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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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verstehen, schon glasig waren, »weil die Frau, die ihm sein Abendbrot besorgt, nicht wartet. Aber rund um die alte Ulme draußen ist eine Sitzbank angebracht, und er setzt sich beim Heimweg dort hin und rastet… Sie haben also an jenem Abend mit Hagberd unter dem Baum gesprochen, Gobbo?«
    »Hja.«
    »Versuchen Sie doch mal, ein bißchen gesprächiger zu sein, mein Lieber, ja?« sagte der Major antreiberisch. »Bei diesem Tempo sitzen wir nächste Woche noch hier. Sie haben an jenem Abend mit Hagberd gesprochen gut. Also, worüber haben Sie sich unterhalten?«
    »Hja.«
    »>Ja< ist keine passende Antwort, Gobbo.«
    »Hja.«
    »Nein, ist sie nicht. Ich will es anders ausdrücken. Worüber hat Hagberd gesprochen?«
    Gobbo, unverkennbar im Begriff, seine einsilbige Antwort zu wiederholen, korrigierte sich im letzten Augenblick und ersetzte sie durch etwas anderes. Er sagte: »Wär’ übers Kreuz mit ‘ner Sheila, hadder gesagt.«
    Diese unwahrscheinliche Ansammlung von Silben hatte eine zeitweilig betäubende Wirkung, nicht ihres Inhalts wegen, sondern weil sie zunächst überhaupt keinen Sinn zu ergeben schien. Nach einigen Augenblicken nickte Fen jedoch in plötzlichem Verständnis.
    »Hagberd war Australier, nicht wahr?« sagte er. »Er hatte also Ärger mit einem Mädchen.«
    »Mit welchem Mädchen, Gobbo?« fragte der Major.
    »Hat sich nich wenich aufgeregt.«
    »Wer, das Mädchen?« fragte Padmore verständnislos.
    »Er meint den Mann, mein lieber Freund«, erklärte der Major. »Jedenfalls in diesem Zusammenhang.«
    »In diesem Zusammenhang?« sagte Padmore schwerfällig. »Ja. Ich verstehe. Aber welches Mädchen denn? Das ist das erstemal, daß ich von einer Frau in diesem Fall höre ich meine, abgesehen von Mrs. Leeper-Foxe und der kleinen Bust.«
    »Ich glaube nicht, daß Hagberd Mrs. Leeper-Foxe als eine Sheila bezeichnet hätte«, sagte der Major. »Sheila ist ein mehr oder weniger schmeichelhafter Ausdruck, nicht?« Er ging wieder zur Attacke über. »Passen Sie auf, Gobbo. Sie sagen, Hagberd hat sich über eine Sheila ausgelassen. Uber welche Sheila?«
    »Kenn’ keine Sheilas«, gab Gobbo mit fester Stimme zurück, so als wäre ihm etwas vorgeworfen worden. »>Is’n auslännischer Name«, meinte er, Unterhaltung mit Belehrung ergänzend.
    »Dann versuchen wir es anders«, sagte der Major. »Gobbo, Sie wissen doch, wo Routh ermordet worden ist, nicht?«
    »Hja.«
    »Nun, wo?«
    »Bawdeys Meadow.«
    »Und wie weit ist das von hier?«
    Gobbo grübelte.
    »Mehr wie zwei Meil’n«, sagte er schließlich.
    »Ja, nun, mein Lieber, sehen Sie, wenn Hagberd zwei Meilen von hier entfernt war und Routh ermordete, können Sie unter dem Baum nicht mit ihm gesprochen haben, oder?«
    »Hja.«
    »Nein, können Sie nicht, Gobbo.«
    »Er kann nicht mit ihm gesprochen haben«, sagte Padmore gereizt. »Er meint einen anderen Tag.« Er sprach Gobbo direkt an: »Sie können an dem Abend nicht mit Hagberd gesprochen haben. Oder jedenfalls nicht zu der Zeit, die Sie angeben.«
    Gobbo zog würdevoll die Luft durch die Nase.
    »‘s is aber wahr«, sagte er. »Un’ wenn Sie’s nich glauben woll’n, dann fra’n Sie den da oben«, fuhr er fort und ließ den Kopf zur Decke hinaufzucken. »Der sieht all’s, weiß all’s.«
    Diese Hinweise, die für Padmore Gott zu bezeichnen schienen, wurden vom Major weltlicher ausgelegt.
    »Jack Jones?« sagte er. Er meinte den Wirt von >The Stanbury Arms<, einen notorischen Arbeitsscheuen, der fast die ganze Zeit oben in seinem Bett verbrachte. »Aber wenn er Sie gesehen hätte, wäre er doch wohl gehalten gewesen, das zu erwähnen, möchte ich meinen.«
    »Das ist doch alles Unsinn«, sagte Padmore. »Es muß alles Unsinn sein.«
    »Immerhin, überlegen Sie, was für einen Knüller Sie in der Hand hätten, mein Lieber, wenn sich herausstellen sollte, daß Hagberd Routh doch nicht umgebracht hat.«
    »Ich will keinen Knüller. Ich will einfach nicht fünfundsiebzigtausend Wörter noch einmal schreiben.«
    »Da sollte aber jemand mit Jack Jones darüber sprechen«, sagte Fen.
    »Aber das ist alles Unsinn.«
    »Na, kommen Sie, mein Lieber«, meinte der Major, »wir können die Sache in diesem Stadium doch nicht einfach auf sich beruhen lassen, oder?«
    »Wenn etwas daran wäre, hätte dieser Jack Jones, oder wen Sie sonst meinen, das doch erwähnt. Sie haben es selbst gesagt.«
    »Ja, aber er weiß vielleicht etwas, wovon er nicht weiß, daß er es weiß. Fen, mein Lieber, halten Sie es

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