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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Nur vom Guten-Tag-Sagen. Und ich möchte meinen, daß Sie das von den meisten Leuten hören werden. Schrecklicher Mensch, dieser Routh. Und Hagberd völlig übergeschnappt, der arme Kerl. So stand natürlich niemand in engeren Beziehungen zu ihnen jedenfalls meines Wissens nicht.«
    »Hagberd kam Ihnen eindeutig geisteskrank vor, wie?« fragte Padmore ernsthaft. »Schon vorher?«
    »Guter Gott, ja, er war schon seit Monaten so«, sagte der Major. »Fragen Sie, wen Sie wollen. Das lag an der vielen Arbeit.«
    »Aber was ich nicht verstehen kann, ist, warum niemand etwas unternommen hat, wenn schon feststand, daß er gefährlich war.«
    »Aber, mein lieber Freund, das ist es ja, was keiner von uns begriffen hat. Er konnte natürlich sehr hitzig sein, vor allem gegen Routh und Mrs. Leeper-Foxe, aber wer wäre das schließlich nicht? Außerdem«, sagte der Major mit großer Sachlichkeit, »hat jeder, der auf dem Land lebt, einen leichten Klaps. Wenn wir alle anfangen würden, einander für verrückt erklären zu lassen, bliebe keiner mehr übrig.«
    »Der Mord kam also völlig überraschend?«
    »Tja…« Der Major legte eine kleine Denkpause ein und fuhr mit der Spitze seines rechten Zeigefingers über seinen schmalen schwarzen Schnurrbart. »Ja und nein. Das ganze Hacken und Hauen danach, nicht wahr – irgendwie paßte das durchaus zu Hagberd. Was nicht zu passen schien, war die Tat selbst.«
    Padmore griff nach seinem Glas.
    »Auf Hagberd; das tote Fleisch war totes Fleisch, nicht mehr«, sagte er sonor. Offenkundig zitierte er jetzt aus seinem Buch. »In der Mißhandlung«, fuhr er fort, »der Mißhandlung des toten Fleisches, heißt das, konnte demzufolge nicht das wahrhaft Böse liegen. Der Schmerz, nicht der Tod, war der Feind.« Fen und der Major merkten sich beide gleichzeitig im stillen etwas vor und verringerten die potentiellen Verkaufsziffern des Buches damit um zwei. »Ist das Ihrer Meinung nach richtig?« fragte Padmore, in die Alltagssprache zurückfallend. »Mehr oder weniger richtig?«
    »Ganz richtig, mein Lieber, absolut richtig«, bestätigte der Major. »Und sehr… sehr kraftvoll ausgedrückt. Ja. Die Sache ist nur die wenn es Ihnen nichts ausmacht, daß ich das erwähne daß ich den Sinn nicht ganz einsehe, warum es überhaupt ausgedrückt wird, kraftvoll oder nicht. Ich meine, es trifft zwar zu, daß wir alle Hagberd für harmlos hielten, aber er war es doch nicht, oder? Er beachtete unsere Ansichten zum Thema überhaupt nicht und ging hin und ermordete den schrecklichen Routh trotzdem.«
    An diesem Punkt mischte sich eine neue Stimme ins Gespräch ein: die Stimme des alten Mannes, der am Kamin saß.
    »Hadder gar nich«, sagte sie.
     
     
    2
     
    Der alte Mann hieß Gobbo.
    So wurde er jedenfalls allgemein genannt; sein richtiger Name, Gorley oder Gorman oder so ähnlich, war schon so lange nicht mehr im Gebrauch, daß er ihn vermutlich selbst vergessen hatte. Was den Namen >Gobbo< anging (mit Shakespeare hatte es nichts zu tun), er wurde dem jungen Gorman (oder Godwit) wegen der außergewöhnlichen Unart verliehen, sich in übertriebener Weise zu räuspern und zu spucken. Gobbo räusperte sich und spuckte nicht mehr, da seine dritte Ehefrau ihm diese anstößigen Praktiken mit einiger Mühe ausgetrieben hatte; aber der Spitzname war geblieben (der Lohn für die dritte Frau bestand, nachdem sie erschöpft ins Grab gesunken, darin, daß ein monumentaler Steinmetz, einem Mißverständnis erliegend, >Agnes Lucy Gobbo< auf ihren Grabstein meißelte). Was das übrige anging, so erweckte Gobbo, wie viele Bewohner von Devonshire abseits der ausgetretenen Touristenpfade, den Eindruck, unverändert aus einem sehr frühen Roman von Eden Phillpotts übriggeblieben zu sein. Er kicherte geil bei Bemerkungen über Liebe und Geschlechterbeziehungen. Er schnorrte Getränke. Er schwelgte in Erinnerungen, schlüpfrig, wenn auch nicht sonderlich fesselnd, über seine Jugend, in der die Hauptbelustigungen offensichtlich aus Wildern und Voyeurtum bestanden. Er offerierte Rezepte für Langlebigkeit. Im Winter bekam er in >The Stanbury Arms< täglich kostenlos einen halben Liter Bitterbier, damit er sich um das Kaminfeuer kümmerte. Manchmal fiel es ihm auch ein, das zu tun. Leise ächzend von der Anstrengung, pflegte er ein großes Scheit auf das Feuer zu werfen, das ein anderes großes Scheit wegstieß, das dann hinauskippte und auflodernd in die Mitte des Raumes

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