Der Mörder mit der Spritze
war.
»Sie brauchen nur Sergeant
Brown zu sagen, daß er hier finden wird, wovon er schon immer geträumt hat;
zwei Hippies, die mit Heroin handeln, Mörder dazu. Und als Sonderprämie noch
eine Tasche voller Heroin. Allerdings muß er sich beeilen .«
»Wovon reden Sie eigentlich ?« fragte der Polizist barsch. »Und wer sind Sie ?«
»Das wird der Sergeant schon
wissen«, fauchte ich. »Sehr viele Leute sind nicht daran interessiert, ihm
solche Geschenke fertig verpackt zu präsentieren. Und vergessen Sie den
Krankenwagen nicht .«
Ich hängte ein und stellte mir
Browns Reaktion vor, wenn ich ihm zwei Mörder vor die Nase setzte.
Wahrscheinlich würde er seinen Fehler nicht zugeben. Aber mir war es gleich,
was er mit dem Fall anfing, solange Gollum und sein
Partner unschädlich gemacht wurden.
Auf dem Rückweg war ich
wesentlich schneller. Mein Kopf tat nicht mehr so weh, aber mein Stolz war
verletzt. Wenn Brown auftauchte, wollte ich ihm die beiden auf einem silbernen
Tablett servieren. Meinen Revolver hatte ich noch und hätte ihn auch benutzt,
wenn es notwendig geworden wäre. Aber als ich zurück ins Haus kam, war Gollum allein und lag nicht mehr an der Wand. Er hatte sich
bewegt. Eine frische Blutspur führte in die Mitte des Zimmers, wo er auf dem
Rücken lag und mit offenen Augen zur Decke starrte. Eine brandneue, funkelnde
Spritze steckte in seinem Herzen.
Ich sah mich sorgfältig um. Die
Tasche mit dem Heroin war verschwunden.
9
Ich bezweifelte nicht im geringsten , daß Sergeant Brown wußte, wer angerufen hatte,
und daß er ein Bündel bohrender Fragen für den Anwalt aus der Stadt haben
würde, wenn er die Leichen und keine Drogen fand. Ich konnte natürlich
versuchen, mich herauszureden und ihn mit ein paar passenden Paragraphen zu
bepflastern, aber ich vermutete, daß er sich auf solche Spiele nicht einlassen
würde. Und meine Chancen, ihn von meiner Theorie zu überzeugen, standen nicht
besonders gut — schließlich hatte ich als Beweis nicht mehr als eine Leiche und
eine leere Spritze.
Aber wenn ich die Drogen und
den Mörder finden wollte, um Sergeant Brown eine Freude zu machen und
sicherzustellen, daß ich den Staat als freier Mann verließ, wo sollte ich
anfangen?
Noch nicht einmal die Tasche
war mir geblieben — und ich hatte keine Ahnung, wo ich mit der Suche beginnen
sollte. Vielleicht unter dem nächsten Felsen, dachte ich säuerlich.
Und dann kam mir ein
verzweifelter Gedanke. Wieso nicht? Irgendwo mußte ich ja suchen. Warum nicht
unter einem Felsen?
»Dieser Platz ist perfekt«,
erklärte Sauron ernsthaft und lehnte sich an einen
anthrazitgrauen Felsen. Sein schwarzes Gewand war verschwunden, er trug jetzt
ganz gewöhnliche Jeans und ein dunkelrotes Hemd. »Von hier aus kann man die
Bullen auf der Straße kommen sehen; von dort aus müssen sie noch zwei Meilen
laufen, also bleibt dicke Zeit, sich dünne zu machen .«
»Ich hatte mir schon gedacht,
daß du zurückkommen würdest, um das Marihuana abzuholen. Calvin hat mir gesagt,
daß es hier versteckt ist .«
»Und das Geld«, gab er zu. »Ein
Typ wie ich erregt zuviel Aufmerksamkeit, wenn er in
eine Bank marschiert und dicke Kohlen einzahlt. So habe ich auch mein Geld hier
versteckt .«
»Das muß eine ganze Menge sein.
Mit Heroin kann man reich werden .«
Er sah mich mit seinem harten,
durchbohrenden Blick an, nur daß er jetzt nicht mehr bedrohlich schien. Er war
entspannt, hatte Gras geraucht und war mit den Machtspielen fertig, zumindest im
Augenblick. Als ich von der Straße den Hügel hinaufgekeucht kam, hatte er mir
von einer buckligen Anhöhe aus zugerufen, wo ein großer halbmondförmiger
Felsblock eine Art natürlicher Hängematte bildete, einen geschützten Raum, in
dem ein halbes Dutzend Leute liegen und die Straße beobachten konnten, ohne
selbst gesehen zu werden. Ich war allein, so wußte er, daß er sicher war. Ich
hatte keine Polizei mitgebracht, und er war bereit, mit mir zu reden, weil ich
ihm vielleicht helfen konnte, einer Anklage wegen Marihuanahandels zu entkommen, wenn nicht wegen mehr.
»Ich weiß«, sagte ich
leichthin. »Du wirst mir jetzt erzählen, daß du noch nie in deinem ganzen Leben
Heroin gesehen hast. Du bist nur ein unschuldiger Graskrämer, der spirituelles
Glück verkauft .«
Er zuckte die Schultern und
lächelte, verzog die dünnen Lippen zu einem Grinsen, das so schnell verschwand,
wie es gekommen war. »Stimmt, Mann. Bis heute morgen hatte ich keine Ahnung, daß Gollum
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