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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Hinterausgang ins Haus gelangen konnte."
    „Finden Sie es nicht ein wenig ungewöhnlich, daß ein Mann, der doch alle Ursache hat, im Dunkeln zu arbeiten, seinen Mantel in der Garderobe aufhängt?"
    „Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Kommissar. In der Tat ist das Verhalten des Mannes nur schwer zu erklären. Aber es ist nun mal so — was immer auch die Gründe sein mögen."
    Morry schaute den Sprecher an. Er vermochte sich des Eindruckes nicht zu erwehren, daß Carter etwas verschwieg. Aber was und warum?
    „Da fällt mir noch etwas ein", sagte Carter. „Es betrifft den Mantel. Sie haben es möglicherweise schon durch Sergeant Crabb erfahren, daß ich nur durch einen dummen Zufall, durch eine Unachtsamkeit, nach dem Mantel griff und dann hineinschlüpfte. Sein Saum war mit Dreck bespritzt, und Burgos glaubte sich erinnern zu können, daß er während der Fahrt zu meinem Haus auf dem Richmond-Hill einen Fremden mit Hut, Schirm und Regenmantel bemerkt hatte. Das Gesicht vermochte er nicht zu sehen. Vielleicht befragen Sie ihn am besten selbst. Burgos wird Ihnen einige Angaben über die Körpergröße des Mannes machen können — aber das wird wohl alles sein, was er sagen kann. Ich brauche Ihnen ja nicht zu erklären, wie das ist, wenn man einen Menschen nur ganz flüchtig im Vorüberfahren sieht. Viel bleibt da nicht haften."
    „Vermissen Sie irgend etwas?"
    „In meinem Haus? Geld, meinen Sie?"
    „Das habe ich nicht gesagt. Nahmen Sie nach dem Geschehen dieser Nacht eine Bestandsaufnahme Ihres Inventars auf?"
    „Erst am Morgen. Bevor ich ans Büro fuhr, ging ich durch das ganze Haus. Ich bemerkte nichts Verdächtiges. Ich konnte auch nicht das Fehlen eines Gegenstandes feststellen. Natürlich war es nur eine sehr flüchtige Untersuchung. Meinen Schreibtisch nahm ich mir ein wenig genauer vor. Ich bin sicher, daß niemand versucht hat, ihn zu öffnen oder zu durchwühlen."
    „Empfangen Sie oft Gäste?"
    „O ja — ich liebe es nicht, abends allein zu sein."
    „Wohnt die Dienerschaft im Hause?"
    „Nein, Sir. Ich hasse neugierige Domestiken. Wenn ich die Einsamkeit bekämpfe, dann nur mit Leuten, die mir Entspannung und Unterhaltung versprechen."
    „Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Carter. Fertigen Sie mir eine Liste mit den Namen aller Leute an, die Sie im Laufe des letzten Jahres besuchten."
    „Ist das Ihr Ernst?"
    Morry nickte. „Vergessen Sie nach Möglichkeit nicht einen einzigen Namen. Es ist sehr wichtig."
    „Sie glauben also ...?"
    „Ja, ich glaube, daß der Täter Ihr Haus genau kennt."
    „Diese Möglichkeit habe ich auch schon in Betracht gezogen. Sie liegt ja sehr nahe. Ja, die Besucher. Das ist eine Heidenarbeit. Eine lange Liste, Sir. Wenn ich alle männlichen Besucher aufführe, werden wohl gut fünfzig bis siebzig Namen Zusammenkommen."
    „Vergessen Sie nicht, daß sich der Täter darunter befinden kann. Siebzig Namen und ihre Ueberprüfung sind in einem Mordfall eine relativ einfache Aufgabe."
    „Das leuchtet ein. Neigen Sie zu der Ansicht, daß der Mörder und jener Unbekannte, den Julia im Garten und Gladys — Miß Brooks, meine ich — am Fenster sahen, ein und dieselbe Person sind?"
    „Vieles spricht dafür."
    „Wurde Julia beraubt?"
    „Das ist ein Punkt, den ich gerade berühren wollte. Was hatte Ihre Nichte bei sich, als sie das Haus verließ?"
    „Einen kleinen Koffer und ihre Handtasche. Sie trug...“
    Morry hob die Hand. „Bleiben wir zunächst bei der Tasche. Was enthielt sie?"
    „Nichts Besonderes, nehme ich an. Ihre Papiere, die Schlüssel und ein bißchen Kosmetik. Natürlich auch die Brieftasche...“
    „Pflegte Miß Hopkins im allgemeinen größere Geldbeträge bei sich zu tragen?"
    „Das war unterschiedlich. Sie hatte kein wirkliches Gefühl für den Wert des Geldes. Wenn sie welches hatte, gab sie es aus. Zuweilen hatte sie hundert Pfund, dann wieder nur ein paar Schillinge bei sich."
    „Wie war das gestern?“
    „Tut mir leid, das weiß ich nicht."
    „Führte Miß Hopkins ein aufwendiges Leben?"
    „Zeitweise. O ja, sie konnte ein ganzes Monatsgehalt für ein Kleid ausgeben. Am nächsten Tag brachte sie es fertig, nur deshalb im Hotel oder bei mir zu übernachten, weil sie das Geld für das Taxi sparen wollte. Sie wohnte am anderen Ende der Stadt."
    „Was verdiente Miß Hopkins?"
    „Sie erhielt ein Monatsgehalt von fünfzig Pfund. Damit wäre sie niemals ausgekommen. Ich gewährte ihr deshalb eine zusätzliche feste Unterstützung von weiteren

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