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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dann in einem Stahlrohrsessel Platz, um auf die Fertigstellung der Liste zu warten. Miß Beech war eine flinke Schreiberin, aber da sie die meisten Adressen im Telefonbuch nachblättern mußte, verstrich geraume Zeit. Der Kommissar hatte das Gefühl, daß sie neugierig war und den brennenden Wunsch verspürte, einige Fragen zu stellen. Er wartete es ruhig ab, bis sie nicht mehr länger an sich zu halten vermochte.
    „Das ist wirklich das erste Mal, daß jemand von der Polizei zu uns kommt", sagte sie und warf einen prüfenden Blick auf den Kommissar. „Dazu noch jemand von der Mordkommission. Ich kriege schon eine Gänsehaut, wenn ich bloß den Namen höre. Ich hoffe doch, Ihr Besuch hat nichts mit Mr. Carter zu tun?"
    „Eher mit seiner Nichte."
    „Mit Miß Hopkins? Ist ihr etwas zugestoßen?"
    „Sie wurde ermordet."
    Miß Beech stieß einen Schrei aus und ließ die Hände in den Schoß sinken.
    „Das kann doch nicht wahr sein!"
    „Leider stimmt es, Miß Beech."
    Die Sekretärin schüttelte seufzend den Kopf.
    „Mr. Carter hat es ja prophezeit!"
    Der Kommissar lächelte freundlich. Es entging der bedrückten Miß Beech, daß seine Augen um eine Nuance heller und aufmerksamer geworden waren.
    „Was hat er prophezeit?"
    „Daß es mit ihr einmal ein schlimmes Ende nehmen würde", erwiderte Miß Beech.
    „Das hat er gesagt?"
    „Ja — und zwar erst in letzter Zeit."
    Morry schwieg, und die Sekretärin fragte plötzlich erschreckt:
    „Mein Gott, Sie werden doch nicht etwa denken. ..?"
    „Nun, Miß Beech?"
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf.
    „Nichts, Sir."
     
    *
     
    Für die Auswertung der Gästeliste zog der Kommissar den knochigen, überlangen Inspektor Flavius sowie den schlanken, hochgewachsenen Hilfsinspektor May hinzu. Beide Mitarbeiter waren seit langem gute und zuverlässige Stützen des von Kommissar Morry geleiteten Sonderdezernats von Scotland Yard. Es war nicht nötig, ihnen lange Erklärungen zu geben; sie begriffen auch so, worauf es ankam.
    Während sie die Auswertung der Liste in Angriff nahmen, ließ sich der Kommissar von einem Dienstwagen zur Wohnung von Miß Hopkins bringen. Die Tür des Appartements war sofort nach Bekanntwerden des Mordes von den Beamten des zuständigen Polizeireviers versiegelt worden. Um die Räume betreten zu dürfen, mußte der Kommissar, dem Buchstaben des Gesetzes gemäß, einen Revierpolizisten mitnehmen. Zunächst aber unterhielt er sich mit dem Hausmeister, einem gewissen James Kinley, der infolge des Fehlens einiger Vorder- und Seitenzähne beim Öffnen des Mundes so aussah, als sei er ein Meister des leeren, törichten Grinsens.
    Kinley empfing den Kommissar in der zu ebener Erde gelegenen Wohnung, in der es stark nach Kohl roch, und wo eine mürrisch wirkende Mrs. Kinley mitsamt ihrem Nähzeug auf Weisung im Nebenzimmer verschwand.
    „Ja, wissen Sie", sagte Kinley und schob beide Hände in die Taschen, „mit ihren Besuchern war das so eine Sache. Sie wechselten sehr häufig. Ich könnte nicht sagen, daß sie einen festen Freund hatte. Sie schlief oft außer Haus, und es gab Wochen, wo wir sie nur ein- oder zweimal zu Gesicht bekamen. Meine Frau erklärte mir immer, es sei eine Schande, so eine vom Theater im Hause zu haben. Sie verderbe nur die guten Sitten. Ich persönlich war sechs Jahre Soldat, Sir, und ich denke in dieser Hinsicht nicht so puritanisch wie meine Frau, aber ich muß zugeben, daß es Miß Hopkins toll getrieben hat. Natürlich war das ihre Privatangelegenheit. Im übrigen bezahlte sie die Miete stets pünktlich, und nur ein einziges Mal bat sie um eine Woche Aufschub. Sie erschien mir nie ängstlich, und ich hatte, wenn Sie schon danach fragen, auch nie das Empfinden, daß sie sich bedroht fühlte."
    „Kennen Sie einige der Besucher namentlich?"
    „Nein, Sir. Nicht einen. Es waren meistens jüngere Leute, so im Alter von Miß Hopkins, würde ich sagen."
    „Vielen Dank, Mr. Kinley. Vielleicht muß ich später noch einige Fragen an Sie richten. Jetzt möchte ich nur noch einen wichtigen Punkt klären: Der Mörder hat die Handtasche mit den Schlüsseln von Miß Hopkins an sich genommen. Das heißt, es ist möglich, daß es ihm darum ging, die Wohnung der Ermordeten zu betreten und die Dinge zu entfernen, die ihm wichtig erschienen."
    „Wenn ich recht orientiert bin, wurde die arme Miß Hopkins heute morgen gegen zwei Uhr ermordet. Da sich die Tat auf der anderen Seite der Stadt ereignet, hätte der Mörder mindestens eine Stunde

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