Der Mörder mit der Spritze
nicht .«
»Vielleicht. Aber er kann da
nicht so sicher sein. Du warst bei dem deal dabei. Weiß er, ob du
den Mund hältst, wenn die Polizei dich eines Tages erwischt ?«
Die glasigen, verträumten Augen
zeigten Sorge, und er starrte mich kalt an, während er nachdachte. »Du könntest
recht haben«, sagte er schließlich. »Aber was soll ich machen ?«
»Etwas kannst du tun«, sagte
ich rasch. »Dann verspreche ich dir auch, daß ich den Mörder heute abend noch habe. Dann kannst
du dich in aller Ruhe mit deinem Geld und deinem Beutel Gras dünn machen, und
wenn du lange genug lebst, landest du vielleicht doch noch in einem
Siedlungshäuschen .«
»Solange lebe ich bestimmt
nicht«, sagte er. »Also, was soll ich machen? Mir ist alles recht, wenn ich
mich nicht dauernd umdrehen muß und Angst haben, daß mich jemand kaltmachen will .«
»Ein Telefongespräch. Das ist
alles. Okay?«
Er sah verwirrt aus. »Klar. Wen
soll ich anrufen ?«
»Cecil Holloway.«
» Gollums Alten?« Er sah mich amüsiert an. »Was sag’ ich denn dem?«
»Daß du über die
Rauschgiftgeschichte Bescheid weißt — und daß du weißt, wer Gollum umgebracht hat. Sag’ sonst keinen Ton, und verlange fünftausend Dollar
Schweigegeld .«
»Ah, jetzt sehe ich, was du
willst — du bist dort und beobachtest seine Reaktion. Herrje, glaubst du, daß
der Alte Gollum umgelegt hat ?«
»Ruf du nur an und überlaß die Schlußfolgerungen mir. Wenn Holloway interessiert ist, bestelle ihn zum alten Haus. Und dann
keinen Ton mehr, einfach einhängen.«
»Okay, Herr Rechtsanwalt, Sie
haben ein Helferlein gewonnen. Es wird nur eine Weile dauern, bis ich ein
Telefon gefunden habe. Die wachsen nämlich hier nicht auf Bäumen .«
»Ich setze dich bei einer Bar
an der Straße ab. Dort bleibst du bis neun. Dann rufst du an, nicht früher .«
»Eine Bar? Was soll ich denn
dort? Ich trinke nicht .«
»Ach so. Na, ich hätte bestimmt
ein schlechtes Gewissen, wenn ich dich mal zu einer anderen Droge verführen
könnte«, sagte ich. »Na gut, setze ich dich halt bei einem Schnellimbiß ab. Du kannst dich ja die Zeit über im Lokus einschließen .«
Wir brauchten eine halbe
Stunde, bis wir wieder an meinem Wagen angekommen waren. Ich ließ Sauron an einem Hamburger-Stand bei einer Tankstelle
aussteigen. Er wollte sich lieber draußen hinlegen und nach den Sternen
schauen, versprach aber, auch hin und wieder auf die Uhr zu sehen.
Wir gaben uns nicht die Hand,
aber als er wegging, sah ich einen Zipfel der schwarzen Robe aus dem
Leinenbeutel hängen, in dem er alle seine Sachen hatte, und dachte mir, daß er
doch nicht so schlecht war, wie ich zuerst geglaubt hatte. Im Grunde war er ein
Überredungskünstler, der unter Fehlanpassung litt. Wenn er ein wenig dümmer und
ein bißchen selbstsicherer gewesen wäre, hätte er einen guten Politiker
abgegeben.
Als ich Forestville erreicht hatte, hielt ich an einer Telefonzelle.
»Ich möchte Sergeant Brown
sprechen«, sagte ich höflich zu dem Beamten.
»Wer spricht da ?«
»Sagen Sie ihm, es ist der
gelackte Anwalt, der mit ihm über Mord reden will .«
»Moment.«
Warten machte mir gar nichts
aus. Bis sie festgestellt hatten, woher der Anruf kam, war ich doch schon weg.
Ein paar Minuten später kam
Brown an den Apparat. »Roberts, wo sind Sie, und warum haben Sie es getan ?«
»Was meinen Sie damit, Sergeant ?« sagte ich unschuldig. »Sie halten mich doch nicht etwa
für den Kopf eines großen Rauschgiftsyndikats, der eigens hierhergeschickt wurde,
um Ihnen bei der Ausrottung von Hippies behilflich zu sein ?«
»Sehr komisch«, sagte er böse.
»Wir wäre es jetzt, wenn Sie mal vorbeikommen und darüber reden würden, damit
kein falscher Eindruck entsteht ?«
»Aber sicher«, versprach ich.
»Nur nicht sofort.«
»Hören Sie, Roberts«, grollte
er. »Wir kriegen Sie. Kommen Sie lieber jetzt, oder...«
»Sie hätten mir sagen sollen,
daß Sie gemeinsam mit dem FBI einem großen Rauschgiftring auf der Spur waren.
Und deshalb wollten Sie nicht, daß ich mich zu sehr in einen unwichtigen
Mordfall verbeiße, nicht wahr ?«
Am anderen Ende der Leitung war
Schweigen.
»Wenigstens hätten Sie mir
sagen sollen, daß die drei toten Jungen in die Sache verwickelt waren«, fuhr
ich fort, »und das wollten Sie nicht sagen, weil Sie wußten, daß Sie auch den
Mörder fassen würden, wenn Sie die Heroinquelle entdeckt hatten .«
»Roberts, ich meine es ernst.
Es ist besser, wenn Sie kommen und mit mir
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