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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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drängten die Ersten hinaus. Es war offensichtlich, dass die Rutschen noch zu steil waren, was unweigerlich zu Verletzungen führen musste. Doch der Fluchtinstinkt und die Panik verhinderten, dass sich die Leute in Geduld üben konnten.
    „Zusammenbleiben!“, rief Katja als Erste aus der Gruppe. „Lena ist verletzt! Beisammenbleiben!“
    Alf sah erst jetzt zu Lena hinüber und konnte feststellen, dass seine Freundin stark aus der Nase blutete und nicht bei Bewusstsein war. „Zusammenbleiben!“, schrie auch er jetzt die Losung hinaus, die sich während der vergangenen Reise als gutes Konzept für die Sicherheit der Gruppe erwiesen hatte.
    Tatsächlich waren außer Eddie alle Mitglieder der Gruppe auf ihren Plätzen geblieben. Katja begann inmitten des ganzen Trubels seelenruhig damit, Lena, die neben ihr saß, zu untersuchen und ihr das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Das zu sehen erleichterte Alf ungemein. Also kann es nicht ganz so schlimm stehen. Katja weiß immer, was sie tut. Mit diesen Gedanken versuchte er natürlich auch, die eigene Hilflosigkeit und Angst zu verdrängen, dass Lena Schlimmeres zugestoßen sein könnte. In dem Chaos selbst nach seiner Freundin zu schauen, schien ihm unmöglich. Meine Güte, Katja hat sich sogar ein Taschentuch von der alten Frau da geliehen. So ganz vorbei kann unsere Abenteuerreise nicht sein, wenn ich so stolz auf Katja sein kann, weil sie mit selbstverständlicher Sicherheit helfen kann.
     
    Alf hatte die deutlich ältere Katja seit Jahren bewundert. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er sich auf dieser Reise in sie verlieben würde. Dass er stattdessen mit Lena zusammengekommen war, hatte alle überrascht, außer Katja. Die hatte es schon geahnt und vorher nichts gesagt. Das war meistens so.
    Anziehend fand Alfred beide Frauen auf ihre sehr unterschiedliche Art. Katja war etwas höher gewachsen aber weniger robust gebaut als Lena und Alfred selbst. Sie strahlte eine zurückhaltende Anmut aus und glänzte durch unbestreitbare Intelligenz, sowie einen ruhigen Charakter. Ihr langes, mittelbraunes Haar war immer wohlgeordnet und wirkte dabei stets seriös, niemals aber als modisches Accessoire. Ganz anders war da Lena, die ihrem Freund Alf in vieler Hinsicht ähnelte. Sie war kräftig, was zwar mit einer breiteren Statur, nicht aber mit überflüssigem Fett einherging. Und sie verstand sich hervorragend auf allerlei praktische Arbeiten. Zwar war Lena nicht dumm und Katja nicht faul, doch Katja war eben dem Wesen nach eher Theoretikerin. Wie Alf trug Lena ihr dunkelblondes Haar offen und halblang, wie er färbte sie sich manchmal bunte Strähnen hinein. Er und die gleichaltrige Lena wurden sogar gelegentlich für Zwillinge gehalten. Allerdings konnte Lena auch sehr viel launischer sein als Alf oder Katja. Alfred ertrug das nicht nur mit stoischer Fassung, er fand die stärker zur Schau getragenen Emotionen Lenas auch durchaus reizvoll.
     
    Das Chaos im Flugzeug ließ allmählich nach. Bald war außer Alfs Gruppe und dem alten Ehepaar, von dem das Taschentuch stammte, das jetzt mit Lenas Nasenbluten vollgesogen war, niemand mehr in der Nähe. Die Alten erschienen Alf erstaunlich ruhig. Ihre faltigen Großelterngesichter, die fortwährend die Andeutung eines Lächelns zeigten und die spärlichen grauen Haare strahlten eine wohltuende Aura der Normalität aus. Sie machten keine Anstalten zur Notrutsche zu fliehen. Genaugenommen gab es dafür auch keinen Grund, wie er jetzt erkannte. Offenbar brannte nichts. Das Flugzeug lag still. Dem scharfen Wind nach zu urteilen, der durch die Notausstiege hereinwehte, dürften alle, die so voreilig ausgestiegen waren, in kürzester Zeit gründlich durchgefroren sein.
     
    Alf vernahm ein Krachen aus Richtung Cockpit. Kurz darauf schritten zwei Männer in Uniformjacken den Gang entlang, begutachteten die Schäden, sahen kopfschüttelnd aber schweigend zu den ausgestiegenen Passagieren unterhalb des Notausgangs hinab. Sie untersuchten sowohl die totgetretene Stewardess als auch drei andere Leichen von Passagieren, die noch auf ihren Plätzen saßen, wo herumfliegendes Gepäck sie erschlagen hatte.
    Unvermittelt nahm einer der Männer, er musste Mitte Vierzig sein, auf einer leeren Sitzbank Platz und wandte sich an das spärliche Grüppchen der restlichen Passagiere: „Ich bin Kapitän Richardson, das ist mein Kopilot Jacques Müller. Wir hatten einen gravierenden technischen Defekt und müssen in den Alpen heruntergekommen sein,

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