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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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später ein Mädchen aus Aller, das ihm neun Jahre lang regelmäßig alle zehn Monate ein Kind gebar. Er war in seine Brut vernarrt und, obwohl noch immer leidenschaftlich gegen Grausamkeit bei Tieren, nicht mehr geneigt, Leute zu zerstückeln.)
    »Sie verlassen uns morgen«, sagte der Major zu Fen. »Traurig.«
    »Die Dickinsons kommen übermorgen aus Kanada zurück, und ich muß Mrs. Bragg Gelegenheit geben, sauberzumachen. Kommen Sie mit den Dickinsons nicht aus, Major?«
    »O doch, recht gut, aber er geht nicht in die Kneipe, und der Pfarrer eigentlich auch nicht gern, weil die Leute meinen, sie könnten nicht so viel trinken, wenn er dabei ist, so daß er aus – aus aus« der Major studierte zweifelnd das Affengesicht des Pfarrers »nun, aus Feingefühl, wird man wohl sagen müssen, wegbleibt. Immerhin, es gibt immer Bücher und die Hunde und das Fernsehen, und man kann Besucher im Aller House herumführen, so daß ich genug Beschäftigung finde.«
    »Militärverdienstkreuz, Albert-Orden, D.S.O. hervorragende Tapferkeit«, murmelte Fen. Der Major wurde ein bißchen rot.
    »Ach, da war ich noch sehr jung und dumm«, sagte er. »Außerdem saßen wir noch auf Pferden, und so oft man umkehren und die Flucht ergreifen wollte, liefen die schwachsinnigen Kreaturen einfach weiter, und man mußte kämpfen, um sich absetzen zu können. Außerdem ist das alles alte Geschichte. Wenn ich den Pfarrer heute eine Hymne ankündigen höre, kommt mir das kalte Gruseln… Ach, wußten Sie übrigens schon, daß der Pfarrer nach Rom fährt?«
    Fen riß die Augen auf. »Wie bitte?«
    »Woppie hat mir geschrieben und mich eingeladen«, sagte der Pfarrer gelassen, als erkläre das alles. »Ich hatte das Gefühl, annehmen zu müssen. Woppie ist mein amicus Curiae.«
    »Entschuldigen Sie, mein Lieber, aber ich glaube nicht, daß Sie den Ausdruck ganz richtig verwenden. Er bedeutet: >ein Freund bei Hofe<.«
    »Nicht, wenn er mit großem C geschrieben wird«, sagte der Pfarrer streitsüchtig. »Mit großem C bedeutet er einen Freund an irgendeinem üblen papistischen Hof. Aber Woppie gehört dazu, also kann es wohl nicht ganz so schlimm sein.«
    »Wenn Sie erklären würden«, sagte Fen, »wer Woppie ist – «
    »Woppie ist ein Junge, mit dem ich zur Schule gegangen bin«, sagte der Pfarrer. »Jetzt ist er natürlich Kardinal, aber er war sehr lustig. Er hieß in Wirklichkeit Vittorio Nono, wurde aber Woppie genannt, weil er ein >Wop< war, ein >Ithaker<, Sie verstehen. Woppie machte es überhaupt nichts aus, Woppie genannt zu werden; er lachte nur. Feiner Kerl und der beste Dreiviertelspieler, den die Schule seit Generationen gehabt hatte.«
    »Woppie wird den Pfarrer im Vatikan herumführen«, sagte der Major. »Und er hat sogar eine Audienz beim Papst für ihn arrangiert.«
    »Nein, hat er nicht«, sagte der Pfarrer.
    »Aber, mein lieber Freund, Sie haben mir doch erzählt – «
    »Eine Audienz beim Papst haben, unterstellt, daß nur der Papst redet und ich nur zuhöre. Davon wird keine Rede sein können.«
    »Nein«, sagte der Major nachdenklich. »Wenn ich es mir recht überlege, bestimmt nicht.«
    »Ich werde Seiner Heiligkeit auch nicht den Ring küssen«, sagte der Pfarrer, »a) weil das götzendienerisch ist, und b) weil es unhygienisch ist man weiß nie, wer ihn zuletzt geküßt hat, könnte Gelbfieber oder sonst etwas gehabt haben. Aber Woppie meint, den Papst würde das nicht stören, also werde ich doch fahren.«
    (Wie der Major Fen einige Wochen später heiter schrieb, habe sich das Gespräch unerwartet gut entwickelt, und beide Männer Gottes hätten die meiste Zeit damit zugebracht, nicht so sehr die Lauheit ihrer Laien als vielmehr die Torheiten ihres Klerus zu beklagen. »Durchaus kein übler Bursche«, lautete das Urteil des Pfarrers nach seiner Rückkehr, »wenn man ihm nur etwas Vernunft zur christlichen Lehre einbläuen könnte.«)
    Jetzt sagte er: »Und Ihr Buch, Fen: Werden Sie daran weiterschreiben, wenn Sie wieder in Oxford sind?«
    »Nein«, erwiderte Fen und berichtete von der freiwilligen Liquidation seines Verlages. »Nun, da es wohl kein Geld mehr gibt, könnte mich nichts verlocken, daran weiterzuarbeiten.«
    »Aber könnte es nicht ein anderer Verlag übernehmen?«
    »Wohl möglich, doch das ist eigentlich gar nicht meine Richtung. Ich wollte mir nur die Zeit vertreiben.«
    »All die Bücher, die Sie gelesen haben«, sagte der Major. »Das wenigstens muß Spaß gemacht haben.«
    »Bis zu einem gewissen

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