blieb plötzlich stehen und
senkte den Tomahawk. Sein Lächeln war etwas nervös und sollte wohl eine
freundliche Begrüßung darstellen. »He, Mann, was ist denn los? Ist dir der Gruß
des roten Mannes nicht angenehm ?«
    »Ich dachte, die übliche
Begrüßung wäre ein freundliches > Howgh < und die
Friedenspfeife. Wozu braucht man die Hacke ?« Ich
richtete mich auf und entspannte mich ein wenig.
    Sein Grinsen wurde breiter.
»Ich suche Holz. Wir kochen nämlich Kaninchen .«
    »Du siehst aus, als könntest du
es vertragen«, grunzte ich. »Wie oft eßt ihr denn — einmal
die Woche ?«
    Er zuckte die Achseln, daß die
dreckverklebten Fransen seines Hemdes schaukelten. »Der rote Mann hat ein
schweres Leben. Das war schon immer so. Man muß von der ganzen Kacke loskommen,
den verchromten Babyflaschen und nerzverbrämten Lutschern, mit denen das System
einen umgibt. Und dann bleibt einem nicht mehr als das, was der rote Mann schon
immer hatte .«
    »Kaninchen?«
    Er nickte, als schätzte er
meinen Durchblick. »Wenn wir eins kriegen«, sagte er.
    »Warum fragt ihr keinen
richtigen Indianer, wie man vom Land lebt — auf diese Weise würdet ihr
wenigstens nicht verhungern .«
    »Nee«, sagte er rasch, »so
schlimm ist es auch nicht. Wir essen ganz gut, und wir haben genug Gras, um die
Kaninchen zu füttern. Wow!« Bei dem Witz funkelten seine Augen, und er sah mich
an, um zu sehen, wie ich es aufnahm.
    »Ich bin Rechtsanwalt«, sagte
ich, »und nicht von der Polizei .« Es

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